Druckartikel: Wirbel um Chef-Hygieniker bei Regiomed

Wirbel um Chef-Hygieniker bei Regiomed


Autor: Simone Bastian

LKR Coburg, Mittwoch, 20. Mai 2020

Eigentlich wollte Professor Klaus-Dieter Zastrow erläutern, wie sich die Corona-Fallzahlen im Landkreis Sonneberg so rasant entwickeln konnten. Doch seine Wortwahl sorgte für Ärger
Im Sonneberger Klinikum gilt derzeit ein Aufnahmestopp. Mehrere Mitarbeiter hatten sich bei Corona-Patienten angesteckt. Foto: Christoph Böger


Der Landkreis Sonneberg ist derzeit einer der Corona-Hotspots in Deutschland, auch wenn die Infektionszahlen zuletzt gesunken sind. Die Auswirkungen sind auch im Sonneberger Klinikum zu spüren: Weil auch etliche Mitarbeiter infiziert waren, wurde dort vor etwa 14 Tagen ein Aufnahmestopp verhängt. Deshalb werden in dem Krankenhaus derzeit gerade mal 40 Patienten versorgt, 9 davon mit Covid-19-Erkrankung. Das entspreche einer Auslastung von 16 Prozent, sagte am Mittwoch Regiomed-Hauptgeschäftsführer Alexander Schmidkte.

Die Notaufnahme sei weiterhin geöffnet, auch wenn Patienten dann in andere Häuser des Regiomed-Verbunds oder in benachbarten Krankenhäusern stationär aufgenommen werden. So versorgt auch das Klinikum Coburg derzeit Patienten aus dem Raum Sonneberg. 17 dieser Patienten liegen in Coburg auf der Normalstation, vier brauchen Intensiv-Versorgung.

Alle 600 Mitarbeiter der Sonneberger Klinik seien inzwischen abgestrichen worden, sagte Schmidtke. Etwa zwei Drittel der Testergebnisse liege vor. Derzeit würden sich 17 Mitarbeiter in Quarantäne befinden, da sie positiv getestet worden seien.

Der Chefhygieniker von Regiomed, Professor Klaus-Dieter Zastrow, hatte in einem Interview Mitarbeiter, die sich bei Patienten anstecken, als "dumm" bezeichnet. Diese Wortwahl hatte für erheblichen Wirbel gesorgt. Alexander Schmidtke ist nach eigenen Worten seit etwa einer Woche um Schadensbegrenzung bemüht: Es gab eine schriftliche Information an alle Mitarbeiter und eine Telefonkonferenz, zu der sich jeder zuschalten konnte. Zastrow habe sich "nach einem ernsten Gespräch" bei den Mitarbeitern schriftlich für seine Wortwahl entschuldigt.

"Ich wollte nicht den Fehler von Herrn Prof. Zastrow wiederholen und interne Belange in der breiten Öffentlichkeit diskutieren", erklärt Schmidtke. Inzwischen sei er aber der Meinung, dass auch er ein klares Zeichen setzen müsse. "Das ist nicht die Unternehmenskultur, die ich mir für Regiomed wünsche und für die ich - und das kann jeder, der mich kennt bestätigen - stehe." Er habe das fragliche Interview zwar vorab erhalten, aber nicht durchgesehen, räumte Schmidtke ein: Es sei ihm "zwischen verschiedenen Krisensitzungen leider durchgerutscht". Die fraglichen Formulierungen wären sonst auf keinen Fall stehengeblieben, betonte der Hauptgeschäftsführer.

Schmidtke sagte allerdings am Mittwoch auch, dass es durchaus Mitarbeiter gegeben habe, deren Verhalten Anlass zur Kritik gegeben habe. So habe man Beschäftigte "in größerer Runde ohne Einhaltung des Mindestabstands und ohne Mund-Nasen-Schutz im Pausenraum angetroffen". Auf dieses Fehlverhalten habe Zastrow aufmerksam machen wollen.

Das Zastrow-Interview hatte auch in sozialen Netzwerken für Unruhe gesorgt. Dort war auch der Vorwurf geäußert worden, dass den Mitarbeitern gar nicht genug Schutzausrüstung zur Verfügung gestanden habe. Das wiesen Schmidtke und Geschäftsführer Robert Wieland jedoch zurück: Die Versorgung mit einfachen und höherwertigen Masken sowie weiterer Schutzausrüstung sei immer gegeben gewesen. Man habe sich zwar darauf vorbereitet, im Fall von Lieferengpässen benutzte Masken wieder aufzubereiten, doch das sei nie nötig geworden.