Wohin in Coburg mit den Flüchtlingen?
Autor: Simone Bastian
Coburg, Freitag, 12. Sept. 2014
Sechs Asylbewerber pro Woche wird Coburg voraussichtlich aufnehmen müssen. Stadt und Schulbehörden stellen sich darauf ein - so gut sich das eben planen lässt.
Wohnungen und Immobilien gesucht! Diesen Appell richtete Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) Anfang der Woche an die Coburger. Bislang aber scheint die Resonanz eher dürftig: "Der Coburger Wohnungsmarkt ist dicht", sagt Stadtpressesprecher Michael Selzer.
Die Stadt ist offenbar bereit, leerstehende Objekte herrichten zu lassen: Am Donnerstag will der OB den Finanzsenat über eine Eilentscheidung informieren, dass er Mittel freigab, um das Gebäude Viktoriastraße 10 herrichten zu lassen. Auch in der Sally-Ehrlich-Straße soll Wohnraum für Flüchtlinge geschaffen werden. Doch hängen solche Dinge nicht nur am Geld: Im Falle Sally-Ehrlich-Straße führten Bauvorschriften zu Verzögerungen, sagt Selzer.
Vorschläge wie "ehemalige BGS-Kaserne" seien in der Stadt auch durchgedacht worden. Aber diese Gebäude seien nur mit größerem Aufwand wieder herzurichten, sagt Selzer. Und: "Das gelingt nicht in ein, zwei Wochen." Außerdem gehören die ehemaligen Unterkünfte nicht der Stadt, sondern dem Bund.
Neben der Stadt sucht die Regierung nach Unterkünften, allerdings nur nach solchen, in denen sie 50 und mehr Menschen unterbringen kann. Alles, was kleiner ist, nennt sich "dezentrale Unterbringung" und muss von den Landkreisen und Städten selbst gemanagt werden. Die Kosten für die Räume übernimmt aber in jedem Fall der Staat. "Ortsübliche Mieten" würden gezahlt, sagt Selzer.
Deutschkurse und Übergangsklasse
Sechs neue Asylbewerber pro Woche in der Stadt, zwölf im Landkreis - und es sind auch Kinder dabei. Die müssen zur Schule gehen, auch wenn die meisten von ihnen kein oder kaum Deutsch sprechen. Das staatliche Schulamt jedenfalls hat versucht, so gut wie möglich alles vorzubereiten.
Einige Erfahrung habe man ja schon sammeln können, sagt Schulamtsdirektor Gerhard Schelhorn. So gab es bislang den "Mittwochskurs" in Deutsch an der Mittelschule Lautertal, den alle neu eingetroffenen Kinder besuchten. Doch der wird nun nicht mehr reichen. Schon zum Schuljahresende war es eng: Ausgelegt war der Kurs für 15 Schüler, am Ende waren es 58 - "da sind wir schon dreigleisig gefahren", sagt Schelhorn. Deshalb wird es nun eine Übergangsklasse geben für alle Schüler der fünften bis neunten Jahrgangsstufe. Maximal ein Jahr sollen sie in dieser Klasse an der Coburger Rückertschule in Deutsch unterrichtet werden und dann in ihre Sprengelschule wechseln.
Die Klasse wird nach derzeitigem Stand mit 13 Schülern starten. Schelhorn erwartet freilich, dass sich diese Zahl übers Schuljahr ständig ändern wird. "Es werden weitere Schüler kommen - und es werden vermutlich auch welche gehen." An allen Mittelschulen werde außerdem Deutschförderung für Migranten angeboten, betont der Schulamtsdirektor. Zielgruppe sind nicht nur Asylbewerber, sondern auch die Kinder von EU-Einwanderern, die oft ebenfalls ohne Deutschkenntnisse eintreffen.
Auch für die Grundschüler unter den Asylbewerbern gibt es Deutschunterricht, doch der startet erst am 1. Oktober. Die Grundschüler werden am Dienstag ganz normal in ihre Sprengelschulen gehen. Ab 1. Oktober dann werden sie wöchentlich einen Tag lang bei einer speziell ausgebildeten Lehrkraft Deutschunterricht haben. Zwei dieser Kurse für die Kinder in der Stadt Coburg werden in der Grundschule Neuses stattfinden, wo mit dem Unterricht schon begonnen wurde, wie Schelhorn lobte. An den anderen drei Tagen wird die Lehrerin in Landkreisschulen unterrichten, in Neustadt, Ebersdorf und voraussichtlich in Rödental. Vorteil: Die Kinder, die dorthin müssen, können die ohnehin verkehrenden Schulbusse nutzen. Außerdem habe jede Schule, die Migranten mit geringen Deutschkenntnissen betreuen muss, auf Antrag Zusatzstunden erhalten, sagte Schelhorn.
Damit sollen Probleme vermieden werden, wie sie im vergangenen Schuljahr Manfred Greiner-Gunzenheimer hatte. Der Leiter der Rückertschule hat im vergangenen Schuljahr immer wieder Flüchtlingskinder in ohnehin schon große Klassen aufnehmen müssen.