Zwei Radler und ein Ziel
Autor: Simone Bastian
Coburg, Dienstag, 23. April 2019
Andreas Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha will zeigen, dass man sich trotz der Diagnose Parkinson noch sportliche Ziele setzen kann.
Als Ruheständler wieder aufs Fahrrad steigen und sich dafür ein E-Bike anschaffen: Damit ist Andreas Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha nicht der einzige. Aber so ganz gewöhnlich ist die Sache auch nicht. Prinz Andreas fährt einen dreirädrigen Liege-Elektroflitzer von HP Velotechnik.
Michael Stoschek, Vorsitzender der Brose-Gesellschafterversammlung, hatte beim Neujahrsempfang der Stadt spontanzugesagt, das Rad mit einem neuen Motor auszustatten. Seit 2015 produziert das in Coburg ansässige Unternehmen an seinem Standort Berlin auch Antriebe für Elektrofahrräder und hat für den neuen "Drive S" erst im vergangenen Herbst einen wichtigen Branchen-Preis erhalten. Das Fahrrad musste dafür eigens umgebaut werden und verfügt nun sogar über eine elektronische Schaltung.
Das ungewöhnliche Rad ist es aber nicht allein. Prinz Andreas ist an Parkinson erkrankt. "Vom Dasitzen wird eine Krankheit nicht besser. Man muss permanent üben", sagt Prinz Andreas. Er trainiert gezielt Sprachfähigkeit und die Kondition. "Ich fühle mich jetzt fitter als vor ein paar Jahren, vom Parkinson abgesehen", sagt er.
Täglich steigt er aufs Liegerad, wenn das Wetter mitspielt, ansonsten tut es der Hometrainer. Derzeit bereitet sich der 76-Jährige auf eine große Tour vor: Über fünf Tage verteilt, vom 1. bis 5. Mai, will er nach Gotha radeln. Dabei orientiert er sich an der historischen Strecke, die schon Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha zurückgelegt hat, rund 100 Kilometer lang.
Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) möchte Prinz Andreas sowohl beim Start als auch auf der letzten Etappe begleiten. "Prinz Andreas gibt da ein eindrucksvolles Zeichen im Kampf gegen Parkinson", sagt das Stadtoberhaupt. In seiner Zeit als Sozialreferent hat Tessmer viel über Prävention gesprochen und darüber, dass ältere Menschen sich fit halten sollten.
Auch er selbst möchte wieder mehr aufs Fahrrad steigen, wie er sagt. Wenn das Wetter und die dienstlichen Verpflichtungen es zulassen, wolle er künftig öfter mit dem Rad ins Rathaus kommen, kündigte er an. Was die Tour von Prinz Andreas angeht, will Tessmer ihn beim Start bis zur Stadtgrenze begleiten. Für mehr reiche da die Zeit nicht, bedauerte er. Aber die Schlussetappe am 5. Mai ab Ohrdruf bis Gotha will Tessmer voll mitradeln.
Das Ganze dient außerdem einem guten Zweck: Prinz Andreas will mit der Tour Spenden sammeln. Er hat schon etliche Paten gefunden, die 100 Euro für einen Kilometer spenden. Die Spendenaktion läuft über den Rotary-Club und sollen moderne therapeutische Ansätze im Klinikum Coburg und das Kinderhospiz Mitteldeutschland in Tambach-Dietharz verwendet werden.