Wiese hin, neues Baugebiet für Wildenheid her
Autor: Rainer Lutz
Wildenheid, Freitag, 14. Dezember 2018
Die Bürgerinitiative zum Erhalt der Kemmater Wiese bringt Argumente vor, die ihrer Meinung nach gegen das Baugebiet sprechen. Die Verwaltung hält dagegen.
Die Stadt will am Ortsrand von Wildenheid, auf der so genannten "Kemmater Wiese" die Möglichkeit schaffen, 18 neue Einfamilienhäuser zu errichten. Wildenheider Bürger gründeten eine Initiative, die das verhindern will. In einem Leserbrief stellt diese infrage, was die Stadtverwaltung an Informationen weitergab, als sie Bürger zu einer Info-Veranstaltung eingeladen hatte. Dagegen verwahrt sich nun das Bauamt in einer Stellungnahme, die wiederum die Argumentation der Bürger bestreitet.
Stadtbaurat Richard Peschel erinnert daran, dass die Kemmater Wiese seit 2003 im Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche dargestellt ist. "Viele bauwillige Familien, überwiegend aus Neustadt, möchten in ihrer Heimatstadt ein Einfamilienhaus errichten. Die vorhandenen Bauplätze sind bereits mehrfach vorreserviert. Um diesen Bedarf decken zu können, führt die Stadt Neustadt derzeit ein qualifiziertes Verfahren für den Bebauungsplan Kemmater Wiese im Stadtteil Wildenheid durch", erklärt Peschel. Dabei ist die Öffentlichkeit zu beteiligen. Eine Infoveranstaltung wäre dafür nicht notwendig gewesen. Sie war ein zusätzliches Angebot der Stadt, wie Peschel betont. Bürger konnten fragen, die Verwaltung sei bemüht gewesen, "sachlich und umfassend" zu antworten.
Zum Leserbrief stellt Peschel klar: Der Abstand des Baugebiets zu einer als Naturdenkmal erfassten Eiche betrage eben nicht 40 Meter, wie behauptet, sondern mehr als 50 Meter. Es sei weder eine Trockenlegung des Gebiets notwendig, um dort zu bauen, noch werde der Grundwasserspiegel abgesenkt. Auch wenn Wildenheid größtenteils in einem "wassersensiblen Bereich" liegt, sei dort Bebauung zulässig.
Die neuen Gebäude bekämen einen eigenen Anschluss an ein neues Trennsystem zur Entwässerung, sagt Peschel zur Furcht, das Kanalsystem der Bestandsbebauung könnte überlastet werden. Gegen Rückstau aus dem Kanal müsse sich in Neustadt grundsätzlich jeder Hausbesitzer selbst schützen.
Dienstbarkeiten obsolet
;Peschel bestreitet nicht, dass die Stadt versucht hat, Leitungsrechte in dem Gebiet im Grundbuch löschen zu lassen, was das Grundbuchamt abgelehnt hat. Das, so Peschel, bedeute aber nicht, "dass die Dienstbarkeit nicht obsolet ist. Es wird lediglich festgestellt, dass auf die Durchführung einer gerichtlichen Klärung nicht verzichtet wird."
Die Wiese sei zwar manchmal sicher nass, aber keine Nasswiese im Sinne des Naturschutzgesetzes. Sie habe keine Bedeutung als Brutgebiet, diene bestenfalls seltenen Vogelarten als Gebiet zur Nahrungssuche. Die Untere Naturschutzbehörde stufe die Fläche als "frische bis feuchte Wirtschaftswiese" ein.
Wenn die Bürgerinitiative die Bedeutung der Fläche für den bewirtschaftenden Landwirt unterstreicht, der auf das dort geerntete Futter angewiesen sei, so sagt Richard Peschel dazu allerdings: "Dem angesprochenen Landwirt wurde bereits im Vorgriff eine städtische Grünlandfläche als Ersatz verkauft. Dies hat er allerdings (bei der Infoveranstaltung, die Red.) nicht erwähnt."