Willy Astor ist berühmt für seine rasanten Wortspiele und seine Gitarrenkunst. Nun begeisterte der "Oral-Apostel" die Zuschauer im ausverkauften Kongresshaus mit seinem aktuellen Programm "Nachlachende Frohstoffe".
Was muss dieser Mann für eine Verbindung zwischen Hirn und Zunge haben? Wohl kaum ein anderer kann derart geschickt und rasant Silben zerhacken, Redewendungen verfremden, Worten neuen Sinn verleihen oder sie auch jeden Sinnes gänzlich berauben.
Willy Astor aus München, Jahrgang 1961, tourt seit Anfang der Neunziger erfolgreich mit seiner Musik und seiner einzigartigen Mundakrobatik durch den deutschsprachigen Raum. In Coburg ist er jedoch seit Wochen, Monaten oder Jahrzehnten nicht gewesen, aber so viel verändert hat sich scheinbar nicht, wie er am Mittwoch im Kongresshaus feststellt - ja, und die Pullover... immer noch dieselben, seine Mutter hat so etwas auch schon getragen.
Intensiv setzt er sich mit seinem Publikum auseinander, geht auf die Leute zu, stellt neugierig Fragen. Doch dass ein Mann aus Neuhaus-Schierschnitz kommt, ist Willy Astor irgendwie zu viel und dieser Ortsname will dem selbsternannten Oral-Apostel nicht so recht über die Lippen.
Zur Begrüßung hebt Astor einen gewellten Kamm, einen Wellkamm also. Was folgt ist ein Feuerwerk: Kaum ein Satz, in dem er nichts verdreht oder einen Scherz einbaut. Das Tempo ist hoch, manchmal so hoch, dass der Künstler kurz innehalten muss, bis die Gags beim Publikum ankommen.
Beim "Schäme-Medley" nimmt er bekannte Songs wie "Sexbomb" oder "Light my fire" auf die Schippe und singt dabei über absurde Situationen, etwa über einen Besuch beim Urologen oder einen Haifisch, der beim Zahnarzt ist. "Junge Pfarrer ziehen sich gerne Rockkonzerte rein und kehren frisch befördert dann als tauber Bischof heim", scherzt der Kabarettist und berichtet dann von seinem Urlaub auf Spirituosen, sozusagen "on the rocks", wo unter dem Waschbecken ein "federweißer Papagei aus Jamaika rum" lag.
Die Zuschauer brüllen und zwischendurch muss Astor sogar selbst lachen, doch das macht ihn nur noch sympathischer. "Ich hab das Gefühl, Sie möchten sich echt amüsieren heute. Ein spritziges Publikum, Respekt", sagt Astor.
Eine Pause gönnt er nur dem Publikum. Astor selbst nimmt sofort Platz im Foyer und gibt geduldig Autogramme. Danach geht es gleich munter weiter. Jeder Musiker träume ja davon, ein paar Hits zu haben - im Sommer habe er "immer a Hitz". Dann schwärmt er von Kassetten, die etwa die 13-jährige Zuschauerin Laura gar nicht mehr kenne. "Laura, wie hörst du Musik?" - Antwort: "Mit dem Handy" - Astor: "Damit hab ich früher mal telefoniert".
Aber richtig früher, das war die Zeit, als Telefone noch Schwänze hatten und man den Finger in die Wählscheibe steckte. Sein Kinderwagen, "der hatte noch viereckige Räder aus Stein". Unglaublich viele Hits habe man ihm geklaut, die er dann etwa von Phil Collins im Radio hören musste.
Im Kongresshaus spielt er schließlich seine Originale, zum Beispiel "Ein Ski" (statt "Angie"), "Gnocchi in Erwins Ohr", "Grilling me softly beim Pingpong" oder "Wer gibt dem Ringo Feier". Das Publikum kommt aus dem Lachen nicht mehr heraus. Kindliche Fragen, wie sie in der "Sendung mit der Maus" gestellt werden, haben Willy Astor schon immer fasziniert: "Wie kommen die Streifen in die Zahnpasta? Wie kommt das Maul in die Tasche? Wie kommt der Co in den Burger?"
Ein skurriler Höhepunkt des Abends ist sicher "Pubertier is in da House". In bester Hip Hop- und DJ-Manier, mit schräger Baseballcap auf dem Kopf, legt Astor einen Sprechgesang über pubertierende Jugendliche hin. Mit "Aldi Lidl sind Toppits" und einer "Geografiestunde" gibt der Münchner noch zwei Nummern zum Besten, die exemplarisch für seinen einzigartigen und zum Teil absurden Wortwitz stehen.
Zum Ende der Show zeigt Astor außerdem noch etwas von seinem musikalischen Können: auf der Gitarre steigert er sich in ein Solo hinein, das vom flinken Zupfen eines bayerischen Liedermachers bis zum verzerrten Heavy-Metal-Sound reicht. Als er gerade fertig ist, muss im Publikum jemand niesen - Astor weiß sofort Bescheid und lacht auf. "Es war echt ein traumhaft schöner Abend", sagt Willy Astor zum Abschied. Die Zuschauer sehen das absolut genauso.
Zwei Millionen Besucher Bei Willy Astors Auftritt überraschte das Kongresshaus Rosengarten einen seiner Gäste. Katja Oppel aus Lautertal ist die zweimillionste Besucherin. Karin Schlecht, Betriebsleiterin des Kongresshauses, empfing die unwissende Besucherin und ihren Mann Andreas mit einem Glas Sekt und überreichte einen Blumenstrauß mit zwei Eintrittskarten für das Comedy-Trio "Eure Mütter", das am 25. Januar mit seinem aktuellen Programm "Nix da, leck mich!" "Auf geht's!" im Kongresshaus zu sehen sein wird.
Katja Oppel hat nicht zum ersten Mal solches Glück: Bei einer Tankstelle hat sie schon einmal einen Roller gewonnen.