Druckartikel: Zwölf Visionen zum Schlossplatz in Bad Rodach

Zwölf Visionen zum Schlossplatz in Bad Rodach


Autor: Berthold Köhler

Bad Rodach, Mittwoch, 08. Februar 2017

Wie könnte der Schlossplatz in Bad Rodach aussehen, wenn die Pestalozzischule nicht mehr da ist? Zwölf Architektenbüros haben sich Gedanken dazu gemacht.
Das "Haus des Gastes" in Bad Rodach soll barrierefrei werden. Foto: Berthold Köhler


Das Bild, das der Bürgermeister malt, trifft die Situation ziemlich gut. "Die Pestalozzischule", sagt Tobias Ehrlicher (SPD), "wirkt wie ein Ufo, das hier gelandet ist." In der Tat: Der Zweckbau in 60er-Jahre-Architektur passt nicht so recht in das historische Ensemble des Schlossplatzes. Deshalb plant die Stadt eine Neugestaltung des Bereiches zwischen dem Wallgraben und dem Rathaus. Wie es dort einmal aussehen könnte, können sich die Bad Rodacher ab dem kommenden Montag anschauen. Dann wird die Ausstellung mit den Beiträgen für den Architektenwettbewerb zur Neugestaltung des Schlossplatzes eröffnet.
Den rund 130 000 Euro teuren Wettbewerb (bei 60 Prozent öffentlicher Förderung) haben die Stadt Bad Rodach sowie die für den Städtebau zuständige Abteilung bei der Regierung von Oberfranken auf den Weg gebracht. Begleitet wird die Stadt dabei vom Fachbüro "Projekt 4" aus Nürnberg, das schon zahlreiche solche Ausschreibungen umgesetzt hat. Ziel der Aufgabenstellung für Bad Rodach war es, eine Vision für die Gestaltung des Schlossplatzes nach dem Abriss der leer stehenden Pestalozzischule zu bekommen. Dass die Schule abgerissen wird, steht nicht für den städtischen Geschäftsleiter Uwe Schmidt außer Frage: "Sie ist ein Störfaktor im Gesamtbild."


Es hätten ruhig ein paar mehr sein können

Zwölf Architektenbüros, der Bürgermeister hatte im Stillen auf ein paar mehr gehofft, haben Entwürfe für das neue Gesicht des Schlossplatzes eingereicht. Heute wird sich das Preisgericht (bestehend aus Architekten, Stadträten und Vertretern der Verwaltung) treffen und die besten Einreichungen auswählen. Die Sieger-Büros können dann darauf hoffen, dass ihre Ideen umgesetzt werden. Eine Garantie gibt es dafür aber nicht, schränkt Uwe Schmidt ein: "Die Ideen aus dem Realisierungsteil müssen von uns umgesetzt werden - wenn es sich die Stadt leisten kann." Aber klar: Eine Stadt werde ja keinen Wettbewerb ausschreiben, wenn sie nichts davon umsetzen wolle. Der Bürgermeister jedenfalls freut sich schon auf die heutige Zusammenkunft der Jury: "Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse."
Auf besonderes Interesse dürfte der ebenfalls in der Ausschreibung enthaltene Ideenteil des Architektenwettbewerbes stoßen: Dort haben sich die Büros Gedanken gemacht, wie die freie Fläche nach dem Abriss der Pestalozzischule gestaltet werden kann. Vorgaben von der Stadt gab es dazu keine. Eine befestigte freie Fläche ist laut Ausschreibung ebenso möglich wie eine erneute Bebauung. Wobei man zwischen den Zeilen vielleicht eine kleine Tendenz aus den Worten von Tobias Ehrlicher heraushören könnte: Der "freie Blick" auf Stadtmauer und das hinter der ungenutzten Schule stehende Draeseke-Haus sei schon eine interessante Vision, sagt der Bürgermeister.
Ein paar Eckpunkte stehen aber schon. So gibt es den "alten Wunsch" (Ehrlicher), dass die derzeit in der überschaubar ansehnlichen Pausenhalle der Pestalozzischule untergebrachte "Bücherei am Schlossplatz" eine neue Heimat in der historischen Rückertschule finden soll. Diese sowie das Jagdschloss ("Haus des Gastes") müssten zudem barrierefrei gestaltet werden. Idealer Weise "zeitnah", wie es sich der Bürgermeister wünscht.
Spannend stellt sich für Uwe Schmidt zudem die künftige Nutzung des Schlossplatzes dar. Dessen Belag ist seit der Sanierung der Gerold-Strobel-Halle in einem sehr guten Zustand - und der soll am besten auch unberührt bleiben. Allerdings gibt es bislang das Problem, dass der Stadt bei Veranstaltung eine stationäre Bühne samt praktikabler Stromversorgung fehlt. So was würde sich rund ums Jagdschloss sicher gut machen.


Hohnbaum muss wohl umziehen

Unabhängig von den Entwürfen des Architektenwettbewerbes wird in der Stadtverwaltung schon länger die Frage diskutiert, wie ein bisschen mehr Leben auf den Schlossplatzes kommen könnte. Wobei schon bei dieser Ausgangsfrage zwei Herzen in der Brust des Bürgermeisters schlagen. Tobias Ehrlicher sieht es ja eigentlich als ausdrücklichen Vorteil des Schlossplatzes an, dass dort Kinder ungestört spielen und sausen können. Andererseits gibt es in Bad Rodach fix das Ziel, mehr Frequenz in die Stadt zu holen.
Dabei helfen wird sicherlich der Bauabschnitt I: die Errichtung eines Spielplatzes für Kinder ab vier/sechs Jahren entlang der Stadtmauer neben der Strobel-Halle bis hinunter zum Kupferturm. "Denn ein Spielplatz", da ist Tobias Ehrlicher überzeugt, "gehört einfach in die Stadt". Das Projekt wird die Verwaltung noch in diesem Jahr in Angriff nehmen, unterstützt voraussichtlich von 60 Prozent Zuschuss der Regierung aus dem Topf für Städtebauförderung. Eine Folge dieser Neugestaltung wird dann allerdings sein, dass für das "Hohnbaum-Denkmal" ein neuer Standort gefunden werden muss - aber das ist ja nicht das erste Mal bei dieser Gedenkstätte.