Zeugen beschreiben Jerry J. als ruhig und höflich
Autor: Christiane Lehmann
, Donnerstag, 19. Januar 2012
Der zweite Prozesstag im Fall Linda war geprägt von einer Kette von Zeugenaussagen, die ein Bild über die Persönlichkeit von Jerry geben sollte. Immer wieder wird der 21-jährige als ruhig, hilfsbereit, nett, höflich und zuvorkommend beschrieben.
Von aggressivem Verhalten berichtete keiner der Zeugen. Auf die Arbeitgeberin und auch auf den psychologischen Berater wirkte er eher jünger.
Die Verhandlung musste bereits am Vormittag mehrmals unterbrochen werden, da es Jerry körperlich nicht gut ging. Ihm war schlecht und er klagte über Kreislaufprobleme, so dass die Verhandlungsfähigkeit überprüft wurde. Nachdem er etwas zu essen und trinken bekommen hatte, sowie Medikamente nach Rücksprache mit der JVA, konnte der Prozess fortgesetzt werden. Seine Mutter sorgte dafür, dass er ein Mittagessen bekam. Am Vortag hatte Jerry nichts gegessen und kaum etwas getrunken.
Der Leiter des Kommissariats 1, Roland Holzheid, der die erste Vernehmung nach der Verhaftung vorgenommen hatte, berichtete, wie Jerry noch am Dienstagmorgen mehrmals beteuerte, nichts mit der Tat zu tun zu haben. Selbst als ihm der Kommissar vorhielt, dass seine fehlende Kofferraumabdeckung und seine verschwundenen Turnschuhe ihn verdächtig machten, blieb er standhaft.
"Er hatte immer Antworten parat, wirkte sehr selbstbewusst und unbedarft", sagte Holzheid. Man hätte ihm in dieser Phase gut glauben können, dass er nichts mit der Sache zu tun habe. Erst als ein Vortest ergab, dass Blutspuren im Kofferraum entdeckt worden waren, brach Jerry zusammen.
Er hat viel geweint, war sehr betroffen und zeigte da bereits Reue. Zu den genauen Tatumständen konnte er keine Angaben machen, schilderte allerdings die Tatwerkzeuge genau und zeigte der Polizei auch, wo er meinte, sie aus dem Auto geworfen zu haben. Jerry führte die Polizei auch dann gleich zum Fundort der Leiche.