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Wie viele Spuren braucht die B4 in Coburg?


Autor: Simone Bastian

Coburg, Montag, 18. April 2016

Im Bundesverkehrswegeplan steht der vierstreifige Ausbau der Bundesstraße im Bereich Coburg-Weichengereuth. Die Stadt-SPD hat da Bedenken.
Zwei Fahrspuren in jede Richtung für die B4 in Coburg? Das sei nicht im Sinne der Stadt, argumentiert Stefan Sauerteig, Vorsitzender des SPD-Stadtverbands. Das Foto zeigt einen Teil des Weichengereuths mit dem ehemaligen Güterbahnhof im März 2016. Foto: Volkmar Franke/www.hochbild-design.de


"Engpassbeseitigung" ist ein wichtiges Stichwort im Entwurf des neuen Bundesverkehrswegeplans. Denn neben den bereits laufenden oder fest zusagten Baumaßnahmen haben neue Projekte vor allem dann eine Chance, wenn damit ein störender Engpass beseitigt wird.

Birgit Weber, zweite Bürgermeisterin in Coburg und als Baureferentin auch zuständig für Verkehr, forderte bei einer Regionalkonferenz mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) den Ausbau der B4 im Coburger Stadtgebiet. Der sei eine "geradezu klassische Engpassbeseitigung". Allerdings steht dieser Ausbau im Entwurf des Verkehrswegeplans nur unter "weiterer Bedarf". Weber warb dafür, die vierspurige Erweiterung der B4 auf dem Teilstück Weichengereuth in die Rubrik "vordringlicher Bedarf" aufzunehmen.

"Vorschnell und unüberlegt" nennt das Stefan Sauerteig, Vorsitzender des SPD-Stadtverband Coburg, in einer Pressemitteilung. Auch für die Coburger SPD sei klar, dass die B4 auf dem Teilstück Weichengereuth weiterentwickelt werden müsse, betont er. Aber er frage sich, ob sich Birgit Weber auch mit den Folgen eines vierspurigen Ausbaus befasst habe und ob sie wisse, dass es andere Beschlüsse der Stadt Coburg aus dem Jahr 2013 gebe. Damals hatte der Stadtrat festgelegt, dass ein dreispuriger Ausbau mit zwei Spuren in Richtung Süden und einer in Richtung Norden erfolgen solle.


"Autobahnähnliche Zustände"

Im Bundesverkehrswegeplan ist jedoch von vier Fahrstreifen die Rede, zwei in jede Richtung. "Dies hätte zwei massive Auswirkungen", betont Sauerteig und spricht von "autobahnähnlichen Zuständen". Betroffen sei hiervon das Güterbahnhofgelände, das als Standort für neue Firmen und Existenzgründer entwickelt werden solle. Außerdem sei zu befürchten, dass viele Lkw-Fahrer eine autobahnähnlich ausgebaute B4 nutzen würden, um Autobahnmaut auf der A73 zu sparen. Auf dem vierspurigen Teil der Bundesstraße würde die Mautpflicht zwar auch gelten, auf der zweispurigen B4 den Itzgrund hinunter jedoch nicht mehr.


Kein Anschluss mehr nach Norden

Nacheile sieht Sauerteig außerdem für die Bevölkerung westlich des Weichengereuths. Denn die Zufahrten Wassergasse, Ahorner Berg und Samuel-Schmidt-Straße wären dann von den Fahrspuren in Richtung Norden abgetrennt. Eine Auffahrt auf die B4 wäre nur nach Süden möglich. Wer in Richtung Norden will, "müsste demnach bis nach Creidlitz fahren, um anschließend dieselbe Strecke wieder rückwärts zu fahren", macht Sauerteig geltend. Umgekehrt gelte das Gleiche für Fahrer, die, in Richtung Norden fahrend, in den Coburger Westen oder nach Ahorn wollen. Sie müssten bis zur Frankenbrücke fahren und dort wenden.

Birgit Weber hätte bei der CSU-Regionalkonferenz "kluge Alternativen zum Ausbau der B4 ins Gespräch bringen müssen", betont Sauerteig. "Ratsam wäre hier also gewesen, sich die Beschlusslage der Stadt Coburg vor Augen zu führen, bevor fälschlicherweise eine Forderung im Namen der Stadt erhoben wird, die auf keinerlei Gremienbeschlüssen fußt."

Aus Sicht der SPD wäre zu überprüfen, welche Form des Ausbaus der B4 die genannten Nachteile vermeidet. "Dabei könnte beispielsweise auch über einen stückweise dreispurigen Ausbau nachgedacht werden, der es an den neuralgischen Abbiegestellen zur Samuel-Schmidt-Straße, zum Ahorner Berg und zur Wassergasse weiterhin ermöglicht, in beide Richtungen aufzufahren." Sauerteig sieht jedoch auch, dass ein Ausbau dieser Zufahrten zu Belastungen für die Stadt Coburg führen könnte. "In Zeiten knapper Kassen ist es daher ratsam, nur solche Forderungen zu kommunizieren, die auch wirklich sinnvoll und durchdacht sind", schreibt er.


Einig beim Thema ICE-Halt

Ausdrückliches Lob zollt Stefan Sauerteig jedoch dafür, dass Birgit Weber bei der Regionalkonferenz auch die künftige ICE-Anbindung Coburgs thematisierte und neben dem ICE-Systemhalt für Coburg auch einen Schienen-Lückenschluss nach Südthüringen forderte. Das gleiche tat Oberbürgermeister Norbert Tessmer vor einigen Tagen bei einer Regionalkonferenz der SPD zum Bundesverkehrswegeplan.
Noch bis zum 2. Mai können sich alle Bürger und Kommunen online oder schriftlich zum Entwurf des Bundesverkehrswegeplans äußern. Mehr im Internet unter www.bvwp2030.de.