Druckartikel: "60 plus x" treibt der CSU die Sorgenfalten auf die Stirn

"60 plus x" treibt der CSU die Sorgenfalten auf die Stirn


Autor: Bernhard Panzer

Herzogenaurach, Freitag, 09. Juni 2017

Die CSU ist immer noch skeptisch angesichts des geplanten Rathaus-Neubaus und der benachbarten Projekte. Die Kosten dürften nicht überschritten werden.
Das Herzogenauracher Rathaus soll abgerissen werden, der Schlossgraben wird neu angelegt. Die alten Bäume müssen aber weichen. Foto: Bernhard Panzer (Archiv)


Es ist fraglos eines der größten kommunalen Projekte in diesem Jahrhundert, das da in der Innenstadt bevorsteht. Da wird ein ganzes Rathaus abgerissen und neu gebaut. Da entsteht auf dem Platz nebenan ein Zentrum für die Bürger, in dem man sich treffen und versammeln und die Kultur genießen kann. Und die Stadtbibliothek wird auch neu gebaut. Mit einem kleinen Saal und einem romantischen Lesegarten. Und drunter gibt's eine geräumige Tiefgarage, die zwei Geschosse tief in die Erde gegraben wird.

Über mehrere Jahre hinweg werden der Bereich rund ums historische Schloss, das außerdem saniert werden muss, und das Gelände der früheren Brauerei Hubmann zur Großbaustelle. Das ist schon vom Aufwand her ein riesiges Unterfangen, von den Kosten ganz zu schweigen. Obwohl der Stadtrat dem Vorhaben Rathaus und Bücherei und Bürgerzentrum schon vor Monaten zugestimmt hat, wachsen jetzt die Zweifel.

"60 Millionen Euro plus x" - das erschreckt selbst gestandene Kommunalpolitiker. Wohl auch deshalb ist die CSU in der letzten Sitzung des Stadtrates auf die Bremse getreten, als es um das Projekt Tiefgarage ging. So wurde für das unterirdische Bauwerk "nur" die zweitgrößte Lösung beschlossen. Aber die allein kostet trotzdem satte 11,5 Millionen Euro. Mindestens.


Gespannt auf Rathaus-Kosten

Bernhard Schwab, der Fraktionsvorsitzende der CSU, machte es in seinen Ausführungen deutlich, dass man ins Schwanken geraten sei, auch wenn die Beschlüsse für die Projekte bereits gefallen sind. "Wir ringen in der Fraktion noch", sagte Schwab in der Sitzung, "ob das der richtige Standort ist für alles." Wenn man die Kostensumme betrachtet, "dann kommen einen solche Gedanken."

Inzwischen sind die Pfingstfeiertage vergangen, die Aufregung der Sitzung ist gewichen. Die Brisanz des Themas aber ist geblieben. An den Beschlüssen komme keiner vorbei, das weiß auch die CSU, die die Projekte mitgetragen hat. Und dennoch ist das allerletzte Wort offensichtlich noch nicht gesprochen. Denn schließlich geht es halt auch um die Kosten.

Erst müsse man wissen, was der Rathausneubau letztlich wirklich kostet, sagte Schwab im FT-Gespräch am Mittwoch. Sein Fraktionskollege Walter Drebinger, seit Anfang an ein Gegner des Rathaus-Neubaus, wird da noch deutlicher: Laufen die Kosten für den Rathausbau einschließlich Schloss-Sanierung aus dem Ruder, werde man die Beschlüsse auf den Prüfstand stellen.


30 Millionen als Grenze

Das bedeutet, dass die CSU sich noch nicht wirklich mit den Großprojekten abgefunden hat. Schon in der Stadtratssitzung hatte Frank Gäbelein für sich in Anspruch genommen, die Notbremse zu ziehen. "Ich bin nicht bereit, 60 Millionen plus x auszugeben", sagte er. Drebinger und Schwab relativieren das jetzt zwar ein wenig, im Kern wären aber auch sie zu einer Neuorientierung bereit: 30 Millionen Euro soll das Rathausprojekt wohl kosten, also der Neubau mit Abriss, einschließlich der Sanierung des Schlosses. Werde es aber spürbar teurer, wolle die CSU ihre Haltung überdenken. Neue Fakten erlauben auch neue Anträge.


Puma als Alternative

Natürlich weiß man, dass durch Architekten bereits Vorarbeiten geleistet wurden und man bei einer Absage schon jetzt ein paar Millionen Euro schuldig wäre. Eigentlich sei der "Point of no return" erreicht, meinte Drebinger. Dennoch müssten die Kosten eingehalten oder sie dürften nicht nennenswert überschritten werden.

Denn die Alternative Puma-Verwaltung in der Würzburger Straße, die man mehrfach ins Gespräch gebracht habe, existiere ja immer noch. Und zwar nicht nur als mögliches Ausweichquartier während des Neubaus, sondern auch als dauerhaftes Rathaus, meinte Drebinger. "Das wäre günstiger als am alten Standort und wäre in die Zukunft gedacht."

Weniger Sorgen mit den Kosten hat offensichtlich die SPD. Schon in der Tiefgaragen-Debatte im Stadtrat hatte Jochen Heinzel verdeutlicht, dass die Stadt das Geld habe und die große Lösung kein Größenwahn sei. Mit einer Ausnahme blieb die gesamte Fraktion entspannt und stimmte für 170 Stellplätze.


SPD akzeptiert Entscheidung

Dass es jetzt nur einhundert wurden, weil die kleinere CSU bei ihrer Ablehnung der großen Alternative die Unterstützung der noch Kleineren fand, wird nun hingenommen. "Ich rüttel da nicht rum", sagte Fraktionschef Curd Blank am Mittwoch auf Anfrage des FT. "Die Entscheidung ist okay." Allerdings habe man im Ortsvorstand überlegt, sich an die Planer der Tiefgarage zu wenden, um vielleicht nicht doch noch ein paar mehr Stellplätze heraus zu bekommen. Durch Umschichtung der Technikräume, eventuell sogar in ein angedeutetes drittes Untergeschoss, könnte man bis zu 15 Stellplätze mehr bekommen, meinte Blank. Das sei allerdings ungeprüft und müsste von den Experten beantwortet werden. Nichtsdestotrotz habe er gehört, dass man wegen der im Untergrund vorhandenen Altlasten ohnehin tiefer ausbaggern müsse.


Alte Bäume müssen weg

Und dann gibt es da noch die Sorge um den Grünstreifen im historischen Schlossgraben. Der Neubau des Rathauses reicht nämlich weiter in das Grün hinein als das jetzige Gebäude. Und wegen der Tiefgarage müssen die alten Bäume gefällt werden. Künftig können auch keine Baumriesen dort mehr stehen. Der Planer Dominik Fahr hatte im Stadtrat versichert: "Wir wollen dafür Sorge tragen, dass der Schlossgraben wieder genauso schön wird. Zumindest kleinere Bäume werden wieder gepflanzt."

Ein großes Projekt des noch jungen Jahrhunderts wird also weiter für Spannung sorgen.