Druckartikel: Wie viel Coburg steckt im Kreis?

Wie viel Coburg steckt im Kreis?


Autor: Simone Bastian

Coburg, Samstag, 05. November 2016

Aus einigen Gemeinden im Landkreis pendelt mehr als die Hälfte der dort lebenden Beschäftigten zur Arbeit nach Coburg.
Datenquellen: Agentur für Arbeit, Wifög coburg Grafik: Carolion Höfler


Wie wichtig ist die Stadt für das Umland? Eine der Antworten auf diese Frage liefern Statistiken der Agentur für Arbeit. Die wertet jedes Jahr für jede Gemeinde aus, wie viele Menschen an einem Ort arbeiten, wie viele sozialversicherungspflichtig Beschäftigte an einem Ort wohnen und wie viele jeweils ein- oder auspendeln.


Coburg und seine Pendlerströme


Coburger Unternehmen bieten aktuell doppelt so viele Jobs an wie es rechnerisch bräuchte: 33 727 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsstellen in der Stadt stehen 16 180 Beschäftigte gegenüber, die hier wohnen. Das bedeutet: Um alle Stellen in der Stadt zu besetzen, müssten mindestens 17 547 Menschen in die Stadt pendeln.
Es sind aber noch mehr: 23 594 Personen kommen jeden Tag von außerhalb nach Coburg zur Arbeit, gleichzeitig fahren 6050 von Coburg woandershin.


Zahlen allein sind nicht die ganze Wahrheit


Wobei die Zahlen nicht ganz die Wahrheit sagen: Manche Stellen werden in Coburg geführt, obwohl sich die Arbeitsplätze ganz woanders befinden, und umgekehrt genauso. So lässt sich zum Beispiel erklären, dass Arbeitnehmer von Coburg nach Berlin oder Hamburg pendeln.


Wie sieht es im Landkreis aus?


Die allgemein zugänglichen Statistiken der Agentur für Arbeit zeigen nur die Zahlen der Ein- und Auspendler insgesamt, sagen aber nicht, wer woher kommt. Aber Eric Roesner von der Coburger Wirtschaftsförderungsgesellschaft (Wifög) hat sich einmal aufschlüsseln lassen, woher wie viele Pendler in die Stadt kommen. In dieser Statistik finden sich auch zahlreiche Gemeinden der angrenzenden Landkreise. Roesners Statistik beruht auf den Zahlen des Jahres 2014. Diese weichen geringfügig von den aktuell gültigen (aus dem Jahr 2015) ab.


Viele Arbeitnehmer orientieren sich nach Coburg


Demnach kommen Arbeitnehmer bis aus Suhl und Bayreuth nach Coburg, immer unter dem Vorbehalt, dass manche Arbeitsplätze hier nur gemeldet sind, aber nicht tatsächlich vorhanden. Die Landkreisgemeinden stellen den größten Teil der Stadtpendler. Aber Coburg beeinflusst auch den Arbeitsmarkt in Südthüringen: 1797 Pendler kamen 2014 aus dem Landkreis Hildburghausen, 1588 aus dem Landkreis Sonneberg. Auch in Ober- und dem angrenzenden Unterfranken orientieren sich viele Arbeitnehmer nach Coburg: 1520 aus dem Landkreis Lichtenfels, 1005 aus dem Landkreis Kronach, 576 aus dem Landkreis Haßberge und immerhin noch 402 aus dem Landkreis Bamberg.


Das sind allein die Pendler in die Stadt Coburg. Wie viele Arbeitnehmer aus den Nachbarlandkreisen in die Städte und Gemeinden des Landkreises Coburg kommen, hat die Wifög nicht erfasst. Die Arbeitsagentur selbst veröffentlicht nur die Gesamtzahlen der Ein- und Auspendler. Stadt und Landkreis Coburg zusammen bieten 8775 Arbeitsplätze mehr als es hier sozialversicherungspflichtige Beschäftigte gibt. Drei Gemeinden im Landkreis weisen mehr Arbeitsplätze auf, als im Ort Beschäftigte wohnen: Ahorn, Bad Rodach und Ebersdorf. In Bad Rodach ist mit Haba einer der 15 größten Arbeitgeber der Region beheimatet (siehe Auflistung unten).


Die IHK zu Coburg hat die Pendlerzahlen ebenfalls aufgeschlüsselt: Sie unterscheidet zum Beispiel danach, wie viele Menschen innerhalb des IHK-Bezirks pendeln und wie viele nach außerhalb. Aus den Zahlen der IHK ergibt sich, dass 3035 "Städter" in eine der Landkreisgemeinden pendeln, während aus dem Landkreis 13 887 Arbeitnehmer in die Stadt Coburg kommen (Zahlen vom Juni 2015). 2997 Coburger fahren demnach zur Arbeit in eine Kommune außerhalb des IHK-Bezirks Coburg, genauso wie 7721 Landkreisbewohner. Unterm Strich pendeln aber 8760 Beschäftigte mehr in den IHK-Bezirk Coburg hinein als hinaus (19 478 Einpendler, 10 718 Auspendler).


Innovationskraft und internationale Wettbewerbsfähigkeit müssen gestärkt werden


Siegmar Schnabel, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Coburg, geht davon aus, dass diese Entwicklung vorläufig anhält: 90 Prozent der Unternehmen hätten angekündigt, ihr Personal zu halten oder aufstocken zu wollen. Schnabel weist aber auch darauf hin, dass die "Stärken unserer regionalen Wirtschaft wie Innovationskraft und internationale Wettbewerbsfähigkeit" gefördert werden müssten. Dazu gehöre es, "regionale Standortfaktoren, wie Verkehrs-, Bildungs- und IT-Infrastruktur weiter zu entwickeln".