Wie neue Stimmen das Coburger Theaterpublikum begeistern
Autor: Jochen Berger
Coburg, Sonntag, 09. Sept. 2018
Wie die neuen Sängerinnen und Sänger das Coburger Publikum beim Gala-Abend im Landestheater in Bann ziehen.
Ist Premieren-Applaus ein verlässliches Barometer für die Vorhersage von Kassenschlagern? Und wie zuverlässig ist der Applaus beim Gala-Abend des Coburger Theaterfestes, um Prognosen für den Erfolg von Neuinszenierungen am Landestheater zu wagen? Wenn es allein nach dem Beifall des Gala-Abends gehen sollte, dann dürfte Coburgs neuer Intendant Bernhard F. Loges keinen Mangel an erfolgreichen Neuinszenierungen beklagen müssen.
Zweistündige Hitparade
Der festliche Abend als Höhepunkt des kontrastreichen Theaterfestes im Großen Haus und in der Reithalle war ein Abend vornehmlich der neuen Stimmen. Dass das Schauspiel ausnahmsweise ausgespart blieb, erklärte der moderierende Neu-Intendant mit dem Hinweis auf das umjubelte Gastspiel des Schauspiel-Ensembles mit der "Spider Murphy Story" Ende Juli und damit bereits in den Theaterferien in München. Während die Schauspieler mithin noch ein wenig Theaterurlaub nachholen durften, servierte das Philharmonische Orchester mit dem Musiktheaterensemble und dem Chor eine rund zweistündige Hit-Parade aus Oper, Operette und Musical.
Rachearie der Königin der Nacht
Nimmt man den Applaus des Gala-Abends als Maßstab, dann dürfte die griechische Koloratursopranistin Dimitra Kotidou einer der neuen Stars des Ensembles werden. Ihre Rache-Arie der Königin der Nacht aus Mozarts "Zauberflöte" geriet jedenfalls auch in den höchsten Höhen mit funkelnder Leichtigkeit. Der junge Bassist Bartosz Araszkiewicz mit warm timbrierter Stimme als Sarastro ("In diesen heiligen Hallen") ist ein Versprechen an die Zukunft.
Der britische Tenor Peter Aisher, mit der Bildnisarie aus der "Zauberflöte" und später mit Ausschnitten aus Künnekes "Vetter aus Dingsda" zu hören, verfügt über eine lyrische Stimme und geschmeidige Phrasierung.
"Neues vom Tage"
Lyrisch-dramatisches Potenzial ließ die aus St. Petersburg verpflichtete Sopranistin Olga Shurshina hören - in einem Ausschnitt aus Benjamin Brittens "Peter Grimes" und am Ende als Micaela in Bizets "Carmen". Die isländische Sopranistin Rannveig Káradóttir wird als Gast in der "Zauberflöte" und in Paul Hindemith komödiantischer Oper "Neues vom Tage" zu hören sein. Sie beeindruckte mit präziser, intensiver Gestaltung mit einer knappen Arie aus "Neues vom Tage".
Neuer Bariton
Selbstsicheres Auftreten und jederzeit sichere Stimmführung demonstrierte der Bariton Marvin Zobel als Escamillo in "Carmen". Als Operetten-Diva empfahl sich Laura Incko mit Künnekes "Strahlender Mond".
Auch einige bereits bekannte Mitglieder des Musiktheater-Ensembles hatten markanten Anteil am Gelingen des Gala-Abends - die Mezzosopranistin Kora Pavelic als Carmen und die Sopranistinnen Francesca Paratore und Emily Lorini. Ganz und gar nicht zu vergessen: der Tenor Dirk Mestmacher mit seinem bemerkenswerten Talent, seinen Figuren stimmlich wie darstellerisch jeweils mit großer Präzision markantes Profil zu verleihen.