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Zwei Coburger hängen in Kabul fest


Autor: Fajsz Deáky

Coburg, Dienstag, 31. August 2021

Zwei Menschen aus dem Raum Coburg hängen in Kabul fest. Der Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach (CSU) bemüht sich um ihre Rettung aus Afghanistan.
Schlimme Szenen am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul: Hunderte Menschen warten auf dem Rollfeld verzweifelt auf einen Flug, der sie außer Landes bringt.


Die Bundeswehr ist seit Donnerstag raus aus Afghanistan, doch noch waren 300 Deutsche Ende der Woche im Land. Dazu tausende der so genannten Ortskräfte, denen Deutschland zugesagt hatte, sie auszufliegen. Und auch mindestens zwei Menschen, die ihren aktuellen Wohnsitz im Raum Coburg haben, sind noch in Afghanistan. Um ihre Rückkehr bemüht sich der Coburger Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach (CSU).

"An mich sind zwei konkrete Fälle von Personen aus meinem Wahlkreis mit der Bitte um Hilfe herangetragen worden, die sich zum Zeitpunkt der De-facto-Machtübernahme der Taliban in Afghanistan aus privaten Gründen in Kabul aufhielten", sagte Michelbach unserer Redaktion. Die beiden seien nach seiner Kenntnis immer noch in Kabul. "Die Sicherheitslage in Kabul ist weiter hochgefährlich, wie auch mehrere Anschläge zeigen." Darum macht der Abgeordnete auch keine genaueren Angaben zur Identität der beiden Menschen - jetzt gilt es, sie auch vor Ort zu schützen. Michelbach hat nach eigenen Angaben unmittelbar, nachdem er von den beiden Fällen erfahren hatte, Kontakt zu Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) aufgenommen. Er wollte erreichen, dass die beiden Menschen aus seinem Wahlkreis noch mit der militärischen Luftbrücke außer Landes kommen.

Kritik an der Bundesregierung

Die Bundeswehr hatte in den vergangenen Tagen, bis zum Donnerstag, rund 530 Deutsche aus Kabul ausgeflogen, dazu mehr als 4300 Einheimische. Davon seien allerdings nur etwas mehr als 100 Ortskräfte gewesen, also Menschen, d e der Bundeswehr während der vergangenen 21 Jahre in Afghanistan geholfen hatte. Zusagen für die Aufnahme in Deutschland hatte es aber von der Bundesregierung laut Medienberichten mehr als 10 000 gegeben, weshalb Berlin jetzt auch schwer in der Kritik steht.

Auch die Rettung der beiden Menschen aus dem Raum Coburg ist nicht gelungen. Weil die Luftbrücke wegen der sich extrem zuspitzenden militärischen Bedrohungslage und der fehlenden Kooperationsbereitschaft der Taliban eingestellt werden musste, sagt Michelbach. Aber: "Beide Fälle werden aber weiter vom Krisenstab des Auswärtigen Amtes bearbeitet, mit dem mein Büro im Kontakt steht. Der Krisenstab verfügt auch über die notwendigen Kontaktdaten der Betroffenen. Gleichzeitig informieren wir die Betroffenen bzw. deren Kontaktpersonen in Deutschland fortlaufend über neue Entwicklungen in den Fällen, die mir bekannt werden."

Noch ist Michelbach zuversichtlich, dass auch für die beiden Menschen aus dem Raum Coburg eine Lösung gefunden wird: "Ich vertraue darauf, dass die beiden Fälle aus meinem Wahlkreis wie auch mögliche andere Fälle doch noch gut ausgehen. Es ist jedoch angesichts der unübersichtlichen Lage schwierig, dafür eine zeitliche Prognose abzugeben."

Aber: Wenn die Bundeswehr nicht mehr in Afghanistan ist, wer ist dann überhaupt noch in der Lage, Menschen, die es tatsächlich bis in den Kabuler Flughafen schaffen, aus dem Land zu bringen?

Unternehmen und Initiative

Zum einen sind es wohl Firmen, wie das Unternehmen DHL, dass noch in Afghanistan präsent ist, hatte der "Spiegel" berichtet. Das deutsche Unternehmen hatte demnach in den vergangenen Tagen nach Angaben der Bundesregierung rund 140 Deutsche, Ortskräfte und andere gerettet. Zudem engagiert sich die private Initiative "Luftbrücke Kabul" mit einer selbst gecharterten Maschine. An dem Bündnis ist unter Anderen der Europaparlamentarier der Grünen, Erik Marquardt, beteiligt. "Wir haben Listen von Personen, die gerettet werden müssen und stehen mit hunderten weiteren in Kontakt. Wir sehen, dass es mehr Möglichkeiten gibt, den Zugang zum Flughafen sicher zu gestalten und erwarten, dass diese Möglichkeiten in den kommenden Tagen genutzt werden. ", schreibt das Bündnis auf seiner Internet-Seite. Offiziell werde es vom Bundesaußenministerium "gutgeheißen und unterstützt", sagen Mitglieder von "Luftbrücke Kabul" laut Medienberichten. Vor Ort würde es aber keine wirkliche Unterstützung von deutschen Diplomaten geben.

Dennoch ist Hans Michelbach zuversichtlich: "Im Krisenstab des Auswärtigen Amtes arbeiten erfahrene Beamtinnen und Beamte, die mit der Lösung derartiger Probleme große Erfahrung haben." Er vertraue darauf, dass die beiden Fälle gut ausgingen."