Druckartikel: Wunsch: Mehr Raum und mehr Sicherheit für Radfahrer in Coburg

Wunsch: Mehr Raum und mehr Sicherheit für Radfahrer in Coburg


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Donnerstag, 21. März 2019

Vom Drohnen-Taxi bis zum autonomen Stadtbus: Bei einer Veranstaltung von "Pro Coburg" ging es um die Mobilität der Zukunft - und um die "letzte Meile".
Radfahrer haben in der Coburger Lossaustraße stadtauswärts zwar einen eigenen Streifen bekommen - doch der endet ausgerechnet dort, wo es besonders gefährlich wird, nämlich kurz vor der Kreuzung an der Callenberger Unterführung. Foto: Oliver Schmidt


Fahren durch die Coburger Innenstadt schon bald "autonome Stadtbusse", die gar keinen Busfahrer mehr benötigen? Sollte den Autofahrern auf so mancher Straße eine Spur weggenommen werden, damit Platz für sichere Fahrradstreifen gewonnen wird? Oder können Coburg-Besucher eines Tages ihren Pkw sowieso gleich auf der Lauterer Höhe stehen lassen, weil sie dann mit einer Drohne auf den Marktplatz geflogen werden? Beim Forum "Zukunft Coburg" der Wählergruppierung "Pro Coburg" (WPC) gab es am Mittwochabend allerhand spannende Ideen rund ums Thema Mobilität.

Neues Parkhaus größer bauen?

Oft war bei der von WPC-Mitglied Thomas Apfel moderierten Veranstaltung von der sogenannten "letzten Meile" die Rede, also um die "letzten gut tausend Meter", die eine Person bis zu einem bestimmten Ziel zurückzulegen hat. Mit Blick auf eine Reduzierung auch der Schadstoffe in der Innenstadt schlug Auwi Stübbe vom Coburger Designforum Oberfranken vor, das auf dem Güterbahnhofsgelände ohnehin geplante Parkhaus deutlich größer zu bauen. Dann könnte dort ein Park-&-Ride-System eingerichtet werden, bei dem die Menschen mit kleinen Autos, die umweltfreundlich mit Druckluft betrieben werden, weiter in die City befördert werden. Das klang pfiffig - löste zum Teil aber auch Kopfschütteln aus. "Für die letzte Meile gibt es doch bereits eine geniale Erfindung", sagte Coburgs Beauftragte für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), Marita Nehring: "Unsere Füße!"

"Kein Mangel an Parkplätzen"

Das ÖPNV-Angebot in Coburg bezeichnete Marita Nehring - "für eine Stadt dieser Größenordnung" - als "gut". Dass aber immer noch zu wenige etwa die Stadtbusse nutzen, obwohl diese im 30-Minuten-Takt fahren, habe wohl mehrere Gründe: "Es gibt keine Stau-Verhältnisse und gibt auch keinen Parkplatzmangel - höchstens einen Mangel an kostenlosen Parkplätzen. Somit gibt es auch noch nicht genügend Anreize, um auf den ÖPNV umzusteigen. Und Autofahren ist auch immer noch zu billig."

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Ob es ein Anreiz wäre, wenn Stadtbusse grundsätzlich für alle Menschen kostenlos sind? "Das kann funktionieren, wenn man bereit ist, entsprechende Mittel in die Hand zu nehmen", meinte SÜC-Betriebsleiter Raimund Angermüller. Denn um so etwas anbieten zu können, brauche es zusätzliche Fahrzeuge und zusätzliches Personal. Und alleine die zurzeit diskutierte kostenlose kostenlose Stadtbus-Nutzung lediglich für Jugendliche würde bereits mit rund 1,5 Millionen Euro zu Buche schlagen.

Aber vielleicht können ja Kosten - und ganz konkret Personalkosten - gespart werden, wenn "autonome Stadtbusse" eingesetzt werden, wie sie aktuell schon in Kronach getestet werden? Thomas Kneitz, Geschäftsführer der dortigen CIK Campus Innovations GmbH, hält einen Einsatz im Echt-Betrieb bereits ab Ende 2019 für realistisch.

Rainer Angermüller zeigte sich skeptisch. Zwar würden autonome Stadtbusse in der Tat Personalkosten sparen - zumal es immer schwieriger werde, Busfahrer zu finden. Aber: "Momentan fühle ich mich immer noch wohler, wenn auf dem Fahrersitz ein Mensch aus Fleisch und Blut sitzt."

Marita Nehring hält autonomes Fahren für "kein Modell für den Stadtbusverkehr". Aber vielleicht sei es eine Möglichkeit für Rufbusfahrten im Landkreis. Marita Nehring gab allerdings zu bedenken, dass viele Menschen den ÖPNV auch deshalb nicht nutzen, "weil da Menschen neben einem sitzen, die man sich nicht aussuchen kann." Sie nannte folgendes Szenario: "Eine ältere Frau steigt in einen autonom fahrenden Bus, und die einzige Person, die sich außer ihr noch in dem Fahrzeug befindet, ist ein alkoholisierter Mann." Nehrings Fazit: "Ein Busfahrer verleiht auch soziale Sicherheit!"

Mehr Raum für Radfahrer

Uli Schmerbeck vom ADFC erinnerte daran, dass sich speziell in den 1990er Jahren sehr vieles für Radfahrer in Coburg verbessert habe - "auch, weil der damalige Oberbürgermeister selbst sehr viel Rad gefahren ist". Inzwischen stagniere die Situation. "Der Radler wird häufig alleine gelassen", sagte er und nannte als Beispiel die Lossaustraße in Richtung Callenberger Unterführung: Dort wurde zwar auf der rechten Seite ein Fahrrads treifen geschaffen, doch der höre vor der Kreuzung auf - also dort, wo es für Radfahrer gefährlich wird. Schmerbeck wünscht sich einen Umbau der Kreuzung mit einer durchgehenden Spur auch für Radler.

Raimund Angermüller verwies auf die zum Teil sehr engen Straßen in Coburg und warf einen Blick in die Ketschendorfer Straße vor dem Klinikum: Dort gebe es einen Schutzstreifen für Radfahrer - doch die gesetzliche Vorgabe, beim Überholen eines Radfahrers mindestens eineinhalb Meter Abstand zu halten, sei eigentlich gar nicht machbar.

Marita Nehring wünscht sich "mehr Raum und mehr Sicherheit für Radfahrer" und brachte deshalb auch weitere Tempolimits ins Gespräch. "Wenn die Autos nur noch 30 km/h fahren, dann gibt das den Radlern, die 15 km/h fahren, auch schon mehr Sicherheit." Tempo 50 sollte für Autofahrer in der Stadt nur noch als "begründete Ausnahme" erlaubt sein.