Druckartikel: Wie in Coburg ein Teich zum Streitobjekt wird

Wie in Coburg ein Teich zum Streitobjekt wird


Autor: Helke Renner

Coburg, Montag, 02. März 2015

Seit Jahrzehnten fordert Werner Fiedler einen Überlauf für einen Teich auf seinem Grundstück, der schon öfter übergelaufen ist. Von städtischer Seite wird das abgelehnt mit der Begründung, es gebe einen intakten Anschluss an die Kanalisation.
Gerold Schnabl von der Fachstelle Wasserwirtschaft (links) im Gespräch mit Werner Fiedler vor dem Teich. Fotos: Helke Renner


Werner Fiedler liebt den Teich auf seinem Grundstück Waldweg 19 in Beiersdorf. Es lebt dort allerlei Getier und Enten brüten in seinem Umfeld. Im Sommer badet der 91-Jährige auch gern darin. Doch in der Vergangenheit gab es auch Ärger mit dem idyllisch gelegenen Gewässer. Es trat mehrfach über die Ufer, das Wasser lief teilweise auf die Straße und bildete dort im Winter eine gefährliche Eisschicht. Den Grund dafür sieht Werner Fiedler in einem fehlenden Überlauf. Von der Stadt erwartet er, dass ein solcher gebaut wird und liegt deshalb mit den Verantwortlichen in den Ämtern seit Jahrzehnten im Clinch.

Der Vorgang füllt einen dicken Ordner, die ersten Unterlagen stammen aus dem Jahr 1994. Gerold Schnabl von der Stabsstelle Umwelt und gleichzeitig Fachkundiger für Wasserwirtschaft, erläutert bei einem Ortstermin, worum es geht. Als Beiersdorf noch eigenständig war, diente das Gewässer auf Werner Fiedlers Grundstück als Feuerwehrteich. Es gibt noch zwei weitere Teiche westlich des Grundstücks. Im Zuge der Renaturierung des im Callenberger Forst entspringenden Hofgrabens wurden die Teiche miteinander verbunden, der Graben dient ihnen als Zulauf. "Die Stadt hat seit 1994 das Wasserrecht für die Teiche", erläutert Gerold Schnabl. Dieses Wasserrecht ist 20 Jahre gültig und im Dezember 2014 ausgelaufen. Jetzt muss es die Tochter von Werner Fiedler, die heutige Besitzerin der Immobilie, beantragen. Sie werde es auch bekommen, ist Schnabl überzeugt.

Selbst Hand angelegt

D och auch der Nutzer des Gewässers ohne Wasserrecht, der Werner Fiedler viele Jahre war, hat Verpflichtungen zu erfüllen, die konkret festgelegt sind. Es habe lange Zeit keine Probleme mit dem Teich gegeben, erzählt der 91-Jährige. Durch einen Überlauf floss das Wasser in die Kanalisation ab, wenn es zu hoch gestiegen war.
Aber dann sei der Gully auf der Straße vor dem Grundstück verlegt worden, das Rohr vom Teich musste im Winkel dorthin geführt werden. Das Ergebnis: Das Rohr verstopfte. "Ich war geschäftlich unterwegs, als der neue Teichanschluss vollzogen wurde und konnte es nicht verhindern", erzählt Werner Fiedler.

Um auch weiterhin einen Wasserablauf zu gewährleisten, hat er im Auftrag der Stadt einen sogenannten Mönch, also ein regulierbares Ablaufbauwerk, in seinen Teich gebaut. "Aber der reicht nicht aus ", sagt er. Wenn sich auf der Wasseroberfläche Eis gebildet habe und das Wasser sich darunter ausdehne, dann werde die Eisschicht angehoben und der Teich laufe über. Der Mönch könne das nicht verhindern. Außerdem setze er sich regelmäßig mit Laub und Schmutz zu .

Also hat Werner Fiedler vor Jahren zur Selbsthilfe gegriffen und auf seinem Anwesen ein Rohr verlegt, das ihm als neuer Überlauf dienen sollte. Allerdings: Die rund fünf Meter außerhalb des Grundstücks bis zum Gully wurden ihm nicht genehmigt.

Korrekter Anschluss

Warum auch, fragt Gerold Schnabl, der Mönch erfülle in jedem Fall seine Funktion. Er müsse nur regelmäßig von Laub und anderen Verschmutzungen gesäubert werden. So besage es im Übrigen auch das Wasserrecht. Und wenn Werner Fiedler das selbst nicht leisten könne, dann sollte er jemanden damit beauftragen. Er habe sich selbst schon bereiterklärt, dem Senior behilflich zu sein, ergänzt Gerold Schnabl. "Mit dem Mönch existiert ein korrekter Anschluss an die Kanalisation und es gibt keinen Grund für eine Veränderung."

Auch der Bürgerverein Beiersdorf hat sich mit der Angelegenheit schon befasst. "Es war ein Wunsch der Stadt, dass wir zwischen beiden Parteien vermitteln", sagt der Vorsitzende des Vereins, Cord Seegers. Er und sein Stellvertreter Klaus Sauerteig seien denn auch bei einem Gespräch vor Ort dabeigewesen. "Dort wurde vereinbart, dass nach einer Kompromisslösung gesucht wird. Aber an den folgenden Gesprächen haben wir nicht mehr teilgenommen. Wir sollten ja nur vermitteln."

Gerhard Knoch, Hauptabteilungsleiter beim CEB, ist schon seit vielen Jahren mit dem Thema befasst. Er sagt dazu nur: "Wir haben mit der Eigentümerin des Teiches, also der Tochter von Herrn Fiedler, eine einvernehmliche Lösung gefunden.Und die funktioniert auch." Seit der Mönch abgedeckt worden sei und er nicht mehr zufriere, trete der Teich auch nicht mehr übers Ufer.

An der Reinigung des Mönches indes wird Werner Fiedler nicht vorbeikommen. Gerold Schnabel macht ihm einen Vorschlag zur Güte: "Machen Sie ihn im Frühjahr und Herbst sauber oder beauftragen Sie jemanden damit. Und dann sehen wir mal, was passiert."