Zahlenspiele um den Rosengarten in Coburg
Autor: Winter
Coburg, Freitag, 12. Juli 2019
Brose-Gesellschafter Michael Stoschek hat bei einem Infoabend das von ihm geforderte Hotel im Rosengarten im Blick. Und er hatte schon mal gerechnet.
Für den Bau eines Tagungs- und Kongresshotels im Rosengarten hat Michael Stoschek beim Bürgerverein Coburg-Mitte geworben. Am Donnerstagabend waren zwei Dutzend Zuhörer ins "Münchner Hofbräu" gekommen, um von dem Brose-Gesellschafter einerseits sowie von OB Norbert Tessmer und Baubürgermeisterin Birgit Weber andererseits über dieses viel diskutierte Thema Informationen zu erhalten.
Bürgervereinsvorsitzender Gernot Kirchner erklärte, dass der zuerst veröffentliche "Klotz auf dem Anger in dieser Größe und Form unangebracht" gewesen sei. Den inzwischen aufgehobenen Beschluss des Stadtrates, das Grundstück der abgebrochenen Angersporthalle zu verkaufen, nannte er "unüberlegt und unprofessionell", weil der Investor keine Erfahrung mit Hotelbauten habe, die Stadt keinen Einfluss gehabt hätte und die großen Coburger Unternehmer nicht eingebunden waren. Diese hätten doch den größten Bedarf an Hotelzimmern.
"Nur eine Platzhalterfunktion"
Nach den Worten von OB Norbert Tessmer habe die berüchtigte Zeichnung eines bis zu 25 Meter hohen kastenförmigen Hotels auf dem Anger "nur eine Platzhalterfunktion gehabt" und "das wäre niemals das Endprodukt gewesen". Coburg brauche ein weiteres Hotel, da sei man sich einig, so der Oberbürgermeister. "Die Frage ist, wie und wo." Wichtig ist Tessmer, dass am Ende für die Stadt ein Mehrwert herauskommt.
Nach den Worten von Michael Stoschek ist der Markt für mittelgroße Kongresse und Tagungen stark im Wachsen. Hier habe Coburg, auch durch den Anschluss an die Autobahn und das ICE-Streckennetz - bessere Chancen als vor 13 Jahren, von diesem Markt zu partizipieren. Stoschek prognostizierte, dass ein Hotel, angebaut an das bestehende Kongresshaus und mit diesem zusammen betrieben, wirtschaftlich sei. "800 000 Euro schmeißen wir hier jedes Jahr in den Gully." Für den Anbau würde nur "eine Minifläche von fünf Prozent" des Rosengartens benötigt. Als Ausgleich verwies er auf die ökologische Aufwertung des einstigen Güterbahnhofgeländes, das bislang nur eine versiegelte Fläche gewesen sei. "Dort wird eine Mehrfaches an Grünfläche geschaffen."
Eindeutig bekannte er sich zum Erhalt des Kongresshauses, das für die aktuellen Anforderungen umgebaut und modernisiert werden müsse. "Diese leichte Architektur muss erhalten werden." Den Park selbst möchte er von der Ketschendorfer Straße "sichtbarer und erlebbarer machen", wenn Menschen in die Stadt fahren. Der Wildwuchs entlang der Ketschendorfer Straße müsse daher Sichtachsen erhalten und aufgeräumt werden.
Ist-Zustand wäre betoniert
Als zur Zeit falsch hält Stoschek das angelaufene Bürgerbegehren "Rettet den Rosengarten" und fand bei Stadtrat Kurt Knoch Unterstützung. "Ein Bürgerbegehren, das keinerlei Veränderung zulässt, also den Ist-Zustand betoniert, ist nicht zielführend. Es darf keine Denkverbote geben", so Knoch. Eine Lanze für das Ensemble der Villen entlang der Alexandrinenstraße und für die Bäume und Hecken im Rosengarten brach Christa Minier - ausdrücklich "als Privatperson und nicht als Vorsitzende der Altstadtfreunde Coburg". In einer anfangs verteilten Erklärung teilte sie mit, nun in der Funktion als Vorsitzende der Altstadtfreunde, der Verein werde die Stellungnahmen der Fachbehörden abwarten, die Informationen diskutieren und sich dann schriftlich äußern.
Stadtrat Wolf-Rüdiger Benzel sprach sich für eine umfassende Bürgerbeteiligung bei diesem Thema aus. "Der Rosengarten gehört den Bürgern." Er forderte, mehrere Planungen einzuholen und einvernehmlich eine gute Lösung zu erreichen. Nach den Worten von Baubürgermeisterin Weber braucht es etwa zwei Jahre, bis ein neuer Bebauungsplan für das Areal aufgestellt ist und Baurecht schafft.