HSC: Jetzt zwei Punkte und 28 Tore Vorsprung...
Autor: Christoph Böger
Coburg, Freitag, 27. Mai 2016
Verfolger Friesenheim lässt im Fernduell zwar nicht locker, trotzdem macht Coburg weitere sechs Tore gut. Noch hielten sich die Feierlichkeiten in Grenzen.
           
Handball-Coburg steht Kopf! Die Begeisterung rund um den HSC 2000 Coburg stellte am Freitagabend alles bisher in der HUK-Arena erlebte in den Schatten. Die Vorfreude auf den Aufstieg in die stärkste Liga der Welt war schon zwei Stunden vor Spielbeginn spürbar. 31 Minuten vor Spielbeginn waren bereits 2197 Zuschauer in der Halle und sorgten für gute Laune.
  
  Sporttempel wird Hexenkessel
 
Knapp 4000 Zuschauer - offiziell wie immer in solchen Fällen "nur" 3530 - verwandelten dann im Laufe der nächsten zwei Stunden den Coburger Sporttempel in einen Hexenkessel. Es wird höchste Zeit, dass die große gelb-schwarze HSC-Familie den verdienten Lohn einer Mammutsaison mit 40 Punktspielen ernten darf. Der zum direkten Aufstieg berechtigende 3. Tabellenplatz ist so greifbar wie nie zuvor - für die vielen euphorischen Anhänger sogar nur noch Formsache. Dementsprechend jubelten, sangen und feierten die Vestestädter gestern schon während und vor allem nach der Schlusssirene.  
  Euphorische Fans - cooler Spieler
 
Trotz allem taten die Spieler und Verantwortlichen sehr gut daran, nach dem hochverdienten 30:21-Heimsieg gegen Emsdetten vorerst nur verhalten zu jubeln. Natürlich ist ein Zwei-Punkte-Vorsprung und das deutlich bessere Torverhältnis von plus 28 vor dem letzten Spieltag mehr als die halbe Miete im Aufstiegsrennen.Und klar ist auch, dass die Fans bei einer solchen Ausgangsposition ihrer Freude vorzeitig freien Lauf lassen. Dennoch ist der heiß ersehnte Aufstiegsplatz noch nicht in trockenen Tüchern. Konkurrent TSG Friesenheim schwächelte zwar beim knappen Arbeitssieg gegen Hagen, lässt aber nicht locker. Die "Eulen" zeigten nach der überraschenden Niederlage in Springe die erwartete Trotzreaktion und besiegten gestern Abend Hagen dank eines starken Endspurts noch mit 32:28. Doch aufgrund des souveränen Coburger Sieges erhöhte sich der Tore-Vorsprung des HSC Coburg von bisher 22 auf stolze 28.
Was in anderen Sportarten nicht möglich ist, kann im Handball durchaus passieren: Sollte Coburg beispielsweise mit sieben Toren nächsten Samstag bei der heimstarken HF Springe verlieren, braucht Friesenheim einen Kantersieg mit 21 Toren Differenz beim TSV Bayer Dormhagen.
  
  Beispiel Kiel
 
Utopie? Vielleicht. Doch ein Blick in die nahe Handball-Vergangenheit zeigt, dass solche Last-Minute-Einbrüche durchaus möglich sind. Vor zwei Jahren fing der THW Kiel die Rhein-Neckar Löwen in der 1. Bundesliga auf der Zielgerade noch ab, weil die Kieler binnen weniger Spieltage mehr als 40 Tore gegenüber dem Spitzenreiter wettmachten. Kiels torgeiler Endspurt (46:24 in Lemgo, 33:25 gegen Flensburg-Handewitt, 35:21 in Lübbecke und schließlich 37:23 am letzten Spieltag gegen die Füchse Berlin) sorgten für ein nicht mehr für möglich geglaubtes Handball-Wunder.  
  Als erstes gegen die "Löwen"
 
Der THW hatte tatsächlich am Ende mit zwei Toren die Nase vor den "begossenen Löwen" und feierten frenetisch die zuvor nicht mehr für möglich gehaltene Meisterschaft. Übrigens: Die Rhein-Neckar Löwen wären am Wochenende 3.,4. September in der 1. Liga der erste Heimspielgegner des HSC in der Arena.Das damalige Fernduell in der 1. Liga sollte Warnung genug für die Coburger sein, die aber alle Trümpfe in der Hand haben. Mit der am Freitagabend gezeigten Leistung gegen Emsdetten kann die Mannschaft von Trainer Jan Gorr sehr optimistisch ins rund 370 Kilometer entfernte Springe, nahe Hannover fahren. Die Schwächephase ist endgültig überwunden, das Selbstvertrauen zurückgekehrt.
Trotzdem gilt es jetzt noch eine Woche lang zu arbeiten, konzentriert nach Springe zu reisen und dort zu punkten, um nicht auf "Schützenhilfe" angewiesen zu sein.
Danach ist noch genügend Zeit zum Feiern. Und dass sich der HSC dabei nicht lumpen lassen wird - egal ob mit Freibier und Bratwürsten oder auch auf dem Coburger Rathausbalkon am Marktplatz - darauf können sich die vielen Fans verlassen.
  
  Die Statistik 
 
  
  HSC 2000 Coburg gegen
 TV Emsdetten 30:21 (13:12)
 
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Oliver Krechel (13); Markus Hagelin, Dominic Kelm (3), Matthias Gerlich (6/3), Sebastian Kirchner (2), Jiri Vitek (9), Steffen Coßbau, Florian Billek (5), Till Riehn (2), Adnan Harmandic (1), Girts Lilienfelds, Romas Kirveliavicius (2). Trainer: Jan Gorr.
TV Emsdetten: Maurice Behrens, Nils Babin (8); Merten Krings (4), Yannick Terhaer, Tilman Pröhl, Iso Sluijters (2), Nick Steffen, Michael Nicolaisen, Sven Wesseling, Andre Kropp (6), Anton Runnarsson (3), Oddur Gretarsson (3), Artjon Antonewitch (3).
Trainer: Daniel Kubes.
SR: Hans-Peter Brodbeck / Simon Reich (TuS Metzingen).
Zuschauer: 3530 in der HUK-Coburg-Arena (ausverkauft).
Strafminuten: 2 (Kirveliavicius) - 10 (Wesseling, Kropp, Krings 4, Pröhl).
Siebenmeter: 2/3 (Gerlich scheitert an Babin) - 0/1 (Gretarsson scheitert an Krechel)
Beste Spieler: Vitek, Kelm - Kropp, Krings.