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Zweikampf in Weitramsdorf


Autor: Berthold Köhler

Weitramsdorf, Montag, 10. März 2014

Nach seinem "Alleingang" vor sechs Jahren hat Christian Gunsenheimer einen Gegenkandidaten: Wolfgang Bauersachs tritt für "Bürger für Bürger" an.
Streitfall: Obwohl der Neubau für die "Villa Kunterbunt" bereits seit dem vergangenen Jahr beschlossene Sache ist, entwickelte sich der Kindergarten zum heiß diskutierten Wahlkampfthema. Foto: Berthold Köhler


Die Bürger der Gemeinde können sich mit Blick auf den 16. März auf jeden Fall nicht darüber beklagen, dass sie bei der Kommunalwahl zu wenig Auswahl haben: Die Kandidaten von gleich sechs Listen bewerben sich für den Gemeinderat - das ist eine mehr als bei der Wahl vor sechs Jahren und damit Spitze im Landkreis.
Die eine mehr - das ist die im vergangenen Jahr gegründete Wählergemeinschaft "Bürger für Bürger", die mit Wolfgang Bauersachs sogar einen eigenen Kandidaten ins Rennen schickt. Bauersachs, der in der Gemeindeverwaltung arbeitet, tritt damit gegen Christian Gunsenheimer von den Freien Wähler an, der damit seine Amtsjahre 12 bis 18 vollmachen möchte. Die anderen Listen stellen keinen eigenen Kandidaten, wobei sich die Neundorfer Dorfgemeinschaft bei ihrer Nominierungsversammlung dafür ausgesprochen hat, Christian Gunsenheimer zu unterstützen.


Amtsinhaber Christian Gunsenheimer



Christian Gunsenheimer tritt zum dritten Mal für das Amt des Bürgermeisters an. Vor 12 Jahren setzte Gunsenheimer in der Stichwahl gegen seinen Mitarbeiter, Marco Anderlik von der CSU, durch. Vor sechs Jahren kam der Amtsinhaber ohne Gegenkandidat auf rund 74 Prozent der abgegebenen Stimmen.

Weitramsdorf ist in den vergangenen Wochen durch einen hart geführten Wahlkampf in die Schlagzeilen geraten. Schlechte Voraussetzungen für die Arbeit im künftigen Gemeinderat, oder?
Der Gemeinderat Weitramsdorf hat sich in den letzten zwölf Jahren vor allem dadurch ausgezeichnet, dass er durchaus kontrovers, aber mit hoher Sachlichkeit Themen abgearbeitet hat. Dabei ist es vor allem eine gute persönliche Ebene, auf der sich die Mitglieder aller Fraktionen begegnen. Das hat sich bis jetzt auch im Wahlkampf von CSU, DGN, FW,SPD und ÜPWG weitergeführt. Dies ist insbesondere bemerkenswert, da bei allen Listen auch neue Kandidaten diese Einstellung teilen. Dass eine neue Gruppierung versucht, sich durch eine ungewohnte Schärfe Aufmerksamkeit zu verschaffen, ist zum einen unnötig, und zu anderen schlichtweg schade! Ich kann nur von meiner Seite anbieten, auch mit den neuen Gemeinderäten aller Gruppierungen, in der erfolgreichen Weise der letzten zwölf Jahre zusammenzuarbeiten. Ich bin sicher, dass diese Zusammenarbeit der Schlüssel zu einer konstruktiven Entwicklung unserer Gemeinde ist.
Großer Streitpunkt ist der Kindergarten-Neubau: Was sind die Schwierigkeiten bei diesem Projekt?
Beim Projekt Kindergarten handelt es sich um eine Kombination von Erweiterung und dem Ersatz für ein aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu modernisierenden Altbau. Natürlich verstehen wir, dass sich erst einmal Unverständnis regt, wenn ein 22 Jahre altes Gebäude ersetzt werden soll. Deswegen haben wir letzten Sommer Fachleute abschätzen lassen, welche Variante zum einen den modernen Kindergartenbetrieb sicherstellen, zum anderen den wirtschaftlicheren Rahmen mit sich bringt. Dies wurde in beiden Fällen für die Neubau-Variante festgestellt und vom Gemeinderat beschlossen. Eine Sanierung mit Anbau würde mindestens gleich hohe Investitionsmittel erfordern, hätte deutlich höhere Betriebskosten und würde einem zeitgemäßen Kindergartenkonzept entgegenstehen. Die Diskussionen, ob im Gemeinderat, den Bürgerversammlungen oder den Elterninfoabenden, waren öffentlich und wurden kontrovers geführt. Es gibt bis heute keinen Grund, die Arbeit der Fachleute zu bezweifeln.

Als direkter Nachbar von Coburg müsste sich Weitramsdorf doch als klassische Wohnsitzgemeinde profilieren. Wie könnte man diese Ausgangslage noch besser nutzen?
Die Gemeinde Weitramsdorf profiliert sich hier schon immer. Wir sind eine der wenigen Kommunen im Landkreis, in der von 2002 bis 2014 die Bevölkerungszahl nicht geschrumpft ist. In der kreisweiten Prognose zur Bevölkerungsentwicklung sind wir bei den besten Gemeinden dabei! Mit einer bestens ausgestatteten Infrastruktur, wie die Kindergärten, eine Grundschule die ihresgleichen sucht, eine Nachmittagsbetreuung für die Schüler bis 17 Uhr und nicht zuletzt unsere Spielplätze, haben wir für junge Familien beste Voraussetzungen geschaffen. In den nächsten Jahren wollen wir zusätzlich die Infrastruktur für die ältere Generation schaffen, damit diese, für uns äußerst wichtigen Mitbürger, hervorragende Lebensbedingungen vorfinden. Dazu werden wir in den Bereichen seniorengerechtes Wohnen, medizinische Grundversorgung und wohnortnahe Lebensmittelversorgung aktiv werden. Zusätzlich wird auch die Freizeitgestaltung zusammen mit Kirchen und Vereinen eine wesentliche Rolle spielen.





Herausforderer Wolfgang Bauersachs


"Bürger für Bürger" heißt die neu gegründete Wählergruppe, die Wolfgang Bauersachs ins Rennen schickt. Der ehemalige BGS-Beamte arbeitet seit 1990 im Rathaus und ist Leiter der Bauverwaltung der Gemeinde.

Weitramsdorf ist in den vergangenen Wochen durch einen hart geführten Wahlkampf in die Schlagzeilen geraten. Schlechte Voraussetzungen für die Arbeit im künftigen Gemeinderat, oder?
Das ist vielen schon aufgefallen. Doch das beschreibt nur die Situation in Weitramsdorf. Möglicherweise sind in anderen Gemeinden die Entscheidungen immer zur Zufriedenheit der Bürger getroffen worden und es gibt wenig Negatives in der Bilanz der letzten sechs Jahre.
Die Arbeit im Gemeinderat, hierin sind die Bürgermeister mit eingeschlossen, ist nach meinen Vorstellungen so zu verrichten, dass die Mitglieder aller darin vertretenen Fraktionen zu einem mehrheitlichen Beschluss zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger kommen. (Da können auch Zu-Null-Beschlüsse gefasst werden.) Es kommt auf den gegenseitigen Respekt an, auf die frühzeitige und bestmögliche Information der Themen der anstehenden Tagesordnung und auf die Einforderung der konstruktiven Mitarbeit aller. Bei den Abstimmungen gibt es keinen Parteienzwang - nur einen Wählerauftrag!

Großer Streitpunkt ist der Kindergarten-Neubau: Was sind die Schwierigkeiten bei diesem Projekt?
Die Art und Weise, wie das Vorhaben in die Öffentlichkeit gebracht wurde. Hier sind wir wieder bei der Transparenz. Die Bürger sind mündig, sie wollen sich nicht mit ein paar wenigen Aussagen, die als Fakten "verkauft" werden, zufrieden geben.
Das Gebäude gehört der Kirche und der Eigentümer kann damit tun, was er für richtig hält. Wenn jedoch öffentliche Mittel, also Steuergelder, gleich wer sie bereit stellt, eingesetzt werden, darf und muss die Öffentlichkeit ein Mitspracherecht haben. Das hat sie in der Form des Gemeinderates, der im Auftrag der Bürger handelt. Doch viele, übrigens auch im Gemeinderat sind solche Stimmen zu hören, können sich nicht erklären, dass ein so junges Gebäude einen solch teuren Sanierungszustand haben soll, so sanierungsbedürftig ist, dass ein Abriss und anschließender Neubau die einzige Alternative ist. Nebenbei bemerkt hat der scheidende Gemeinderat dem zukünftigen eine schwere, eine millionenschwere Aufgabe mit auf den Weg gegeben.

Als direkter Nachbar von Coburg müsste sich Weitramsdorf doch als klassische Wohnsitzgemeinde profilieren. Wie könnte man diese Ausgangslage noch besser nutzen?
Die unmittelbare Nähe zu Coburg spielt nur dann eine Rolle, wenn wichtige Einrichtungen der Infrastruktur abhanden kommen. Anderfalls ist die Entfernung zum Oberzentrum eher zweitrangig, wobei die Anbindung an die Stadtbuslinien in Verbindung mit günstigen Baulandpreisen einen Standortvorteil bedeutet.
Um weiter für Wohnungbauwillige interessant zu sein, bedarf es der Alleinstellungsmerkmale, der Gründe, warum man speziell in der Gemeinde Weitramsdorf wohnen will, gepaart mit einer guten Infrastruktur zur Versorgung mit Mitteln des täglichen Bedarfs, mit Einrichtungen zur Freizeitgestaltung für Jugendliche und Senioren, außerhalb der Sportvereine, Verschönerung des Ortsbildes und damit Verbesserung der Außenwirkung der gesamten Gemeinde.
Neben dem Preis für Bauland spielt die Planungssicherheit für die Häuslebauer eine wichtige Rolle. In der Regel verschulden sich diese für einen ziemlich langen Zeitraum, auf den die Finanzierung ausgelegt ist. Da dürfen keine unerwarteten öffentlichen Belastungen auf sie zu kommen.



In Weitramsdorf stehen sechs Listen zur Wahl



Listen Die stimmberechtigen Bürger in der Gemeinde Weitramsdorf haben bei der am 16. März anstehenden Kommunalwahl die Auswahl unter insgesamt 90 Kandidaten auf sechs Listen.

CSU 1. Henning Kupfer; 2. Marco Anderlik; 3. Michael Rädlein; 4. Bettina Lutz; 5. Heinrich Graf zu Ortenburg; 6. Tobias Ehrsam; 7. Ralf Schuster; 8. Christian Brettschneider; 9. Silke Griebel; 10. Sebastian Kuss; 11. Klaus Fischer; 12. Franco Cofano; 13. Julian Strehler; 14. Pascal Schöpf; 15. Marcus Oppel; 16. Hubert Münch; 17. Susi Weiland-Spehr; 18. Michael Forkel; 19. Katja Pekusa; 20. Gerhard Nüßlein.

SPD 1. Dominic Juck, 2. Mareike Hippe, 3. Volker Schumann, 4. Heidrun Hauptmann, 5. Norbert Bär, 6. Bernd Leistner, 7. Friedrich Schäfer, 8. Manuela Meinecke, 9. Silke Lokay, 10. Michael Kaiser, 11. Martin Mück, 12. Doris Rückert, 13. Nikolaus Kopp, 14. Heidi Schunk.

Überparteiliche Wählergruppe (ÜPWG) 1. Werner Hanke; 2. Anke Schäfer; 3. Guido Seeger; 4. Mischa Partosch; 5. Matthias Seifert; 6. Günter Tschech; 7. Stefanie Griebel; 8. Christoph Goer-Denninger; 9. Thorsten Dörfler; 10. Herwig Freund; 11. Karla Ruppert; 12. Thomas Wolf; 13. Monika Fronda; 14. Lutz Armann

Freie Wähler Bürgerverein (FW-BV) 1. Christian Gunsenheimer; 2. Matthias Helmprobst; 3. Ulrich Kräußlich; 4. Tobias Franke; 5. Thomas Zapf; 6. Christian Platzer; 7. Frank Wendler; 8. Felicitas Medau; 9. Ulrich Döll; 10. Klaus Forscht; 11. Michael Schwab; 12. Christian Schellenberger; 13. Christian Amend; 14. Cemal Akbalik; 15. Michael Jugl; 16. Peter Schmidt; 17. Rainer Grimm; 18. Rainer Schellenberger; 19. Klaus Fischer; 20. Anderl Strauch

Dorfgemeinschaft Neundorf
1. Gunther Beetz; 2. Thorsten Helmprobst; 3. Andreas Carl; 4. Claudia Helmprobst; 5. Daniel Dressel; 6. Alexandra Volk; 7. Alexander Escher; 8. Peter Falk; 9. Pia Dohler; 10. Frank Ambrassat; 11. Philipp Kunzelmann; 12. Christian Schramm; 13. Werner Carl; 14. Raimund Loßner.

Bürger für Bürger 1. Josef Janson; 2. Michael Forkel; 3. Hans-Jürgen Marschollek; 4. Leonhard Potsch; 5. Gisela Glodschei; 6. Christian Münch; 7. Ronald Bock; 8. Kai-Uwe Schlechtweg.