20 Meter Baum, 2 PS und ein Loch
Autor: Richard Sänger
Herzogenaurach, Sonntag, 09. Juli 2017
Zum 25. Mal stellten die Herzogenauracher Kerwasburschen den Kerwasbaum am Festgelände auf.
Das Transparent am Wagen der Kerwasburschen war nicht zu übersehen: "Zum Erhalt der Tradition - Kerwasburschen Herzogenaurach" zierte die eine Seite des Wagens. Auf der anderen Seite wurde auf die Traditionsbrauerei Heller hingewiesen. Schließlich galt es, ein Jubiläum zu feiern. Es war der 25. Baum, der bei der Sommerkirchweih in die Senkrechte gebracht wurde. Der wurde im Übrigen schon einige Tage vorher im Birkenbühl gefällt. Auf dem Gelände des Bauhofes wurde er "zwischengelagert". Vor dem Start von der Einsteinstraße in Richtung Festgelände gab es eine eingehende Sicherheitsbelehrung durch Armin Gumbrecht und der Zug konnte sich formieren.
Die Beibehaltung der Tradition ist natürlich auch den Ortsburschen ein Anliegen, wie ihr Sprecher Fabian Reimer betonte und das Transparent am Wagen unterstrich das nochmals. Pünktlich um 14 Uhr starteten dann die Kerwasburschen ihren Zug durch die Stadt. Oldies sowie die Kerwasmadli, die Bulldogfreunde und selbstverständlich Blasmusik flankierten den Aufmarsch durch die Stadt. Einer fehlte allerdings in diesem Jahr: der Großenseebacher Herbert Müller. Der hatte sonst den Baum mit seinen Pferden gezogen. Krankheitsbedingt ließ er sich von Christian und Gerd Höfler aus dem Knoblauchsland bestens vertreten, die ihre Pferde mit einem Anhänger nach Herzogenaurach transportiert hatten.
Der Zug mit Pferden, Baum, Bulldogs und dem Oldtimer-Feuerwehrauto sowie Blasmusik sorgte natürlich für Aufsehen in der Stadt und zwischen den Türmen kam der Verkehr zum Erliegen.
Ein geplanter Stopp
Zur 25-jährigen Tradition gehört auch der obligatorische Halt bei der Brauerei Heller. Dort kamen auch Touristen in den Genuss von Kerwaliedern, auch wenn nicht alle nichtfränkischen Touristen alle Liedtexte verstanden haben. Verstanden wurde sofort, dass es gegen eine Spende einen Becher Heller-Kirchweihbier gab. Einigen schien der Baum mit mehr als 20 Metern etwas zu kurz geraten sein. "Der Baum passt einwandfrei, es muss nicht immer der größte Baum sein und es ist Blödsinn, dass die einen Ortsburschen die anderen übertreffen wollen", meinte Hans Heller, Brauereichef und filmte den Aufmarsch für das Archiv. Bereits am Freitag war die Wiese am Festgelände mit Flatterbändern abgesperrt worden. Gerd Lorenz vom Ordnungsamt überzeugte sich, dass alles seine Richtigkeit habe. Auch das Stadtoberhaupt German Hacker erwartete den Baum auf der Wiese hinter dem Kinderspielplatz, auf dem die Kerwasburschen und Oldies routiniert ans Werk gingen. Unter dem Kommando und der Trillerpfeife von Jürgen Gumbrecht wurde der Baum in die Senkrechte gebracht, ausgerichtet und das Loch verfüllt.
Blödsinn mit dem Loch
Bürgermeister Hacker nahm so nebenbei zu einem Gerücht Stellung, das die Woche über in der Stadt kursierte. So habe er keinesfalls angeordnet, dass der Bauhof aus Kostengründen zum Ausheben des Loches keinen Bagger einsetzen dürfe. "Totaler Quatsch, die Kerwasburschen selbst haben mitgeteilt, dass die das Loch selber graben wollen, sie hätten wie auch schon früher, jederzeit die Unterstützung haben können", erklärte der Bürgermeister im Gespräch. Aber es gab in diesem Jahr eine weitere Neuerung, neben den Ehemaligen postierten sich Schützen der Schützengilde 1399, um Ende des Baumaufstellens vor zahlreichen Zuschauern, krachend zu verkünden. Nach dem kräftezehrenden Aufstellen des Baumes hatten sich die Kerwasburschen nach ihrem Einzug mit Blasmusik vor den Kellern dann eine frische Maß Heller-Bier auch redlich verdient.