Zwei Landstreicher geben es ihnen
Autor: Dr. Carolin Herrmann
Coburg, Montag, 01. Juli 2019
Der neue Operettensommer Heldritt stellte seine erste große Produktion auf der Waldbühne vor. Premiere ist am 9. August
Wie das trällert und jubelt, in den allerhöchsten Tönen. Wir kommen in diesem Sommer auf der Waldbühne Heldritt in den Genuss eines Wiener Dudlers, was kein ordinärer Almjodler ist sondern ein Koloratur-Jodler. A bisserl feiner derfs scho sein für die Österreicher.
Der Wiener Dudler ist von aussterbender Art, doch die Sopranistin Agnes Palmisano hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihn noch ein bisschen zu retten. Weswegen sie extra einen hat einbauen lassen in Carl Michael Zierers "Die Landstreicher", entliehen von Carl Millöcker.
"Die Landstreicher" wiederum sollen die neu gegründete Sommeroperette Heldritt auf einen neuen Weg der Seligkeit bringen, nach dem Desaster aus erst Wegzug von der Waldbühne und dann Zusammenbruch der 25-jährigen Coburger Sommeroperette. Am 9. August hat die amüsante Gaunerkomödie um das Thema Kleider machen Leute Premiere: Zwei Landstreicher finden ein wertvolles Diamant-Collier, wollen es zurückgeben, werden aber klischeehaft sofort zu Dieben gestempelt und führen dann gewitzt in allerlei Verkleidungen die bornierte Gesellschaft vor.
Nach dieser Vorgeschichte...
Jetzut stellte die neue Mann- und Frauschaft in der Destillerie Möbus in Bad Rodach Konzept und Programm für diesen ersten neuen Operettensommer vor. Im letzten Jahr hatten sich sehr empört über die Geschehnisse und sehr kurzfristig Gründungsmitglieder und langjährige Weggefährten zusammengetan, um mit einer Operettengala wenigstens ein Zeichen zu setzen in Heldritt. Die kam sehr gut an, weshalb man sich zum Neustart entschloss, während Adelheid Frankenberger und die bisherige Sommeroperette um ein letztes bisschen (finanzielles) Glück auf der Seebühne Bad Staffelstein rangen. Das zum Hintergrund.
Der neu gegründete Förderverein Coburger Operettenfreunde, der die Sommeroperette Heldritt nun ausrichtet, hat als ersten Vorsitzenden Harald Wurmsdobler, auch Intendant der Pramtaler Sommeroperette, mit der kooperiert wird. Und als 2. Vorsitzender und musikalischer Leiter ist Reinhard Schmidt nach Heldritt zurückgekehrt. Der neue Verein arbeitet jetzt formell und praktisch eng mit dem Heimatverein Heldritt, dem Betreiber der Waldbühne, zusammen. Dessen Vorsitzender Friedhelm Wölfert ist nun hier Kassier.
"Ich sehe große Zukunft mit diesem Team", sagte der Bad Rodacher Bürgermeister Tobias Ehrlicher, der betonte, dass die neue Konzeption "etwas Dauerhaftes" auf soliderer wirtschaftlicher Grundlage sein soll, was man schon den Sponsoren, HUK, Sparkasse und VR-Bank, schulde. Zierers "Die Landstreicher" als Produktion der Pramtaler Sommeroperette wurde am Sonntag im österreichischen Zell an der Pram letztmals gespielt, sozusagen sofort eingepackt und nach Heldritt gebracht. Hier wird es im Pramtaler Ensemble unter der Regie von Manuela Kloibmüller vier spezielle Besetzungen für Heldritt geben: Wolfgang Krautwig, Stefan Ignaz sowie Christian und Tobias Engelhardt sind sozusagen als Lokalmatadoren dabei.
Spezialistin für das Wiener Lied
Zurück zu Agnes Palmisano, die zusammen mit Harald Wurmsdobler das Landstreicherpaar Bertha und August Fliederbusch gibt. Palmisano ist Spezialistin für das Wiener Lied. Überhaupt ist die ursprünglich im Bayerischen angelegte Operette in dieser Produktion in den Wiener Schmäh gezogen, rückbezogen auf die Urgründe der Operette in den Possen mit Gesang, etwa von Johann Nestroy, der für seine Satire und Zeitkritik bis heute in Erinnerung ist und gespielt wird.