Wie sich der Grüber Kindergarten in 60 Jahren wandelte
Autor: Alexandra Kemnitzer
Grub am Forst, Mittwoch, 04. Juli 2018
Die Kinderbetreuungseinrichtung in Grub am Forst wurde im Laufe der vergangenen 60 Jahre immer größer - die Bürokratie allerdings auch.
Zahlreiche Grüber wurden in den letzten sechs Jahrzehnten bestens im evangelischen Kindergarten betreut. Am Sonntag, 8. Juli, wird das 60-jährige Bestehen der Einrichtung gebührend gefeiert.
Bereits im Februar 1955 trafen sich erstmals Gemeindevertreter und Kirchenvorstand, um über den Kindergartenbau zu beraten. Der damalige Bürgermeister Reißenweber und Pfarrer Hanselmann starteten einen gemeinsamen Aufruf, um die Meinung der Einwohner einzuholen. Da die Resonanz recht gering war, wurde das Projekt vorerst auf Eis gelegt. Als ein Jahr später die Landkreisverwaltung um den Bau eines Kindergartens in Grub bat, kam in das Projekt wieder Bewegung. Nachdem der siebte Entwurf des Architekten Herrmann Klug von der kirchlichen Aufsichtsbehörde gebilligt worden war, konnte am 10. August 1957 Spatenstich auf dem Bauplatz im äußeren Pfarrgarten gefeiert werden. Mit Hilfe von Sachspenden und rund 2600 freiwillig geleisteten Arbeitsstunden wurde der Neubau fertig und konnte am 29. Juni 1958 eingeweiht werden.
Tante Walli
Seither fühlen sich die betreuten Kinder bestens in der Einrichtung aufgehoben. Deren erste Kindergärtnerin Walli Wilde war, die krankheitsbedingt 1964 in den vorgezogenen Ruhestand ging. 1968 wurden erstmals seit Inbetriebnahme die wöchentlichen Gebühren für das erste Kind von vier auf sechs Mark und für das zweite von drei auf vier Mark erhöht. Eine weitere Anpassung um 150 Prozent für Ganztags- und um 50 Prozent für Halbtagskinder wurde 1971 nötig, um die laufenden Kosten zu decken. Durch das Bayerische Kindergartengesetz wurde ein Erweiterungsbau notwendig. Nach einjähriger Bauzeit erfolgte 1979 die Einweihung. Aufgrund der großen Kinderzahl wurde die Einrichtung dreigruppig.
Einbau von Spielebenen
Im Januar 1988 übernahm Kerstin Freitag die Kindergartenleitung und hat diese nunmehr seit 30 Jahren inne. 1993 wurden die beiden Wohnungen im ersten Stock für den Kindergartenbetrieb umgebaut. Da die Gruppenräume dringend renoviert werden mussten, leisteten Eltern zusammen mit dem Personal mehr als 2000 Arbeitsstunden und bauten unter anderem Spielebenen ein. Neu gestaltet wurde nach den Renovierungsarbeiten der östliche Gartenteil. 1997 wurde endlich nach elfeinhalb Jahren die vierte Gruppe als Vollgruppe genehmigt. Zwei Jahre später erarbeitete das Team eine Konzeption, die seither stets aktualisiert wird und den interessierten Eltern zur Verfügung steht. Eine erneute Umgestaltung erfolgte 2005 im Eingangsbereich. "Seit dem 1. September 2004 gilt das Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz, das uns seitdem ständig beschäftigt", führt Kerstin Freitag aus. In den letzten Jahren habe sich in der Arbeit vieles geändert, da Bürokratie und Dokumentationen immer breiteren Raum einnähmen. Hinzu komme, dass die Betreuungsverträge immer komplexer würden. Trotzdem habe die Einrichtung immer etwas zu bieten, wie beispielsweise besondere Sommerfeste, die stets beliebten Martinsumzüge oder Weihnachtsgottesdienste.
Im Einsatz sind die Jüngsten der Gemeinde aber auch bei den Wochenmärkten. Viel Raum zum Entfalten, Bewegen, Entdecken und Probieren bietet der herrliche Garten mit Obstbaumbestand. Nach der Jubiläumsveranstaltung werden in den letzten Wochen des Kindergartenjahres weitere Highlights, wie die Verabschiedung der künftigen Schulkinder oder die Teilnahme der Vorschulkinder am Zirkusprojekt der Schule folgen.
Weiterer Bedarf
Seit 2008 gibt es eine Kleinkindergruppe, für die eine Aufnahme ab zwei Jahren möglich ist. Eineseparate Kinderkrippe hat seit 2011 im nahe gelegenen Neubau ihren Betrieb aufgenommen. "Derzeit haben wir 100 Plätze in den drei Regel- und einer Kleinkindergruppe", erklärt die Leiterin, zeigt aber auf, dass weiterer Bedarf bestehe.
Auf die Frage, ob die Arbeit im Kindergarten Spaß mache, ist sich das 14-köpfige Team schnell einig: "Die lustigen Anekdoten, die wir tagtäglich erleben." So erklärte etwa ein Steppke, der sich am Fasching als Cowboy verkleidet hatte, dass er ein Call-Boy sei. Da im Kindergarten jegliche Art von Spielzeugwaffen verboten ist, zeigte sich ein anderer Drei-Käse-Hoch ganz erfinderisch und betonte, dass sein Gebilde aus Lego-Steinen alles andere, nur keine Pistole sei, obwohl die als solche einwandfrei zu erkennen war. Ein Mädchen zeigte erst kürzlich voller Stolz ihr neues T-Shirt mit "funkelnden Paletten". Gemeint waren Pailletten. "Gerade solche Erlebnisse sind es, die die Arbeit mit Kindern so unterhaltsam machen und den Alltag erfrischen", ergänzt Kerstin Freitag.
Das Festprogramm:
10 Uhr Festgottesdienst in der St-Ägidius-Kirche anschließend gemeinsamer Gang zum Kindergarten
ab 11.30 Uhr Bewirtung durch den Elternbeirat
Begleitprogramm:
Foto-Box und Bilderlabyrinth 60 Jahre Kindergarten
13 Uhr Puppentheater "Der Grüffelo"
14.30 Uhr Geburtstagsfeier auf der Festwiese
15.15 Darbietungen auf der Aktionsbühne