Druckartikel: Zehnmal schnell von Coburg nach Nürnberg

Zehnmal schnell von Coburg nach Nürnberg


Autor: Simone Bastian

Coburg, Freitag, 24. Juni 2016

Coburg erhält drei ICE täglich nach München und Berlin , dazu sechs Regionalexpresszüge auf der Neubaustrecke in Richtung Süden.
Ein ICE unterwegs im Landkreis Main-Spessart. Ab 2017 wird auch Coburg ein Punkt im ICE-Netz der Deutschen Bahn sein - insgesamt sechsmal am Tag. Foto: Georg Wagner/DB AG


In Richtung Berlin um 6.49, 15.52 und 22.16 Uhr, nach München um 6.49, 15.06 und 22.06 Uhr: Diese Zeiten ließ Bahnvorstand Berthold Huber am Freitag im Rathaus bei seiner Präsentation auf der Leinwand erscheinen, um gleich einzuschränken, dass da noch nichts fixiert sei. Den genauen Fahrplan für Coburg gibt es erst im September 2017, und dann steht auch fest, was das ICE-Ticket nach Berlin oder München kosten soll.

Die Strecke Coburg-Berlin bewältigt der ICE dann in zwei Stunden und 39 Minuten. "Richtung Berlin ist das ein Fahrtzeitgewinn von zwei Stunden, Richtung München von 30 Minuten", sagte Huber. Dass die Coburger trotzdem nicht so ganz zufrieden sind mit dem, was ihnen an Bahnverbindungen ab Dezember 2017 zugesagt wurde, liegt daran, dass die Erwartungen und Ansprüche weitaus größer waren.

Denn im Planfeststellungsverfahren für die ICE-Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt war von ICE- und Interregioverbindungen die Rede gewesen, die Coburg nach Norden und Süden mit den Knotenbahnhöfen Erfurt und Nürnberg verbinden sollten. Doch Interregiozüge gibt es nicht mehr, und überhaupt habe die Deutsche Bahn die Anbindung der Fläche lang vernachlässigt, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei dem Pressegespräch.

In dem Fernverkehrskonzept, das Huber im vergangenen Herbst vorgelegt habe, sei schon ein Umdenken zu erkennen gewesen, stellte Herrmann fest. Dank des politischen Drucks aus Oberfranken und Bayern geht es mit dem Umdenken nun sogar ein bisschen schneller: Schon ab 2023 soll Lichtenfels wieder von Intercity-Zügen angefahren werden, auf der Linie Karlsruhe-Leipzig. Ursprünglich hatte die Bahn diese Verbindung erst 2030 einrichten wollen. Im Gespräch ist sogar ein Gesetz zur Fernverkehrssicherung, sagten Herrmann und der Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach (CSU). "Es kann nicht sein, dass die Bahn nur Rosinenpickerei macht" und trotzdem ein Defizit einfahre, sagte Michelbach.

Coburg erhält ein ICE-Zugpaar mehr als von der Bahn geplant: Dass die ICE "in Tagesrandlagen" nach Coburg abbiegen würden, war schon angekündigt. Damit wollten sich weder die IHK zu Coburg noch Landkreis und Stadt zufrieden geben. Doch all der politische Druck, der da entfaltet wurde, brachte nur zusätzliche Züge am Nachmittag. Dass die Coburger trotzdem unterm Strich eine viel bessere Anbindung in Richtung Süden haben werden als jetzt, ist dem Freistaat Bayern und der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) zu verdanken. Die bestellt nämlich ab 2017 für zunächst sechs Jahre Regionalexpresszüge, die alle zwei Stunden auf der Strecke Nürnberg-Bamberg-Coburg-Sonneberg fahren und dabei die ICE-Neubaustrecke nutzen werden. Lichtenfels wird dann alle zwei Stunden buchstäblich links liegen gelassen, von Coburg aus gesehen.

Für die Lichtenfelser bedeute das eine gewisse Verschlechterung, räumte Herrmann ein. Die Regionalzüge Bamberg-Saalfeld seien zwar weiterhin im Einsatz, und auch die Agilis-Züge im Dieselnetz würden weiterhin die Strecke Coburg-Lichtenfels befahren. Aber es entfallen die elf ICE-Zugpaare, die jetzt in Lichtenfels halten - und in Coburg werden sie nicht ersetzt.

Dafür aber in Bamberg, wie Huber betonte: Da sollen die ICE auf der Strecke München-Berlin stündlich halten (vorausgesetzt, die Strecke kann viergleisig ausgebaut werden), und dort sollen auch die Fahrgäste aus Nordwestoberfranken zusteigen. Denn unterm Strich bleibe immer noch ein Fahrtzeitgewinn nach Berlin, auch, wenn die Coburger erst eine Stunde hin und her fahren müssen, ohne einen Meter weiter gekommen zu sein, wie Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) monierte.

Zumindest werden sie die zusätzlichen Kilometer nicht bezahlen müssen, wie Huber versicherte. Doch mehr Zughalte in Coburg werde es nur geben, wenn auch die Fahrgastzahlen passen, und das nicht nur in Coburg, sondern auf der gesamten Strecke. Kurz: Wenn es die Bahn schafft, Reisende von der Autobahn und dem Flugzeug auf die Schiene zu locken, dann setzt sie auf der Strecke München-Berlin mehr Züge ein, und dann bestehe auch die Chance, dass weitere Züge in Coburg halten, erläuterte Huber. Ab wie vielen Fahrgästen das denn der Fall sei, konnte er freilich nicht sagen. Aber damit die ICE-Halte in Coburg sich rechnen, müssten 500 Passagiere am Tag hier ein- oder aussteigen, sagten Huber und Philipp Nagl, der Leiter Angebotsmanagement bei der DB AG und zuständig für die Fahrpläne. Zwei Jahre wolle die Bahn die Entwicklung auf der Strecke beobachten, bevor sie neue Entscheidungen treffe, sagte Huber.

Die ICE über Coburg fahren zwölf Minuten länger, als wenn sie ohne Halt zwischen Bamberg und Erfurt durchrauschen. Die Bahn nehme es damit in Kauf, dass entweder in Erfurt oder Nürnberg manche Anschlusszüge nicht erreicht würden, sagte Dieter Josel, Konzernbeauftragter der Bahn für Bayern. Bei den Frühverbindungen falle das nicht so ins Gewicht, da dann ohnehin meist mehr Züge eingesetzt seien. Nach derzeitigem Planungsstand fahren nicht alle Züge jeden Tag. Die Früh-ICE entfallen am Wochenende, der Abend-ICE am Samstag. Der Regionalexpress ab Coburg um 5.11 Uhr fährt laut vorläufigem Plan nur Montag bis Samstag.