Wie Möbel und ein Wasserkocher einen jungen Künstler weiterbringen
Autor: Edwin Meißinger
Coburg, Sonntag, 12. November 2017
Absurd ist die Entwicklung eines erfolglosen Künstlers, Ephraim Kishon hat daraus eine Satire gemacht, die Theaterschmiede in Coburg ein tolles Stück.
"Zieh den Stecker raus, das Wasser kocht!", ist ein humorvolles und satirisches Theaterstück, das die Theaterschmiede Coburg als Premiere am vergangenen Donnerstag im Gemeindezentrum St. Lukas in Coburg aufgeführt hat.
Geschrieben wurde das Theaterstück vom Meister der Satire, Ephraim Kishon, im Jahre 1965. Die Theaterschmiede Coburg setzte das Stück unter der Leitung des Theaterpädagogen Rolf Schilling gestalterisch um. Frei nach dem Motto "Ist das Kunst oder kann das weg?" erweckten die elf Schauspieler den begeisterten und talentierten, aber leider erfolglosen Maler Raphael Schlesinger (Raphi) zum Leben. Als Antrieb seines künstlerischen Schaffens sah dieser den großen Meister Rembrandt an.
Jedoch konnte der junge Künstler (Andreas Freund) mit seinen realistischen Bildern fast kein Einkommen erzielen. Seine Muse, Modell und Freundin Dahlia (Julia Krauß), motivierte den kunstbeflissenen Maler immer wieder. Als die bekannte Kunstkritikerin Karla M. Kaschtan (Cordula Kerling) unerwartet im Atelier des Künstlers auftauchte, zeigte sie sich von den Bildern des jungen Malers wenig begeistert. Jedoch empfand sie eine Anhäufung diverser Möbelstücke und eines Wasserkochers als einzigartige künstlerische Installation und kreierte den Begriff Mobiliarist.
So gab es zwar keinen Tee, wie ursprünglich gedacht, jedoch holte die Kunstkritikerin den Kunsthändler und Mäzen Joseph Pickler (Markus Pfetscher) mit ins Boot. Dieser ermöglichte es dem jungen und aufstrebenden "Mobiliarist" Raphi, in einer Gemeinschaft von Künstlern in Paris zu leben, diverse Kunstrichtungen kennenzulernen und sich weiterzubilden.
Hier stand allerdings das Geld verdienen durch die abstrakte Kunst im Mittelpunkt und trieb manche kuriose Blüten aus. Der Künstler Gortschenko (Matthias Ittermann), die Künstlerin Jacquot (Yvonne Benthien) und die von körperlicher Liebe besessene Mon Cheri (Sonja Erdel) verwandelten die Künstler-Wohngemeinschaft in ein Tollhaus der Gedanken und Emotionen. Jacquot betonte unter anderem: "Ich suche nach Farben, nicht nach Gegenständen ... Form ist Farbe und Farbe ist Gott." Als sie dann feststellte, dass sie eine hervorragende gegenständliche Malerin ist, verleugnete sie zutiefst diese Art der Kunst.