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A3-Ausbau: Start mit 118 Bohrlöchern und Schutzanzügen


Autor: Andreas Dorsch

Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 11. Sept. 2015

Im Raum Höchstadt wird der Baugrund für die Verbreiterung der Autobahn untersucht. Die Finanzierung sollen Privatfirmen übernehmen. Zunächst werden 118 Erkundungsbohrungen durchgeführt. Wegen kleinen Tierchen müssen die Bauarbeiter dabei Schutzanzüge tragen.
An der A3 werden derzeit jede Menge Löcher in den Boden gebohrt. Weil hier Härchen der Eichenprozessionsspinner-Raupen durch die Luft fliegen, tragen die Arbeiter Schutzanzüge. Foto: Andreas Dorsch


Wird jetzt an der Autobahn nach Öl gebohrt? Sind gar hochgiftige Chemikalien ausgelaufen? Immer mehr Bürgern stechen die gelben Spezialfahrzeuge ins Auge, die mal hier und mal dort auf dem Standstreifen der A3 und auf Äckern daneben im Einsatz sind und richtig tiefe Löcher in den Boden bohren. Bedient wird die Gerätschaft von Männern in Schutzanzügen und Atemmasken.

Die Bohr-Experten suchen natürlich nicht nach Öl, vielmehr leisten sie Vorarbeiten für den geplanten Ausbau der Autobahn auf sechs Spuren. Ihre Schutzausrüstung müssen sie tragen, um sich vor den Härchen der Raupen des Eichenprozessionspinners zu schützen.

118 Erkundungsbohrungen bis zu einer Tiefe von 40 Metern werden allein zwischen den Anschlussstellen Höchstadt-Nord und Höchstadt-Ost durchgeführt, teilt Ursula Birg, stellvertretende Sprecherin der Autobahndirektion Nordbayern, auf Anfrage des FT mit. Die Arbeiten erledigt die Firma Keller, die deutsche Tochter des nach eigenen Worten "weltweit größten unabhängigen Spezial-Tiefbauunternehmens".

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen gehen in die Baugrund-Gutachten ein, die nötig sind für die Verbreiterung der Fahrbahnen und den Ausbau der Brücken. Pro Brücke müssen beispielsweise vier Bohrungen bis in eine Tiefe von jeweils 25 Meter in die Erde getrieben werden. Die Bohrungen gehen "durch die Überlagerungsböden bis in die Felsarten des mittleren Burgsandsteins", erklärt Ursula Birg.

Die Baugrunderkundungen werde man in diesem Jahr noch abschließen. Insgesamt habe man dann von dem Streckenabschnitt zwischen den beiden Höchstadter Ausfahrten 1200 laufende Meter Bohrproben gewonnen.
Der Boden ist für die Bohrexperten kein Problem, eher schon der Eichenprozessionspinner. Die Raupen dieses Nachtfalters haben giftige Härchen und die lösen bei Berührung mit der Haut heftige allergische Reaktionen aus. Im Raum Höchstadt und speziell an den Eichen entlang der Autobahn sind die Raupen seit Jahren ein Problem. Weil die Mitarbeiter an den mobilen Bohrtürmen schon schmerzhaften Kontakt mit diesen giftigen Härchen hatten, müssen sie Schutzanzüge tragen.

Die Autobahndirektion Nordbayern hat es sich zum Ziel gesetzt, auf dem 79 Kilometer langen Abschnitt zwischen den Autobahnkreuzen Biebelried und Fürth/Erlangen die letzten vier noch laufenden Planfeststellungsverfahren bis Ende 2015 abzuschließen. Dies sind die Teilstücke von Dettelbach bis Wiesentheid, von östlich der Ausfahrt Schlüsselfeld bis Höchstadt-Nord, von Höchstadt-Nord bis Höhe Klebheim und von hier bis zur Raststätte Aurach. Dann bestünde für alle zehn Planungsabschnitte Baurecht, meint Ursula Birg. Wenn das Verfahren optimal läuft, könnte 2019 mit dem Ausbau begonnen werden.

Zur Finanzierung der 79 Kilometer gibt es bereits konkrete Vorstellungen von Bundesverkehrsminister Dobrindt. Er hat im Mai dieses Jahres eine neue Generation von so genannten ÖPP-Projekten vorgestellt. Dazu zählt auch der auf über 900 Millionen Euro veranschlagte sechsspurige Ausbau der A3 von Biebelried bis Erlangen.


Entschädigung mit der Maut

ÖPP steht für öffentlich-private Partnerschaft. Dabei sollen Privatunternehmen bauen und finanzieren und die öffentliche Hand dafür sorgen, dass das Gemeinwohl nicht zu kurz kommt. Die Privatunternehmen sollen mit Mauteinnahmen entschädigt werden. Laut Aussage der Autobahndirektion Nordbayern laufen derzeit "vertiefende Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen", ob ein ÖPP-Modell hier sinnvoll wäre. Nach momentanem Stand wäre es das.

Unterdessen läuft das Planfeststellungsverfahren weiter. Für den Abschnitt Höchstadt-Nord bis Klebheim hat die Regierung von Mittelfranken am Dienstag, 13. Oktober, um 9.30 Uhr in der Fortuna Kulturfabrik in Höchstadt ein Anhörungsverfahren angesetzt. Hier können Einwendungen und Stellungnahmen vorgetragen und erörtert werden. Die Veranstaltung ist nicht öffentlich. Teilnehmen kann aber jeder, "dessen Belange durch das Bauvorhaben berührt werde".