Wildes Chaos durch Corona
Autor: Cindy Dötschel
Weitramsdorf, Freitag, 06. November 2020
Dass es bundesweit keine einheitlichen Regeln im Kampf gegen die Corona-Pandemie gibt, stellt die Mitarbeiter des Wildparks Tambach vor Probleme. Besucher, die nicht aus Bayern kommen, sind nicht informiert oder zeigen keine Einsicht.
Der Wildpark Tambach hat geschlossen - wie alle Zoos und Wildparks in Bayern. Wenige Kilometer weiter in Thüringen gelten andere Regeln. "Erst gestern war ein Ehepaar aus Erfurt hier, sie dachten wir hätten geöffnet", sagt Annette Gräfin zu Ortenburg. Laut der Leiterin des Wildparks bekommen vor allem die Mitarbeiter zu spüren, dass die Corona-Regeln von Bundesland zu Bundesland variieren.
Mitarbeiter wurden beleidigt
Die Besucher kommen aus ganz Deutschland. "Kurz vor dem Lockdown waren schon in vielen Bundesländern Herbstferien. Die Leute kamen von überall zu uns in den Wildpark", berichtet Gräfin zu Ortenburg.
Dass noch im Oktober eine Maskenpflicht für Wildparks beschlossen wurde, sei vielen nicht bewusst gewesen. "Unsere Mitarbeiter wurden von den Gästen beleidigt und beschimpft, weil sie die Richtlinien nicht akzeptieren wollten", bedauert Gräfin zu Ortenburg. Es sei sehr schwer zu vermitteln, dass hier eine Maske getragen werden muss, während dies wenige Kilometer weiter nicht der Fall ist. Dass Leute, wie das Ehepaar aus Erfurt, vor dem Eingang stehen, sei keine Seltenheit. "Außerdem rufen täglich Leute an und fragen, ob wir offen haben."
Verschiedene Regeln
Die Leiterin des Wildparks kann nicht verstehen, dass die Politik für jedes Bundesland verschiedene Maßnahmen verabschiedet, um die Corona-Pandemie einzudämmen. "Dass wir zur Sicherheit schließen mussten, ist okay. Ich kann es aber nicht nachvollziehen, dass bei gleichen Infektionszahlen und der gleichen Sachlage unterschiedliche Regeln in Bundesländern, die unmittelbar aneinander grenzen, gelten", bemängelt sie.
Wie Gräfin zu Ortenburg betont, sei Corona ein Problem, dass ganz Deutschland gleichermaßen betreffe. "Ich befürchte, dass die Maßnahmen bundesweit nicht hinreichend sind. Außerdem wären einheitliche Maßnahmen leichter an die Bevölkerung zu vermitteln", schildert sie ihren Standpunkt. Es sei naheliegend, dass Menschen aus Bayern nun die Parks in Thüringen besuchen würden.
Probleme bereits im Sommer
Nicht erst mit dem zweiten Lockdown sondern bereits bei der Wiedereröffnung des Wildparks im Mai wären bundesweit einheitliche Regeln für die Mitarbeiter eine große Erleichterung gewesen: "Dass die Besucher ihre Kontaktdaten im Biergarten angeben mussten, hat regelmäßig zu Diskussionen geführt", bedauert Gräfin zu Ortenburg.
Für die Wochenenden wurde vor dem zweiten Lockdown ein zusätzlicher Mitarbeiter eingeteilt, der ausschließlich dafür zuständig war, die Maskenpflicht zu kontrollieren. "Die Thüringer mussten vor dem zweiten Lockdown keine Maske tragen. Von der Maskenpflicht hier haben viele nichts gewusst", schildert sie das Problem. Sobald jemand im Park seine Maske abgenommen habe, hätten außerdem viele weitere Besucher das Verhalten nachgeahmt.
Obwohl keine Besucher kommen, läuft der interne Betrieb wie gewohnt weiter. "Die Tiere müssen ganz normal gefüttert und gepflegt werden", sagt Gräfin zu Ortenburg. Etwas verfrüht hätten die Mitarbeiter nun mit den für den Winter geplanten Renovierungsarbeiten begonnen. Ein geplantes und bereits genehmigtes Projekt für den Gastronomie-Bereich des Wildparks hat Gräfin zu Ortenburg jedoch verschoben: "Generell ist es in Corona-Zeiten schwer zu überlegen, was man in die Zukunft investiert. Wir warten jetzt erst einmal ab, was bis Frühjahr passiert."
Blick nach Thüringen
Dass wegen der Schließung der Wildparks und Zoos in Bayern mehr Besucher aus Bayern in den thüringer Tiergarten Sonneberg-Neufang kommen, konnte eine Mitarbeiterin auf Anfrage nicht bestätigen: "Wir hatten schon immer viele Gäste aus Coburg und Kronach, während der Ferienzeiten herrscht generell mehr Betrieb - wesentlich mehr Besucher aus Bayern als normalerweise haben wir momentan nicht."
Auch Andrea Bache, Leiterin des Tierparks Suhl, konnte einen dahingehenden Trend nicht beobachten: "Ich habe nicht den Eindruck, dass mehr Besucher aus Bayern kommen als sonst." Trotz des erneuten Lockdowns gilt in Thüringen keine generelle Maskenpflicht in Wildparks und Zoos. "In Bereichen, in denen sich die Besucher ballen, wie beim Eingang oder den Toiletten, muss eine Maske getragen werden", berichtet Bache. Gebäude, wie das Terrarienhaus oder das Streichelgehege seien schon seit einiger Zeit geschlossen.