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Wie Mölkky nach Neustadt kommt


Autor: Rainer Lutz

Neustadt, Freitag, 15. November 2013

Katharina Kaiser lebt und arbeitet in Neustadt und kümmert sich bei der Deutsch-Finnischen Gesellschaft in Bayern um die Öffentlichkeitsarbeit.
Katharina Kaiser mit einem Mölkky-Spiel. Foto: Rainer Lutz


Ein "kleiner Sprachfreak" sei sie, sagt Katharina Kaiser, wenn sie gefragt wird, wie sie dazu kam, ausgerechnet Finnisch zu lernen, das als eine der schwierigsten Sprachen in Europa gilt. "Ach das stimmt gar nicht!", verteidigt sie die Sprache, in die sie sich ein wenig verliebt zu haben scheint - und nicht nur in die.

Es fing damit an, dass sie während des Studiums an der Uni Erlangen einmal Finnisch hörte. "Die Sprache hat mir gleich gefallen, ich wollte das unbedingt lernen", erzählt sie und scheint immer noch so begeistert wie beim ersten Kontakt. Aber wie gesagt, sie ist ja ein "Sprachfreak". Latein und Französisch am Gymnasium, Englisch und Spanisch als Lehramt für das Gymnasium an der Uni, für einen Sprachfreak wohl zu wenig Herausforderung. Also Finnisch.

Über die Dozentin erfuhr sie von der Deutsch-Finnischen Gesellschaft. Diese ist keineswegs eine der kleinsten Länderfreundschaften.

Immerhin gehören bundesweit rund 10 000 Mitglieder dazu. Eines von ihnen ist die aus Nürnberg stammende Lehrerin, die am Arnold-Gymnasium arbeitet und in Wildenheid wohnt. Sie hat es sich jetzt zur Aufgabe gemacht, möglichst viele weitere Leute für die finnische Kultur, die Mentalität und die Sprache zu begeistern, denn mit der Zeit hat sie sich ins finnische Gesamtpaket verliebt.

Ihr neuer Posten im Pressereferat der Bundes-DFG ist dafür genau der richtige. Davor war sie allerdings schon in der DFG Nürnberg für Jugend und neue Medien zuständig, engagierte sich in der DFG-Zukunftswerkstatt und dem Strategieteam auf Bundesebene.

Die hohe Zahl der Mitglieder in der DFG wundert Katharina Kaiser gar nicht. "Viele Mitglieder haben beispielsweise Verwandte in Finnland oder sind mit einem finnischen Partner verheiratet", nennt sie Gründe, der Deutsch-Finnischen Gesellschaft beizutreten. Es genügt aber auch, sich für das Skandinavische Land zu interessieren. In den Bezirksgruppen können solche Finnland-Fans dann Gleichgesinnte und echte Finnen treffen, immer mehr über Land und Leute erfahren, sich bei den regelmäßigen Treffen austauschen oder an Reisen teilnehmen, die von der DFG organisiert werden.

Eigene Zeitschrift

Aktivitäten und allerhand Wissenswertes über Finnland gibt es zum Nachschlagen in der Deutsch-Finnischen Rundschau, der Zeitschrift der Deutsch-Finnischen Gesellschaft. Hier und da ist in dem Heft auch mal eine Überschrift oder ein Text zweisprachig. So erfährt der Leser etwa, dass "Hyvää kesää!" auf Deutsch "Schönen Sommer!" heißt.

Wer Lust auf ein wenig finnische Lebensart bekommen hat, kann schon mal mit einem Spiel anfangen, das in Finnland sehr verbreitet ist. In Deutschland kennen noch wenige Mölkky. Das will Katharina Kaiser gern ändern. "Immerhin hat es Mölkky schon in die Show von Stefan Raab geschafft", freut sie sich und erklärt knapp die Regeln. Mölkky hat etwas von Kegeln. Aufgestellte Hölzer werden mit einem anderen Holz umgeworfen. Die gefallenen werden aber dort aufgestellt, wo sie liegen bleiben. So wird das Sammeln der Punkte mit jeder Runde schwerer. Ein Spiel, das auf fast jedem Untergrund funktioniert. "Es macht richtig Spaß!", verspricht Katharina Kaiser und sie muss es wissen. Mit ihrer Mannschaft trat sie 2011 bei der Mölkky-WM an und holte mit dem dritten Platz die erste Medaille, die je für Deutschland bei einer Mölkky-WM errungen wurde. Mölkky-Spielsets gibt es im Spielwarenhandel oder über einen Internet-Versand. "Wir wollen versuchen Mölkky ein bisschen mehr in Deutschland zu verbreiten", sagt Katharina Kaiser. Wer weiß, vielleicht gibt es ja schon bald eine Stadtmeisterschaft in Mölkky in Neustadt.

Und sprachlich ist die junge Lehrerin ja nun wohl endgültig ausgelastet. Irrtum, sie hat sich schon in das Lernen der nächsten Sprache gestürzt, die ebenfalls nicht leicht zu lernen ist, und sogar besonders viele regionale "Dialekte" kennt: Gebärdensprache.