"Was soll der Scheiß?": 20-Jähriger verwechselt K.o.-Tropfen mit Anabolika und schläft im Drive-In ein
Autor: Karina Brock
Heßdorf, Dienstag, 03. Dezember 2019
Ein junger Mann verwechselt offenbar K.o.-Tropfen mit Anabolika - und schläft im Drive-In-Schalter ein. In Erlangen hat jetzt der skurrile Prozess begonnen.
Skurril. Der Staatsanwalt fand das richtige Wort für das, was am Dienstag (3. Dezember 2019) vor dem Erlanger Amtsgericht verhandelt wurde.
Laut Anklage hat sich Anfang Juli dieses Jahres Folgendes im Gewerbepark Heßdorf ereignet: Ein 20-Jähriger soll K.o.-Tropfen eingenommen haben und in benebeltem Zustand zum Drive-In-Schalter des dortigen Schnellimbisses gefahren sein. Er bestellte, bezahlte - und schlief ein. Erst als ein Mitarbeiter auf die Hupe des Autos drückte, wachte der junge Mann auf, nahm sein Essen entgegen, fuhr einige Meter weiter und schlief wieder ein. In der Drive-In-Spur bildete sich ein Stau.
20-Jähriger völlig benebelt
Der Mitarbeiter war als Zeuge geladen und bestätigte diese Angaben. "Bevor er wieder stehen blieb, ist er ziemlich rasant einmal um das Haus gefahren", ergänzte er noch. Danach sei der benebelte Mann teilweise ansprechbar gewesen, teilweise nicht. Jedoch sei er in der Lage gewesen, seine Position beim Schlafen zu ändern. "Mal lag er halb auf dem Beifahrersitz, mal vornüber auf dem Lenkrad, mal streckte er die Füße durch das geöffnete Fahrerfenster."
Der Angestellte informierte Polizei und Rettungsdienst. Dieses seltsame Verhalten hätte ja auch eine medizinische Ursache haben können. Es stellte sich jedoch bei einem Drogenschnelltest heraus, dass der junge Mann K.o.-Tropfen und THC konsumiert hatte. Beides wurde durch eine Blutentnahme bestätigt.
Geständig, aber naiv
Der Angeklagte zeigte sich geständig - machte jedoch einen mehr als naiven Eindruck bei der Aussage, dass er sich die Droge eigentlich als "Fitness-Tropfen" bestellt hatte. "Ich habe auf verschiedenen Seiten im Internet gelesen, dass die das Muskelwachstum beschleunigen." Über Nebenwirkungen habe er sich nicht informiert. Auch sei er nicht vorsichtig geworden, als sich die Ware - die er über eine nicht gerade seriös wirkende Seite bestellt hatte - als braunes Fläschen ohne Etikett herausstellte. Anzeichen von Übelkeit, die er schon bei der ersten Einnahme feststellte, habe er nicht darauf zurückgeführt. "Es ist einem ja auch manchmal einfach so übel."
Drei Mal täglich habe er die Tropfen genommen, an besagtem Tag daher in der Mittagspause, bevor er sich etwas zu Essen holen wollte. Gearbeitet hat er als Verkäufer in Laufweite zu dem Fastfood-Restaurant. Warum er für die kurze Strecke sein Auto bemühte, konnte der 20-Jährige nicht hinreichend erklären. Zumal er sich an den "peinlichen Auftritt", wie der Staatsanwalt später betonte, gar nicht mehr erinnern konnte.
Der Polizist, der als Zeuge befragt wurde, meinte: "Mit dem Laufen ging es wohl nicht mehr so gut. Zumindest hat er sich auf dem Revier dahingehend geäußert." Eine Aussage, die im Saal ungläubiges Schmunzeln hervorrief.