Zufriedenheit und klare Ansagen bei FDP und Grünen in Coburg

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Die vier Direktkandidaten über ihre Ergebnisse und die mögliche "Jamaika-Koalition" im Bundestag.

Für den Zweikampf an der Spitze hat es für die Kandidaten der AfD, FDP, der Linken und Grünen nicht gereicht. Da sie auf den Landeslisten ihrer Parteien nicht wirklich prominent platziert waren, rückte also der Einzug in den Bundestag in Berlin für alle vier in weite Ferne. Dennoch waren alle zufrieden mit ihren persönlichen Ergebnissen im Wahlkreis. Besonders Martin Böhm, der Direktkandidat der AfD, konnte sich darüber freuen, dass er mit seiner Partei die drittmeisten Stimmen erlangen konnte.

Auch zu den Ergebnissen aus dem gesamten Bundesgebiet äußerten sich die Politiker. Der Aufstieg der AfD hat dabei niemanden wirklich überrascht, auch wenn René Hähnlein ihr quasi schon den Untergang voraussagt. Spannend wird sein, ob sich CDU, FDP und Grüne auf eine gemeinsame Koalition einigen können. Michael Eckstein von den Grünen erteilte diesem Gedanken eine Absage. Er werde nicht dafür stimmen, sagte er. Alexander Arnold wäre hingegen bereit für das Experiment.


Martin Böhm, AfD

Das Ergebnis aus seinem Wahlkreis kannte er noch gar nicht, als ihm der Anruf aus der Redaktion erreichte. In einer Kneipe in Küps (Landkreis Kronach) hatten sich rund 50 Leute zur Wahlparty versammelt - allerdings ohne Internet. Die ersten Prognosen erreichten ihn also per Telefon. "Das klingt doch mal ganz gut. Da freue ich mich", sagte er zu den rund zehn Prozent der Stimmen, die er bis dato im Wahlkreis erlangt hatte.

Wenig überrascht wirkte er auch über das bundesweite Ergebnis. "Ganz ehrlich, mit sowas haben wir schon etwa gerechnet", sagte Böhm. Persönlich sah er die AfD bei 10,5 Prozent. Die Stimmung auf der Wahlparty dementsprechend "grandios".

"Für mich ändert sich nicht viel", sagte Böhm zu seiner Zukunft. Jetzt gilt es für ihn und die Partei, sich auf die nächste Landtagswahl zu konzentrieren: "Wir wollen auch die gute Stimmung mitnehmen. Für uns kann es jetzt keine Pause geben." Den Erfolg macht er nicht nur an sich fest: "Wir haben schon eine geile Truppe. Ich bin froh und ein bisschen stolz, dass es mir gelungen ist, alle so zu motivieren", sagte er.


Michael Eckstein, Grüne

Sehr zufrieden war Michael Eckstein über die Ergebnisse. Vor allem die Wählerstimmen aus dem "Kerngebiet" der Stadt Coburg riefen bei ihm Freude hervor: "Da haben wir sehr gut abgeschnitten."Aber auch in den beiden Landkreisen konnte er mit seiner Partei überzeugen: "Wir haben überall zugelegt. Das zeigt, dass unsere Themen bei den Leuten ankommen", sagte er.

Auf Bundesebene wird nach der Regierungs-Absage der SPD über die "Jamaika-Koalition" (CDU/CSU, FDP, Grüne) spekuliert. "Ich persönlich bin gegen Jamaika", erteilt Eckstein dem eine Absage. Thematisch komme man etwa bei der Energiewende, Ökologie oder Landwirtschaft "weder mit der FDP noch mit der CDU zusammen", erklärte Eckstein. Auf der Wahlparty im grünen Büro in Coburg herrschte dennoch gute Stimmung: "Wir feiern ein bisschen."

Für ihn persönlich habe sich die Kandidatur gelohnt. "Ich habe viele nette und interessierte Leute getroffen. Es war ein toller Wahlkampf. Ich sehe diesen als persönlichen Gewinn und als Gewinn für die Grünen in Coburg."


René Hähnlein, Die Linke

René Hähnlein hatte gerade einige Parteigenossen von der Wahlparty im Coburger Bürgerbüro zurück nach Kronach gefahren und befand sich auf dem Weg nach Hause. "Die Stimmung bei den circa 20 Leuten war gut", sagte er. Besonders das Ergebnis aus der Stadt Coburg löste bei ihm Freude aus: "Wir haben uns natürlich etwas sehr auf Coburg konzentriert. Da sind wir wirklich sehr zufrieden. Das ist eine gute Voraussetzung für die nächste Kommunalwahl." Auch in den beiden Landkreisen habe man jeweils zulegen können, "das passt", sagte Hähnlein.

Bundesweit konnte Die Linke nur leichte Gewinne einfahren. "Da haben wir uns natürlich etwas mehr gewünscht", gab Hähnlein zu. Für seine Partei sei es eben eine schwierige Situation gewesen, erklärte er. "Viele Protestwähler sind zur AfD gewandert."

Über die AfD im Bundestag mache er sich indes keine großen Sorgen: "Die Erfahrungen in den Landesparlamenten hat gezeigt, dass die AfD zu konstruktiver, politischer und inhaltlicher Arbeit nicht Willens und nicht fähig ist", sagte er.


Alexander Arnold, FDP

"Kronach hat ein bisschen gedrückt", sagte Alexander Arnold über sein Ergebnis im Wahlkreis. Insgesamt sei er aber zufrieden: "Wir liegen in dem Schnitt, den wir auch auf Bundesebene haben."

Bundesweit hat es nach vierjähriger Abstinenz wieder zum Einzug ins Parlament gereicht. "Allgemein ist das Ergebnis natürlich gut ausgefallen", resümierte Arnold. Bleibt nur noch die Frage, welche Rolle die FDP künftig dort spielen wird. Im Gegensatz zu seinem Grünen Pendant Eckstein könne sich Arnold eine "Jamaika-Koalition" vorstellen: "Jamaika ist momentan wahrscheinlich die beste Option. Die große Koalition hat sich überlebt." Für die FDP gehe jetzt darum, das umzusetzen, was sie im Wahlkampf versprochen hatte. "Wir stehen jetzt wieder unter Beobachtung. Aber ich bin guter Dinge, dass Lindner und die anderen das schaffen."

Persönlich habe er im Wahlkampf viel gelernt. Jetzt will er in der Kommunalpolitik weiter Erfahrungen sammeln. Privat habe aber zunächst das Master-Studium Vorrang. Den Wahlabend hat er in Coburg im Wohnzimmer verbracht.