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Zwei geniale Brüder begeistern in Coburg


Autor: Gerhard Deutschmann

Coburg, Dienstag, 10. März 2015

Wie Wassily und Nicolai Gerassimez an Cello und Klavier das Publikum beim Coburger "Verein" Foyer auf der Bertelsdorfer Höhe durch ihre virtuoses Können und ihr temperamentvolles Musizieren beeindrucken.
Faszinierend intensiver musikalischer Dialog: Nicolai Gerassimez am Klavier und Wassily Gerassimez am Violoncello. Foto: Jochen Berger


Ab und zu (man muss ja nicht nur an die Bachs denken) schlägt die musikalische Begabung mit Macht in einer Familie zu wie hier bei den Gerassimez', die neben den beiden in diesem Konzert beim Coburger "Verein" agierenden Söhnen noch einen dritten Filius haben, der sich vor knapp zwei Jahren an gleicher Stelle als hoch begabter Perkussionist präsentierte.


Wie kann man das noch steigern, was die erst in den Zwanzigern steckenden Brüder Wassily und Nicolai an diesem Abend an technischer Raffinesse, differenzierter Gestaltung und traumhaften Zusammenspiels boten? Es ist nicht die Virtuosität allein, was diese Wirkung ausmachte, sondern das stets beseelte, von jugendlichem Elan getragene Musikantentum, das die begabten Twens zu musikalischen Höhenflügen führte.



All das zeigte sich schon in der Sonate Nr.3 A-Dur op. 69 von Beethoven, welche die jungen Künstler mit der ursprünglich vorgesehenen zweiten vertauscht hatten.

Gleichberechtigte Partner

Violoncello und Klavier sind hier durchwegs gleichberechtigt am musikalischen Geschehen beteiligt. Makellose Intonation und Lagentechnik des Cellisten traf auf die sensible Anschlagskultur des Pianisten, was sich zu einem in jeder Nuance eindrucksvollen Miteinander verband. Zweimal erwies sich Wassily Gerassimez auch als fantasievoller Komponist, wie zum Beispiel in dem durch einen Traum inspirierten Werk "Amira" op.6 mit präpariertem Klavier und zahlreichen Tonverfremdungen oder der expressiven "Melancholie" op.7, die hörbar an berühmte romantische Vorbilder anknüpfte.


Der zweite Teil war so richtig auf die jungen Leute zugeschnitten, begann er doch mit dem Zyklus "Vier Jahreszeiten" von Astor Piazzolla, wo die beiden Brüder sich in der leidenschaftlichen Rhythmik und der mal melodischen, dann wieder geräuschhaften Tongebung so richtig ausleben konnten.

Virtuoses Finale

Ein ausgesprochenes Virtuosenstück präsentierten die jungen Künstler mit den abschließenden Variationen über ein (witziges) Thema von Rossini aus der Feder von Bohuslav Martinu, die sie mit hoher Präzision und lockerer Grandezza darboten. Nach begeistertem Beifall und Bravorufen war natürlich eine Zugabe fällig. Man wurde mit einer weiteren Komposition von Wassily überrascht ("Transition"), die jetzt mitreißend jazzig war und verschiedene Gags wie Wechsel der Instrumente und perkussive Einsetzung des Cellos beinhaltete.


Es ist wohl nicht vermessen, den beiden Vollblutmusikern noch eine erfolgreiche Zukunft zu prophezeien.



So geht es weiter beim Coburger "Verein"


Montag, 4. Mai, 20 Uhr "Spark - Die klassische Band" - Wanderer zwischen musikalischen Welten
Montag, 22. Juni, 20 Uhr Maria Baptist Piano & String Quartet - Jazz und Kammermusik