Wow! Wissen mit Knopf im Ohr!
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Freitag, 27. März 2015
Unter dem Motto "Ab ins Museum!" haben zehn Schüler des Coburger Gymnasiums Alexandrinum in ihrem P-Seminar einen Museumsführer entwickelt. Der führt in witzigen und lehrreichen Dialogen durch die Kunstsammlungen.
"Krass!" - "Wow!" - "Jetzt chill doch mal die Base!" - solche Ausdrücke zählen normalerweise eher nicht zum Wortschatz eines Audioguides, den man in Museen ausleihen kann. Der Museumsführer, den zehn Schüler des Gymnasiums Alexandrinum im Rahmen ihres P-Seminars erdacht haben, ist aber gerade nicht "normal". Er soll nämlich mit seiner bewusst außergewöhnlichen Art vor allem Jugendliche und junge Erwachsene in die Kunstsammlungen der Veste Coburg locken. Dafür wurden die Schüler des Faches Kunst am Freitag vom Ministerialbeauftragten für die oberfränkischen Gymnasien, Edmund Neubauer, mit dem P-Seminar-Preis ausgezeichnet.
Den mit je 200 Euro dotierten Preis erhalten pro Regierungsbezirk drei Gymnasien. Die vier besten Arbeiten der 24 Vorrundensieger werden auf Landesebene am 17. April in München ausgezeichnet.
Professionelle Hilfe
Als Zielgruppe ihres Experiments hatten sich die Schüler bewusst ihre Altersgenossen und junge Erwachsene ausgesucht - zum einen, weil sich wohl kaum jemand besser mit der "Lebenswirklichkeit" junger Leute auskennt, zum anderen, weil oft suggeriert werde, dass diese Altersgruppe Kultur als "verzichtbar" ansehe, berichtete Martina Essig. Dass die Zusammenarbeit mit den Kunstsammlungen so "unkompliziert" gelaufen sei, begeistert die Kunsterzieherin.
"Anfangs hatten wir noch gar keine genaue Vorstellung, was wir den Schülern vorstellen wollen", berichteten Klara Jungkunz und Lara Matthe von der Entwicklung ihrer Idee. Klar war nur, ein Rap sollte auf jeden Fall dabei sein. Der Direktor der Kunstsammlungen, Klaus We schenfelder, unterstützte die Schüler. Mit seiner Hilfe wurden 13 Ausstellungsstücke ausgewählt, die Jugendliche interessieren könnten.
Als nächstes brauchten die angehenden Abiturienten vier Charaktere, die die Informationen zu jedem Exponat in einem Dialog liefern: Hipster Felix, Streber Tim, die coole, schlaue Pia und Linda, die Tussi, waren geboren. In Gruppen aufgeteilt, dachten sich die Schüler dann kurze Gespräche aus, die sich jeweils um ein Ausstellungsstück drehen, selbstverständlich im Jugend-Slang. "Den mussten wir dann teilweise wieder etwas entschärfen", erzählten Klara Jungkunz und Lara Matthe lachend. Klaus Weschenfelder sei aber "total cool" gewesen, "er hat Sachen drin gelassen, die Frau Essig herausgestrichen hätte".
Ende November kam die schwierigste Aufgabe: Die Schüler mussten ihre Dialoge im Tonstudio selbst einsprechen. Damit das möglichst gut klingt, erhielten sie zuvor professionelle Hilfe in Gestalt von Frederik Leberle. Der Schauspieler aus dem Ensemble des Landestheaters suchte die passende Stimme zum jeweiligen Charakter, übte intensiv mit den Jugendlichen und nahm ihnen auch ein wenig das mulmige Gefühl, dass die eigene Stimme immer so seltsam klingt. "Das geht mir selbst nach vielen Jahren noch so", beruhigte Leberle. Die Idee der Schüler, in Dialogen durch die Kunstsammlungen zu führen, habe ihn begeistert. "Der Audioguide klingt so authentisch und hat einen wahnsinnigen Charme. Riesen Kompliment!"
"Nach sieben Stunden mit Salzstangen und Lebkuchen war dann alles geschafft", berichtete Klara Jungkunz. Mediengestalter Alexander Mrazek verpasste den Sounddateien den digitalen Feinschliff und jetzt kann jeder Besucher der Kunstsammlungen das Ergebnis auf einem der rund 50 Audioguides mit dem Knopf im Ohr selbst anhören.
Die 13 Stationen sind mit dem sogenannten Hasthag (#) durchnummeriert - ein kleiner Seitenhieb der Schüler auf die inzwischen inflationäre Verwendung des umgangssprachlichen "Gartenzauns". Wer im Jagdintarsienzimmer #05 auf dem Audioguide aufruft, hört die Sequenz "Auf dem Holzweg". #10 "Rupert, ein Kampfzwerg?" liefert Informationen über den Harnisch des Hofzwergs von Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg. Unter #04 nehmen die vier Charaktere das Cranach-Gemälde "Ungleiches Liebespaar" unter die Lupe - und das klingt dann so: "Sie spielt sowas von nicht in seiner Liga!"