Zehn Jahre Rauchverbot: den Tabakdunst besiegt
Autor: Christoph Winter
Coburg, Mittwoch, 04. Januar 2017
Vor zehn Jahren wurde das Rauchverbot in Gaststätten eingeführt. Nach Diskussionen hat sich das Verbot durchgesetzt und wird weitgehend akzeptiert.
Mittlerweile ist es keiner Diskussion mehr wert: Verlangt es Raucher in einer Gaststätte oder Kneipe nach ihrer Dosis Nikotin, ist der Weg nach draußen eine Selbstverständlichkeit geworden.
Seit zehn Jahren gilt in den Gaststätten im Lande das Rauchverbot - "und das war eine der besten Ideen, die man hatte". Victoria Klose, Mitarbeiterin der Coburger Gaststätte Münchner Hofbräu kann dem Rauchverbot nur Positives abgewinnen.
Sie selbst raucht nicht, kann sich aber noch gut an die Zeiten der verqualmten und stinkenden Gastzimmer erinnern. "Der kalte Rauch in der Kleidung war schon ziemlich heftig." Auf die Gläser, auf die ganze Einrichtung, legte sich seinerzeit der Tabakdunst.
"Auch die Raucher selbst stört es nicht mehr, dass sie auf eine Zigarettenlänge nach draußen gehen müssen." Das habe sich inzwischen eingespielt. Darüber hinaus sei es wesentlich angenehmer, rauchfrei essen zu können. Kurz nach der Einführung des allgemeinen Rauchverbotes habe es vermehrt Nachfragen gegeben, ob nicht doch am Tisch eine Zigarette angesteckt werden dürfe.
Im Biergarten wird geraucht
Aber damals wie heute müssen die Gäste des Münchner Hofbräu auf die Gasse vor das Lokal oder in den Biergarten im Innenhof. "Und auch dort hatten wir schon Diskussionen zwischen nichtrauchenden und rauchenden Gästen. Aber im Biergarten ist das Rauchen möglich." Eine Lanze für das Rauchen hatte vor einigen Jahren die Coburger Baderstube brechen wollen. Zunächst wurde über den begrifflichen Umweg des Raucherclubs das 2007 eingeführte Rauchverbot umgangen. Ab August 2009 jedoch durften Kneipen nur dann Raucherkneipen sein, wenn sie weniger als 75 Quadratmeter groß waren, keine Minderjährigen die Kneipe betreten durften, keine zubereiteten Speisen angeboten wurden und das Lokal deutlich als Raucherkneipe gekennzeichnet waren. Mit der Änderung des Bayerischen Gesundheitsschutzgesetzes wurde den Raucherclubs dann aber auch jegliche Rechtsgrundlage entzogen.
Rauchen als Kunstfreiheit?
Darauf hatte Baderstuben-Wirt Robert Stiels das Rauchen in dem Kellerlokal zur künstlerischen Darbietung und die Gäste als Teil derselben erklärt. Die Kunstfreiheit garantiere das Rauchen, so die Argumentation damals. Doch das Ordnungsamt der Stadt akzeptierte diese Sicht nicht, und verhängte Bußgeldbescheide, die auch vor Gericht Bestand hatten. Noch-Landestheaterintendant Bodo Busse wurde damals um eine Stellungnahme gebeten, ob Rauchen in der Form als Kunst gelten könne. Für die Kunstsituation brauche es eine Definition und einen Rahmen. Und einen solchen erfüll eine Kneipe eher nicht, so der Intendant im Januar des Jahres 2011. Er bezeichnete die Deklaration einer Kneipe zum Kunstwerk als "mutig" und "sehr interessant". Nur Positives kann Robert Milano dem Rauchverbot abgewinnen. "Vorher konnte man mitunter kaum den Nebentisch vor lauter Qualm erkennen", erinnert er sich an sein früheres kleines Lokal in der Coburger Innenstadt. Heute gebe es keine Probleme mehr mit dem Nichtraucherschutz. "Die rauchenden Gäste gehen alle artig vor die Türe." Auch aus eigenem Interesse möchte Milano nicht mehr zu den früheren Zeiten zurück: "Seit dem Rauchverbot rauche ich auch selbst viel weniger", bekennt er.
Den Nichtraucherschutz nimmt auch die Deutsche Bahn ernst, seitdem der blaue Dunst im öffentlichen Raum per Gesetz eingeschränkt worden ist. Mit dem "rauchfreien Bahnhof" sollen die Sauberkeit und die Rücksicht auf Nichtraucher erreicht werden.
Rauchen im Viereck
Entsprechende Schilder mit Aschenbechern an den Eingängen weisen darauf hin. Auf den Bahnsteigen sind Raucherbereiche eigens gekennzeichnet. Aber angesichts der zahlreichen herumliegenden Zigarettenkippen auf dem Gelände werden diese Außenbereiche bei den Rauchern wohl nicht von allen akzeptiert. Mit der verschärften gesetzlichen Regelung sind Pfeife, Zigarillos und Zigaretten auch aus nahezu allen Büro- und Arbeitsräumen verbannt worden. Ihren rauchenden Mitarbeitern kommen die städtischen Werke Überlandwerke Coburg (SÜC) ein Stück entgegen. Im Verwaltungsgebäude an der Bamberger Straße ist ein Teil der Kantine abgetrennt worden. Dort kann während der Pausen geraucht werden.