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Wie geht's weiter mit dem Coburger Wochenmarkt?


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Mittwoch, 11. November 2020

Bei einer Umfrage geben die Coburger "ihrem" Wochenmarkt durchweg gute Noten. Der externe Berater sieht trotzdem Ansatzpunkte, wie eine Attraktivitätssteigerung erfolgen könnte. Die Händler bleiben allerdings skeptisch.
Für die Frische der auf Coburgs Märkten angebotenen Ware gab es bei der Umfrage die Durchschnittsnote 1,6, für die Qualität eine 1,7. Das Preis-Leistungsverhältnis bekam eine 2,1. Foto: Oliver Schmidt


826 Personen haben im September und Oktober an der Umfrage zur Situation der Coburger Wochenmärkte teilgenommen. Die Ergebnisse, die am Mittwoch präsentiert wurden, zeugen von einer "sehr hohen Kundenzufriedenheit", wie es der von der Stadt beauftragte Berater Thomas Egger umschrieb. Aber: Im Detail sieht der Markt-Experte aus Wien sehr wohl "Handlungsbedarf".

Grundsätzliches Ziel sei es, so Egger in einem virtuellen Pressegespräch, die Aufenthaltsqualität und damit auch die Verweildauer auf den Märkten zu erhöhen. Gelingen könnte dies etwa durch Aktionen wie "Frühstücken am Markt", was bei der Umfrage von 38 Prozent der Teilnehmer angekreuzt wurde, oder auch "Musik am Markt" (36 Prozent).

Imbiss und Musik

Immerhin 25 Prozent würden sich über ein Imbiss- und Getränkeangebot freuen. Auch dem Wunsch von 20 Prozent der Umfrageteilnehmer nach mehr Bio-Produkten sollte laut Egger Rechnung getragen werden. Um ganz gezielt ein jüngeres Publikum ("Die Stammkunden von morgen!") anzusprechen, kann sich Egger ein Streetfood-Angebot vorstellen. In diesem Zusammenhang berichtet Egger von seiner Erfahrung, wonach Kinder und Jugendliche ihre Eltern häufig sehr beeinflussen - nach dem Motto: "Da müssen wir unbedingt hin!"

Bei den Öffnungszeiten gab es für den Wochenmarkt am Samstag, der aktuell von 7 bis 13 Uhr dauert, die Durchschnittsnote 2,7 - bei kaum einem anderen Thema gab es eine schlechtere Note, wobei 2,7 ja immer noch "befriedigend" bedeutet und sogar knapp an "gut" dran ist.

"Die Öffnungszeiten sind ein sensibler Bereich", weiß Egger, der aber grundsätzlich eine Verlängerung bis zumindest 14 Uhr für gutheißen würde. Ob dafür der Start auf 8 Uhr verschoben werden soll, wird eines der Themen sein, die Egger demnächst mit einigen Händlern direkt besprechen wird.

Sandra Barthelmes, deren Familienbetrieb schon seit Anfang der 1970er Jahre auf dem Coburger Wochenmarkt vertreten ist, sieht das skeptisch. "Wir haben Stammkunden, die am liebsten schon um 6 Uhr einkaufen würden!" Doch eine andere "Zeitschiene" ist der Obst- und Gemüsehändlerin noch wichtiger: "Es müssen schnell Maßnahmen ergriffen werden!" Denn nicht nur wegen Corona hätten die Markt-Händler "sehr zu kämpfen". Dass die Lage immer schwieriger werde, macht Barthelmes vor allem auch daran fest, dass die Zahl der Beschicker in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen sei.

Straffer Zeitplan

Kai Holland, der als Leiter des Ordnungsamts den Egger'schen Prozess von Seiten der Stadt begleitet, kündigte am Mittwoch an, dass erste Maßnahmen bereits im März oder April kommenden Jahres umgesetzt werden sollen - "wenn uns Corona hoffentlich keinen Strich durch die Rechnung macht."

KOMMENTAR VON OLIVER SCHMIDT

Die Coburger mögen "ihren" Wochenmarkt - das lässt sich angesichts der durchweg guten Schulnoten, die von fast 900 Bürgern vergeben wurden, unumwunden sagen. Aber ansonsten ist der Erkenntnisgewinn, der sich aus der groß angelegten Umfrage ziehen lässt, überschaubar.

Der Umfragebogen enthielt zum Beispiel etliche Vorschläge zu "Aktionen", mit denen der Markt attraktiver gemacht werden könnte. "Musik am Markt" wurde von 36 Prozent der Teilnehmer angekreuzt - was nach viel klingt, im Umkehrschluss allerdings bedeutet, dass 64 Prozent keine Musik brauchen. Die einzige mögliche "Aktion", die auf einen Zustimmungswert von über 50 Prozent kam, war ein "fränkischer Spezialitätentag". Beim Blick über das reichhaltige, regionale Sortiment darf aber die Frage erlaubt sein: Ist nicht bereits jetzt jeder Wochenmarkt ein "fränkischer Spezialitätentag"? Andererseits: Wer würde bei einer Umfrage schon "Nein" sagen zu einem noch breiteren und tieferen Angebot.

Leider gar kein Thema war bei der Umfrage die Parkplatzsituation, die von den Händlern als wichtigstes Thema erachtet wird. Hinzu kommt noch eine grundsätzliche Problematik: Bei der Umfrage äußerten sich ganz überwiegend Menschen, die ohnehin schon regelmäßige Wochenmarkt-Kunden sind. Viel wichtiger wäre aber, herauszufinden, wie bisherige Nicht-Kunden auf den Markt gelockt werden können. Vielleicht hilft die jetzige Standort-Analyse, die der Stadt zum Glück nur einen vierstelligen Betrag kostet, da zumindest indirekt: Denn der Markt ist plötzlich in aller Munde - und genau dort gehören auch viele der tollen Produkte hin, die es dort zu kaufen gibt.