Druckartikel: Wirbel um die neue Parkpalette in Coburg

Wirbel um die neue Parkpalette in Coburg


Autor: Ulrike Nauer

Coburg, Freitag, 29. August 2014

Für die Studenten der Hochschule Coburg sollen rund 500 Stellplätze geschaffen werden. Peer Medau, Leiter der Medau-Schule, ist entsetzt, denn die Zufahrt würde direkt an der Kinderkrippe vorbeiführen und ihn Parkplätze kosten.
Auf dem Parkplatz im Vordergrund soll die Parkpalette entstehen. Das grau-rote Gebäude im Hintergrund ist die Kinderkrippe der "Bergwichtel". Foto: Vokmar Franke / I www.hochbild-design.de


Peer Medau ist verärgert. "Nur durch Zufall", so sagt der Leiter der Coburger Medau-Schule, habe er erfahren, dass die benachbarte Hochschule Coburg ihren Parkplatz durch eine Parkpalette erweitern will und insbesondere, dass deren Zufahrt über das Gelände der Medau-Schule führen soll. Der Schulleiter fürchtet nun, dass seine Schule dadurch zum einen Parkplätze verlieren wird, zum anderen, dass die Zufahrt eine Gefahr für die Kinderkrippe "Bergwichtel" direkt daneben darstellen könnte.

Spät informiert

"Wir wussten von gar nichts", sagt Medau. Anfang Juli sei er durch die Hochschule Coburg informiert worden. "Dabei läuft das Ganze sicher schon eineinhalb Jahre." Konkret geht es um ein mehrgeschossiges Parkdeck für rund 500 Fahrzeuge, das auf einem Teil des bereits bestehenden Parkplatzes am Ende der Friedrich-Streib-Straße gebaut werden soll. Zum Parkplatz gelangt man derzeit eben über jene Straße. Zum einen soll aber der gesamte Campus-Bereich so weit wie möglich autofrei werden, zum anderen komme es an der Einmündung zum Rummental immer wieder zu gefährlichen Begegnungen zwischen motorisierten Studenten und den Kindern aus der benachbarten Realschule CO II, wie Hochschulpräsident Michael Pötzl auf Tageblatt-Nachfrage erläutert.
Die Zufahrt zum Parkdeck soll deshalb künftig nicht mehr durch die Friedrich-Streib-Straße führen, sondern komplett neu geregelt werden. Verschiedene Varianten seien erörtert worden, sagt Pötzl. "Alle führen ausschließlich über städtischen Grund."

Überlegungen, die Parkpalette über den Weg unterhalb des Studentenwohnheims zu erschließen (Variante 2), nennt Pötzl eine "Schnapsidee". Nicht nur, dass der Lärm der Autos die Bewohner des Studentenheims belästigen würde, die Ausfahrt läge auch direkt gegenüber dem Haupteingang der COII. Damit wäre nach Pötzls Ansicht nichts gewonnen.

Unterm Strich gefällt den Beteiligten - der Stadt Coburg, dem Staatlichen Bauamt Bamberg, dem Freistaat (er bestreitet den Löwenanteil der Baukosten) und der Hochschule - offensichtlich die Erschließung über die Zufahrt zur Medau-Schule am besten. Diese Variante 1 sei am verträglichsten, argumentiert Pötzl. Die Auffahrt sei ohnehin in die Jahre gekommen und müsse früher oder später saniert werden. Der Belag müsse erneuert, die Fahrbahn von jetzt 4,50 Meter auf 5,50 Meter verbreitert und der Hang ein wenig abgestützt werden, zählt der Präsident auf. Alles sei mit dem Grünflächenamt abgesprochen und werde "sehr verträglich" und "behutsam" umgesetzt.

Zehnmal so viel Verkehr?

Für Peer Medau jedoch klingt das alles andere als "verträglich" - im Gegenteil. Straße verbreitern, Hang abstützen, Bäume roden und vermutlich auch noch ein Bürgersteig und Beleuchtung - "das ist ein riesiger Eingriff", kritisiert der Schulleiter. Außerdem verträgt sich die bevorzugte Variante seiner Ansicht nach nicht mit der Kinderkrippe "Bergwichtel", an der sie mehr oder weniger direkt vorbeiführen würde: "Das ist so, als würde die Kinderkrippe direkt auf der Stadtautobahn stehen."

Ihm sei gesagt worden, dass sich der Verkehr auf der Auffahrt zu seiner Schule voraussichtlich verzehnfachen werde, sagt Medau. "Die Hochschule will einen autofreien Campus und wir haben dann dafür den Verkehr."
Außerdem, so befürchtet Peer Medau, werde seine Schule einen Teil ihrer 54 Stellplätze verlieren. "Die Zufahrt soll über unseren Hauptparkplatz führen." Die Stadt Coburg sei der Meinung, der Schule blieben noch genügend Parkplätze übrig. Das kann Medau kaum glauben. "Wir haben bis zu 150 Schüler, die Eltern der ,Bergwichtel‘, Dozenten, die Logopädiepraxis..., wir brauchen diese Parkplätze!"

Ganz abgesehen davon befürchtet Peer Medau, dass Studierende, die auf der Parkpalette keinen Platz mehr finden, auch noch jedes freie Eck rund um seine Schule belegen werden. "Das ist doch ein Irrsinn! Soll ich dann Schranken hinbauen? Wir können ja jetzt schon nicht unterscheiden, wer bei uns parkt."

Zur Klärung der rechtlichen Verhältnisse hat Medau nun einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Aber, das betont der Schulleiter ausdrücklich, er hoffe sehr auf einen Kompromiss, wenn er sich im September und Oktober mit den Verantwortlichen zu Gesprächen treffe. "Ich bin überhaupt nicht darauf aus, vor Gericht zu ziehen. Aber es ist nicht einfach, sich in dieser Angelegenheit Gehör zu verschaffen."

Für Hochschulpräsident Pötzl ist Medaus anwaltlicher Beistand "alles andere als gut nachbarschaftlich". Schließlich gehörten die fraglichen Flächen alle der Stadt Coburg. "Sonst wären wir gar nicht erst auf diese Idee gekommen." Das Argument, die Zufahrt liege zu nahe an den "Bergwichteln" will er nicht gelten lassen. "Ich kenne keine Kinderkrippe, die sich nicht in der Nähe einer Straße befindet." Und was den Parkplatz der Medau-Schule betreffe, habe er schon oft beobachtet, dass so gut wie nie alle Plätze belegt seien.

Stadt reagiert zurückhaltend

Die Stadt Coburg selbst hält sich mit Informationen zur Erweiterung der Hochschulparkplätze derzeit noch sehr zurück. "Momentan werden Gespräche mit allen Beteiligten geführt", bestätigt Tanja Angermüller, Mitarbeiterin im Büro des Oberbürgermeisters auf Anfrage. Ehe diese Gespräche nicht abgeschlossen seien, werde sich die Stadt nicht weiter äußern. Nur so viel: Entschieden ist noch gar nichts!