Ab in den Schredder? Fränkische Kleinbrauereien kämpfen um ihre Kästen
Autor: Christian Bauriedel
Adelsdorf, Donnerstag, 07. März 2019
Die Bierbrauer haben das Problem, dass immer weniger Leergut zu ihnen zurück kommt. Einzelne Kunden nehmen es mit dem Pfand nicht so genau. Das größere Übel: Manche Handelsketten schreddern lieber Kästen, als sie zurückzugeben.
8 Cent für die Bierflasche, 1,50 Euro für den leeren Kasten: Verglichen mit PET-Flaschen, für die der Kunde bei der Rückgabe 25 Cent zurückbekommt, herrschen auf dem Markt für Bier-Leergut quasi Dumpingpreise.
Für die Bierbrauer ist das Pfandsystem zum Reizthema geworden. "Das Thema Leergut wird immer schlimmer", sagt etwa Hans-Günter Wirth vom Löwenbräu in Neuhaus. Seit längerem sei ein gewisses Stocken beim Rücklauf spürbar. "Der Schwund nimmt zu", so Wirth. Auch Ingo Sauer, sein Kollege von der Brauerei Blauer Löwe in Höchstadt, kennt das Problem: "Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer."
Doch woran liegt das? "Es klappt ja im Großen und Ganzen", betont der Neuhauser Wirth. Die meisten Kunden gäben ihr Leergut nach wie vor dort wieder zurück, wo sie ihren Kasten Bier gekauft haben. Das sei ja auch der große Vorteil des regionalen Marktes. Das Hand-in-Hand zwischen Brauer und Kunde im "Bierland Franken", es funktioniere noch.
Doch es verschwinden immer häufiger Kästen irgendwo im Pfandsystem. Ein Teil durch Touristen oder Durchreisende, die hier einkaufen. Diese Kisten finden ihren Weg nicht mehr zurück zum Ursprung.
Andere Kunden lassen sich mit der Rückgabe Zeit, bis in Keller oder Garage ganze Kästentürme verstauben. Einzelne werfen die Kästen gar gleich auf den Müll. Erst neulich habe er eine seiner Bierkisten in einem Container auf dem Medbacher Wertstoffhof entdeckt. Für Wirth ein Ärgernis.
Denn den Brauern bleibt nichts anderes übrig, als fehlende Kästen nachzukaufen. 8,50 Euro koste ihn ein nagelneuer Kasten inklusive Flaschen, rechnet Wirth vor. Von den 3,10 Euro Pfand ist das nicht kostendeckend zu finanzieren. "Das ist eine teure Angelegenheit", sagt auch Sauer vom Blauen Löwen in Höchstadt.
Verlust geht in die Zehntausende
Bei der Familienbrauerei Rittmayer in Hallerndorfhat der Schwund beim Leergut zusammen mit einer steigenden Quote an "Fremdglas" ein Loch von über 100.000 Euro gerissen. Das sagt Brauereichef Georg Rittmayer. Als Präsident des Verbands der bayerischen Privatbrauereien schlägt er Alarm. Das größte Problem sieht er bei manchen Lebensmittelketten.