Druckartikel: Zum Wohle von Coburgs City: Parteigrenzen überwinden!

Zum Wohle von Coburgs City: Parteigrenzen überwinden!


Autor: Katja Nauer

Coburg, Mittwoch, 12. März 2014

Nach der Veranstaltung der Altstadtfreunde zum Leerstandsmanagement und einem "Brandbrief" zum selben Thema von IHK und Zentrum hatten nun auch die Christlich-Sozialen Bürger (CSB) zu einem Treffen eingeladen. Politiker von CSU und ÖDP diskutierten ebenfalls mit.


Als Domizil für die Veranstaltung wählten sie ein leer stehendes Geschäftsgebäude im Steinweg. Zahlreiche Bürger, Hausbesitzer und Händler folgten der Einladung.

"53 Ladenlokale stehen im Moment leer", informierte CSB-Fraktionsvorsitzender und OB-Kandidat Christian Müller, "das ist besorgniserregend." Auch Top-Lagen wie der Marktplatz seien betroffen. "Auf diese Weise wird ein Stadtbild geprägt, das nicht einladend ist", erklärte er.

Friedrich Herdan, Präsident der IHK Coburg und Stadtrat der CSU,wies darauf hin, dass das Thema "uralt" sei. "Die Einzelhändler beklagen seit Jahren die fehlende Planungssicherheit", sagte er in Hinblick auf die Lauterer Höhe und erläuterte kurz, was getan werden solle: "Die Stadt muss belebt werden, der Tagestourismus und die Kaufkraft von außen gestärkt werden."

Viele Sortimente wie Feinkost und Lebensmittel, aber auch Haushaltswaren seien in

der Innenstadt gar nicht mehr zu bekommen, informierte Susanne Stammberger von der IHK-Unternehmensförderung. Natürlich sei das Internet eine große Herausforderung für die Händler. Auch die Parkplatzsituation wurde kritisiert: "Die Schlossplatz-Tiefgarage muss ganz dringend her", forderte Herdan.

Wirtschaftsförderer Stephan Horn gab einen kurzen Sachstandsbericht ab: "Eine intakte Innenstadt ist das Megathema", sagte er und erklärte, wie die Wifög sich mit den Ursachen, der Analyse und den Lösungsansätzen intensiv auseinander setze. Diese seien aber vielschichtig, einfache Lösungen gäbe es nicht, betonte er.

Stadtrat Gerhard Amend (CSB) betonte, dass es mehr Menschen braucht, die auch in der Innenstadt wohnen wollen. "Es muss mehr tolle Wohnungen geben", erklärte er. Er beklagte, ebenso wie Müller und Herdan, die fehlende Kommunikation zwischen Stadtverwaltung und Hauseigentümern.

Ingmar Bartels, ein Händler aus dem Steinweg, dachte laut darüber nach, auf die althergebrachte Fußgängerzone zu verzichten, um Parkplätze und Parkmöglichkeiten für potenzielle Käufer zu schaffen. "So mancher Dienstleister würde sich auch im zweiten Stock ansiedeln", sagte er, "wenn die Kunden nur hinkommen würden."

Auch Stadtrat Klaus Klumpers (ÖDP) monierte die fehlenden Zufahrten zu Wohnungen und Geschäften in der Innenstadt. Deshalb müsse der Teil im Stadtentwicklungskonzept, der Handel und Wirtschaft betrifft, konsequent fortgeschrieben werden, sagte Dritter Bürgermeister Hans-Heinrich Ulmann (CSB) und sicherte zu: "Wir werden das im Bau- und Umweltsenat und im Stadtrat behandeln."

Werner Minier von den Altstadtfreunden erklärte, dass Coburg in den letzten 40 Jahren 10.000 Einwohner verloren habe. Die lebten jetzt in den Vororten. "Zum Einkaufen in die Innenstadt kommen sie aber nicht", sagte er. Deshalb sei "Re-Urbanisation" das Ziel. Christian Müller stimmte Minier zu, dass bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden müsse. Nicht alles könne jedoch aus städtischen Mitteln geleistet werden, erklärte er. Vor allem im unteren Steinweg sollten leer stehende Häuser für diejenigen Händler und Mieter zur Nutzung bereitgestellt werden, die sich die 1A-Lagen nicht leisten könnten. Auch die Hauseigentümer sollten ihre Preispolitik überdenken, so Müller.

Ein Hauseigentümer hielt ihm entgegen, dass selbst bei einem Angebot zum Nulltarif wohl kaum große Nachfrage nach Wohn- und Geschäftsräumen bestünde, eben weil diese gar nicht gegeben sei. Das sah Susanne Stammberger von der IHK anders: "Ich betreue Existenzgründer", sagte sie, "es gibt viele, die keine bezahlbaren Läden finden." Auch Herdan entgegnete in Hinblick auf den sehr hohen Mietpreisspiegel: "Die Mieten in Coburg sind nicht an der untersten Grenze."

Gerhard Amend mahnte an, dass bisher jede Partei im Stadtrat zu eigenständig gedacht habe. Es bräuchte eine bessere Zusammenarbeit über Fraktionsgrenzen hinweg: "Wir müssen Mehrheiten finden im Stadtrat", betonte er. Ein Förderantrag, der eine detaillierte Untersuchung für den Innenstadtbereich fordert, liege bereits im Finanzsenat, erläuterte Müller.