Die Badeanstalt wird zum Wellnesstempel
Autor: Günter Flegel
Bamberg, Freitag, 18. Oktober 2013
Wellness wurde nicht erst jetzt erfunden. Schon die alten Römer und die Menschen des Mittelalters schätzten ein Bad. Zwischendurch ging der Spaß an der Hygiene verloren.
"Es ist nemlich ein niedriges Gemach, an dessen einem Ende ein Ofen, neben diesem Ofen ein Kessel mit heißen, und ein Kübel mit kalten Wasser ist. An denen Wänden sind Bäncke, darauf man sich höher oder niedriger setzen kann, nachdem man starck oder gelinde zu schwitzen verlanget."
Klingt nach Sauna, ist aber keine: Der Text stammt aus Zedlers Universallexikon von 1733 und beschreibt eine öffentliche Badestube. Damals war öffentliches Baden (und damit die Körperhygiene) in Deutschland allerdings unter anderem aus religiösen Gründen schon seit langer Zeit verpönt.
Boom im Mittelalter
"Wellness" ist aber trotzdem keine Erfindung dieser Tage. Im Mittelalter gab es in jeder Stadt und auch in vielen Landgemeinden Badehäuser, der Bader oder Stübner war ein anerkannter Beruf und so etwas wie der Vorgänger des Hausarztes.
Der Brennholzmangel im 17. Jahrhundert und der Dreißigjährige Krieg bedeuteten das Aus für die Badehäuser, zumal die fragwürdigen hygienischen Bedingungen die Verbreitung von Krankheiten förderten. Für die Kirchen war das öffentliche Bad ein Sündenpfuhl. Prüde und anrüchige Zeiten begannen.
Neuer Aufschwung
Neu belebt wurde die Badekultur mit dem Aufschwung der Kurbetriebe gerade auch in Franken. Im Industriezeitalter fanden sich zudem Wohltäter, die Volksbäder für die arbeitende Bevölkerung stifteten. Nicht ganz uneigennützig: Die Arbeiter sollten lange gesund bleiben. Solche Bäder gab es in Coburg, Nürnberg und Schweinfurt. Die Badewanne in den eigenen vier Wänden etablierte sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg.