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Abenteuer auf dem Heinershof in Stolzenroth


Autor: Evi Seeger

Stolzenroth, Mittwoch, 24. April 2013

Für 800 000 Euro wurde der landwirtschaftliche Hof in Stolzenroth (Gemeinde Pommersfelden) zum Schulbauernhof umgebaut. Zwei Jahre haben die Arbeiten gedauert, doch nun sind sie abgeschlossen. Am Samstag, 4. Mai, wird ab 14 Uhr die Einweihung gefeiert.
Großer Aufenthaltsraum und Speisesaal in einem: Tina Sickmüller (hinten links im fliederfarbenen Shirt) hat heute Zimtschnecken gebacken.  Fotos: Evi Seeger


Marcelina gefällt das Kochen am besten. Den Jungs haben es die Hühner angetan. Vor allem Hanna, eine Henne, die sich streicheln lässt und die aus der Hand frisst. Ja, es wuselt nur so, auf dem Heinershof. Seit Mitte März ist der Umbau zum Schulbauernhof, eine besondere Art Schullandheim, fertig. Am Samstag, 4. Mai wird ab 14 Uhr mit vielen Gästen Einweihung gefeiert.

Die Einrichtung in gemeinnütziger Trägerschaft hat sich naturpädagogische Schwerpunkte gesetzt. Praktisch heißt das, dass die Kinder in alle Arbeiten auf dem Hof einbezogen werden. Zur Zeit bewohnen Schüler der Bamberger Montessori-Schule den Heinershof.

"Ab Mai sind wir komplett ausgebucht", sagt Tina Sickmüller, die Chefin des Hauses. Es gehörte schon ordentlich Mut dazu, Scheune und Kuhstall des alten Anwesens in eine solche Einrichtung umzuwandeln.

Sieht und hört man die Kinder, die auf dem weiträumigen Gelände und im Haus herumtollen, kann man der Sozialpädagogin, die auch noch einen Hort für Schulkinder betreibt, nur Recht geben. Die Kinder fühlen sich in Stolzenroth wohl und sie lernen fürs Leben.

Kochen, Brot backen, säen

Fürs tägliche "Programm" bis 14 Uhr sorgt das Team des Schulbauernhofs. Das heißt dann anpacken in verschiedenen Bereichen: beim gemeinsamen Kochen, beim Brot backen im Holzbackofen, beim Säen, Ernten und der Pflege im Garten oder auf der Obstbaumwiese. Heiner Sickmüller, der frühere Eigentümer, lebt selbst auf dem Hof. Sein Rat ist immer noch gefragt, zum Beispiel jetzt, wo die Kartoffeln in die Erde müssen.

Einen besonderen Stellenwert haben auf dem Heinershof natürlich Tiere. Zurzeit gibt es zwar nur Hühner und den Hofhund Gismo. Aber es sollen noch Schafe und freilaufende Schweine dazu kommen. Seit kurzem hat der Heinershof auch eigene Störche auf dem Dach. Das Nest, von Tina Sickmüller gebaut, hat sich der Storchenmann bereits im vergangenen Jahr angeschaut. Offensichtlich hat ihm das hohe spitze Dach der Scheune gefallen. Denn in diesem Tagen hat er sich eine Frau mitgebracht. Kühe wird es auf dem Heinershof zwar nicht geben, dafür aber eine Kooperation mit einem Steppacher Bauern. Bei ihm dürfen die Schüler in den Stall und beim Melken im Melkkarussell zuschauen.

Dass die Kinder lernen, wo das Essen herkommt, ist Tina Sickmüller wichtig, damit sie später "bewusste Kaufentscheidungen" treffen können. Auf dem Heinershof gehe es nicht um das Spannungsfeld zwischen Bioerzeugnissen oder konventionellen Produkten. Die Kinder sollten vielmehr die gesamte Bandbreite kennenlernen. Die Sozialpädagogin nennt es "Bambi-Syndrom", wenn Kinder Tiere nur noch "süß" finden, aber die Verbindung zwischen dem Tier im Stall und dem Schnitzel auf dem Teller nicht mehr herstellen können. Diese Lücke zu schließen sehe sie als Aufgabe des Schulbauernhofs.

Derzeit ist das Angebot schwerpunktmäßig auf Kinder von der dritten bis zur sechsten Klasse ausgerichtet. Sickmüller überlegt aber bereits, ob es möglich ist, auch etwas für ältere Gruppen anzubieten.

Altes Gemäuer mit Atmosphäre

Nicht nur für Kinder interessant sind die vielen Ecken und Winkel, die unterschiedlichen Ebenen, die alten Balken der ehemals landwirtschaftlichen Gebäude: Das alte Gemäuer hat Atmosphäre. Überall sind die dicken Sandsteinquader zu sehen. Eingerichtet wurde mit allem, was für eine solche Nutzung nötig ist. Der große Eingangsbereich ist Aufenthaltsraum und Speiseraum zugleich auf zwei Ebenen. Von da aus gelangt man zur Küche. Es gibt ein Büro und eine Werkstatt, in der zum Beispiel getöpfert werden kann. Vier Schlafräume mit Hochbetten für 34 Kinder befinden sich im Obergeschoss, wie auch die großen Bäder, getrennt für Mädchen und Jungs und zwei Lehrerzimmer mit eigenem Bad. Etwa zwei Jahre hat es gedauert, bis alles fertig war. Rund 5000 Stunden an Eigenleistung haben die Familie und Freunde des Heinershofs in den Umbau gesteckt. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 800 000 Euro. Etwa 500 000 Euro sind an Zuschüssen geflossen, der Rest wurde vom Verein und Sponsoren finanziert.