Wiedersehen in Coburg
Autor: Simone Bastian
Coburg, Dienstag, 25. April 2017
Warum die Coburgerin Hannelore Ilse unbedingt die "Schlagerlegenden" vor ihrem Auftritt im Kongresshaus treffen wollte.
Wer in den 70er-Jahren mit "Hitparade" und "Disco" aufwuchs, kennt sie noch: Michael Holm, Mary Roos, Ireen Sheer, Lena Valeitis. Hannelore Ilse kennt alle diese Stars schon viel länger und nicht nur von der Mattscheibe. "Den Michael Holm hab ich schon 1959 auf Vordermann gebracht!"
Am 2. Januar 1959 spielte Lothar Walter (so der bürgerliche Name) mit seiner Band bei einem kleinen privaten Tanzfest in Schloss Eyrichshof. Der Schüler lebte damals in Erlangen, "und meine Erlanger Tante hat das organisiert", sagt Hannelore Ilse. Sie selbst ist im Schloss und in Coburg aufgewachsen; ihre Mutter Bettina war eine geborene Freiin von Rotenhan. "Und da war Michael Holm mit seiner Band und hat Chuck Berry gesungen". Sie habe dem Schüler, der kurz vor dem Abitur stand, damals empfohlen, zur Plattenfirma Teldec zu gehen und ihm auch gleich die Adresse gegeben. Denn diese Firma hatte, anders als Polydor oder Philips, noch keinen Rock'n'Roll-Sänger wie Peter Kraus oder Ted Herold unter Vertrag.
Hannelore Ilse leitete damals die Schallplattenabteilung von "Radio Riemer" in Bamberg und kannte Adressen und Programme der Plattenfirmen. 1961 gelang ihr der Sprung nach München, wieder in einen Plattenladen und von dort zum Armeeradiosender AFN. Nach zwei Jahren dort und vier Jahren beim Bayerischen Rundfunk wechselte Hannelore Ilse in den Promotionsbereich, arbeitete für die Deutsche Grammophon, CBS, KG Musikvertrieb Govi und EMI Electrola.
Von der Klassik zum Schlager...
Sie begann mit der Klassik, hatte aber auch mit volkstümlicher Musik zu tun. "Bei einer Art Pressekonferenz, die ich damals im Allotria in München organisiert hatte, tauchte Ralph Siegel mit Ireen Sheer auf." Die Visitenkarte der Sängerin mit der Adresse in Essex hat Hannelore Ilse heute noch, auf der Rückseite ist das Datum der Begegnung vermerkt: 22. März 1972.Ein Jahr später betreute Hannelore Ilse unter anderem Mary Roos und Roberto Blanco. Die beiden waren für die "Tanzparty" des Bayerischen Rundfunks in Bamberg, von dort aus "fuhren wir in Robertos goldenem Mercedes nach Eyrichshof". Hannelore Ilse hatte einen Fotografen organisiert, der Bilder von den beiden Schlagerstars am Schloss schoss. Eins davon erschien später sogar auf der Titelseite der Freizeit-Revue. Allerdings ist das Schloss kaum zu erkennen - der Vater des heutigen Schlossherrn wollte das so, erzählt Hannelore Ilse. Hermann von Rotenhan veranstaltet heute selbst Pop-, Rock- und Klassikkonzerte im Schlosshof, in diesem Jahr unter anderem mit Weltstar Anastacia.
Am Dienstag, vor dem Konzert der "Schlagerlegenden" im Kongresshaus, traf Hannelore Ilse ihre Künstler von einst wieder. Michael Holm schwärmte tatsächlich von den Zeiten mit Hannelore Ilse in Schloss Sommersdorf, erinnerte sich aber auch noch an die Tanzparty Ende der 50er-Jahre, als er mit seinen Geschwistern in Schloss Eyrichshof Musik machte. Auch Mary Roos erinnerte sich noch an die frühere Mitarbeiterin der Schallplattenfirma CBS: Hannelore Ilse leitete von 1973 bis 1978 das Promotionsbüro der Firma in München.