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Wirbel um die Pläne für die Coburger Post


Autor: Simone Bastian

Coburg, Montag, 05. Dezember 2016

Noch gibt es nicht einmal Pläne, aber es wird schon eifrig über einen "Seniorencampus" am Steinweg geredet.
Blick vom Steinweg zum Hinterhof der Hauptpost: An der Post möchte der Klinikkonzern Regiomed ein Senioren- und Pflegeheim errichten. Ergänzt werden soll das durch eine Wohnanlage im Bereich Lohgraben/Steinweg - aber noch gibt es da keine offiziellen Pläne. Foto: Simone Bastian


Manchmal entfalten nebenbei gesagte Sätze große Wirkung: "Wir haben jetzt die Chance, den Seniorencampus bis in den Steinweg hochzuziehen", sagte die SPD-Stadtratsfraktionsvorsitzende Petra Schneider neulich in einem Interview. Inzwischen würde sie ihn liebend gern wieder zurücknehmen - aus mehreren Gründen.

Denn "wir" im Sinne von "die Stadt" stimmt schon einmal nicht: Es ist der Regiomed-Konzern, der im Postareal ein Senioren- und Pflegezentrum plant. Einen Bauantrag oder ähnliches gibt es noch nicht - und letztlich ist es Sache der beteiligten Unternehmen und Grundstücksbesitzer, ob aus dem Projekt etwas wird. Die Post gehört Immobilieninvestoren. Die bestätigen, dass es Gespräche über eine "Nutzung" des Areals durch Regiomed gibt. Nutzung, nicht Verkauf: Der Klinikkonzern müsste das Postgelände also entweder mieten oder in Erbpacht übernehmen.

Gleichwohl lässt sich der Eindruck gewinnen, dass die Stadt höchstes Interesse daran habe, dass es mit dem Seniorenzentrum etwas wird. Denn warum sonst hätte die Wifög die ehemalige Sortierhalle am Hauptpostgebäude vorübergehend anmieten sollen, außer, um zu verhindern, dass andere Interessenten zum Zuge kommen? Die rund 500 Quadratmeter Fläche wurden dem Verein "Making Culture" zur Verfügung gestellt, der sie für verschiedene Projekte nutzt. Auch das Repair-Café des Mehrgenerationenhauses findet einmal im Monat dort statt.

Anfangs war die Rede davon, dass Making Culture die Räume bis zum Jahresende nutzen dürfe. Nun wurde auf "Ende März/Anfang April" verlängert. Die Wifög möchte mit solchen Zwischennutzungen die Coburger Kreativwirtschaft fördern. Deshalb hat sie auch Ladenräume im Steinweg und in der Judengasse angemietet für die "Gute Stube 2", wo bis Weihnachten Stücke Coburger Designer und Handwerker verkauft sowie Ausstellungen und Kurse angeboten werden.

Das Seniorenwohnzentrum im Postareal soll um eine Wohnanlage mit rund 50 Wohnungen im Bereich Lohgraben/Steinweg ergänzt werden. So lautet zumindest die Idee, aber mehr sei das auch noch nicht, betonen Teilnehmer der Gespräche, die in den vergangenen Wochen nichtöffentlich gelaufen sind. So hatten Stadtspitze und Wohnbau Ende November den gesamten Stadtrat zu einem Informationsrundgang eingeladen, bei dem es um den Stand der Vorerhebungen in Sachen Sanierungsgebiet Steinwegvorstadt gehen sollte. Es kam aber nur eine knappe Handvoll Stadtratsmitglieder - Vertreter von Wohnbau und Stadtverwaltung waren weitaus zahlreicher.

Dabei waren allerdings Hans Michelbach (CSU) und Petra Schneider, die wegen der Nutzung des Postareals aneinander geraten sein sollen, angeblich wegen des "Seniorencampus". Das möchte Michelbach so nicht bestätigen: Er habe lediglich darauf hingewiesen, dass man auch Möglichkeiten fürs Gewerbe schaffen solle, um das Areal insgesamt zu beleben. Außerdem habe er angeregt, den Lieferbereich des Kaufhofgebäudes bei der Sanierung mit zu berücksichtigen, um diesen ansehnlicher zu gestalten.

Die Grünen wollen das Thema "Seniorencampus" nun in den Stadtrat bringen: Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) soll eine Reihe von Anfragen beantworten, um Transparenz zu schaffen, wie Grünen-Stadtrat Wolf-Rüdiger Benzel sagt. Schneider habe den "Seniorencampus" thematisiert, "obwohl das noch nicht einmal in Gänze im Stadtrat vorbesprochen wurde". Benzel will nun wissen, ob es schon konkrete Pläne gibt oder gar eine Bauvoranfrage, inwieweit der Steinweg betroffen ist und wie sich diese Ideen mit den Sanierungszielen und dem integrierten Stadtentwicklungskonzept (Isek) vereinbaren lassen. Und er stellt die Frage, ob die Stadt an einer Stelle mitfinanzieren muss.

Fraglich ist, ob es zu diesen Fragen schon Antworten gibt. Denn, so sagt es ein Stadtratsmitglied: "Im Moment ist das nicht näher spruchreif. Es gibt noch nichts, womit man die Gremien beschäftigen könnte."