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Wunderbar zarte Klänge in der Coburger Reithalle


Autor: Jochen Berger

Coburg, Montag, 26. Oktober 2015

Das Coburger Publikum kennt die Sopranistin Ana Cvetkovic-Stojnic vor allem als Opernsängerin im italienischen Fach. In der Reithalle stellte sie sich erstmals als Lied-Interpretin vor - mit sehr anspruchsvollen Programm.
Ana Cvetkovic-Stojnic beeindruckte mit einem Liederabend in der Reithalle. Foto: Jochen Berger


Manchmal sind Zugaben in Konzerten nur eine pflichtschuldig servierte Geste - als Dank für den Applaus des Publikums. Manchmal aber kann eine Zugabe auch regelrecht die Krönung sein, die wunderbare. Denn in der Zugabe löst sich in glücklichen Momenten die ganze Anspannung, die gestrenge Konzentration des Abends in Entspannung und Freiheit der Gestaltung auf - manchmal sogar gerade dann, wenn nicht alles perfekt gelingt.
Mit Reynaldo Hahns "A Chloris" als Zugabe jedenfalls verabschiedete sich die Sopranistin Ana Cvetkovic-Stojnic bei ihrem ersten Liederabend in der Coburger Reithalle von ihrem begeistert applaudierenden Publikum. Und in dieser barockisierenden Zugabe des 1874 in Caracas geborenen französischen Spätromantikers verzauberten Ana Cvetkovic-Stojnic und Vladimir Stojnic am Klavier mit jenem Quäntchen mehr an interpretatorischer Freiheit, an Spontanität, das sie sich zuvor nicht gestattet hatten.
Dabei erlebte das Publikum schon zuvor einen überaus eindringlichen und in seiner polyglotten Vielseitigkeit beeindruckenden Liederabend. Das Coburger Publikum kennt die in Belgrad geborene Sopranistin vor allem im italienischen Opernfach. Dass sie auch als Lied-Interpretin in Bann ziehen kann, bewies sie an diesem Abend in der Reithalle. Im ersten Teil demonstrierte sie dabei, dass sie durchaus auch Gespür für das französische Idiom besitzt. In Liedern von Reynaldo Hahn und Gabriel Fauré entfaltete sie vor allem die feinen lyrischen Qualitäten ihres schlanken Soprans. Und immer wieder faszinierte sie mit geradezu schwerelosen, mit wunderbar schwebenden Klängen.
Dass selbst zarteste Töne nie vom Klavier überdeckt wurden, verdankte sie dem famosen Spiel Vladimir Stojnic", der dem eigentlich reichlich ramponierten Flügel in der Reithalle einen verblüffenden Reichtum an Klangfarben und dynamischen Abstufungen entlockte.
Im zweiten Teil bewährte sich die Sängerin dann auch als veritable Richard-Strauss-Interpretin mit acht Liedern aus der Sammlung "Letzte Blätter", die dem Abend das Motto lieferten.
Beeindruckend zudem ihre Stilsicherheit bei drei ausgewählten Romanzen aus der Feder von Sergej Rachmaninow, die den Abschluss des offiziellen Programms bildeten.


Aus dem Leben zweier Künstler

Ana Cvetkova-Stojnic Die Sopranistin Ana Cvetkovic-Stojnic hat sich umfassend auf ihre Bühnenkarriere vorbereitet: Nicht nur, dass sie Gesang in Belgrad und Wien studierte, auch ihr kann Violinenspiel kann sich hören lassen. Und dass Choreografen gerne mit der jungen Sängerin zusammenarbeiten hat auch damit zu tun, dass Ana Cvetkovic-Stojnic viele Jahre lang eine Ballettschule besuchte.

Sie debütierte 2010 in der Rolle der "Königin der Nacht" am Wiener Akzent-Theater, sang in Japan die "Micaëla" in der Bizet-Oper "Carmen" oder stand in Montenegro als "Drussila" in der "Krönung der Poppea" auf der Bühne. Ana Cvetkovic-Stojnic besuchte mehrere Meisterkurse beispielsweise bei Nigel Rogers oder James Hooper.

Seit der Spielzeit 2014/2015 ist Ana Cvetkovic-Stojnic festes Mitglied des Musiktheaterensembles am Landestheater Coburg. Hier stand sie als Violetta Valery ("La Traviata"), als Gretel ("Hänsel und Gretel") und als Konstanze ("Die Entführung aus dem Serail") auf der Bühne, außerdem war sie in der Barockoper "King Arthur" zu hören. Als Musetta in "La Bohème" wird sie auch in dieser Saison zu sehen sein.

Vladimir Stojnic studierte an der hochschule für Musik in Belgred. Er arbeitet als selbständiger künstlerischer Mitarbeiter and er Hochschule für Musik in Belgrad in der Abteilung Gesang. Als Klavierbegleiter verüft er über mehr als 25 Jahre Erfahrung.