Wolfgang Schott verwandelt Holz in Kunst
Autor: Jochen Berger
Coburg, Montag, 01. Juni 2015
So kommt Kunst auf den Coburger Marktplatz. Wie der in Seßlach lebende Bildhauer Wolfgang Schott im "Atelier auf Zeit" ein Stück eines Lindenstammes in eine Skulptur verwandelt.
Regen tropft auf den provisorischen Pavillon, der am Montag vor einem betagten kleinen Wohnwagen auf dem Coburger Marktplatz steht. Dem Holzstamm, der unter diesem Pavillon steht, schadet das feuchte Wetter keineswegs - im Gegenteil. Feuchtes Holz lässt sich besser bearbeiten, weil es nicht so schnell reißt, erläutert Wolfgang Schott. Der in Seßlach ansässige Holzbildhauer hat für einen Nachmittag sein Atelier mitten im Herzen Coburgs aufgeschlagen.
"Atelier auf Zeit" lautet das Motto der Reihe, die in diesem Jahr durch die Innenstadt zwischen Albertsplatz, Steinweg und Marktplatz vagabundiert (siehe unten). Und Schott demonstriert, wie sich aus einem Stück eines Lindenstammes eine Skulptur formen lässt.
"Vielleicht wird's ein Mann mit Pelzmantel"
Das kantige Gesicht eines Mannes ist bereits gut zu erkennen. Aber der Rest? "Da lass" ich mich überraschen", sagt Schott: "Vielleicht wird's ein Mann mit Pelzmantel - das würde wenigstens zum Wetter passen, auch wenn wir heute eigentlich den meteorologischen Wetteranfang haben."
Für Wolfgang Schott gibt es bei seiner künstlerischen Arbeit zwei grundsätzlich unterschiedliche Ansätze. "Entweder habe ich einen genau ausgearbeiteten Entwurf oder eine bereits fertige Skulptur als Vorlage, die ich dann umsetze - oder ich lasse das Holz auf mich wirken", sagt Schott. "Wenn man lange genug wartet, weiß man, was man darauf machen kann", erklärt er und holt einen Pferdekopf aus Kirschholz aus dem Wohnwagen: "Von Pappel bis Walnuss - ich verarbeite fast jedes Holz."
Nur Nadelhölzer meidet der Bildhauer. Sie eignen sich kaum für künstlerische Gestaltung. Lindenholz aber, das er in Coburg gewählt hat, "kann man leicht bearbeiten. Das Holz ist weich und gleichmäßig."
Diese Künstler beteiligen sich am "Atelier auf Zeit"
Dienstag Wer Gesehenes und Erlebtes mit Bleistift und Papier künstlerisch einfangen möchte, findet bei Heide Kunze-Lysek, Architektin und Künstlerin aus Altenhofen Inspiration (Marktplatz).
Mittwoch Die Coburger Künstlerin Vera Schnitzer lässt sich unter anderem beim Übermalen über die Schulter schauen (Albertsplatz).
Donnerstag Wie sie Passanten porträtiert, zeigt die Malerin Helga Blomeier aus Lichtenfels (Albertsplatz).
Freitag Die Coburger Künstlerin Ingrid Wahl gibt Tipps und Tricks zur Aquarellmalerei (Albertsplatz).
Samstag und Sonntag Der freischaffende Maler und Grafiker Peter Schoppel aus Gundelsheim lädt zum freien, informellen Malen und konzeptionellem Arbeiten auf Leinwand unter Einbeziehung der Passanten ein (Albertsplatz).
Der Rahmen Das Atelier auf Zeit ist diesmal in einem Bauwagen ganz mobil in der Coburger Innenstadt unterwegs. Die Künstler stehen jeweils von 13 bis 18 Uhr zur Verfügung (Sonntag bis 16 Uhr).
Das Konzept Für alle, die sich gerne einfach mal künstlerisch ausprobieren möchten, gibt es auch dieses Jahr wieder das Atelier auf Zeit der Sommerakademie Coburg in der Coburger Innenstadt. Noch bis zum Sonntag (7. Juni) zeigen Künstler aus der Region ihre Kunstwerke und wie sie entstehen. Dabei kann jeder Interessent zusehen, sich Kniffe abschauen oder gleich selbst zu Pinsel oder Zeichenstift greifen und kreativ werden. Den Auftakt am Wochenende gestaltete die freischaffende Künstlerin Ülfet Olgun aus Rödental.
Zusammenarbeit Organisiert wird das "Atelier auf Zeit" vom Stadtmarketing Coburg und der Volkshochschule Coburg Stadt und Land. Eintritt frei.