Wie eine Kirche in Coburg zum magischen Kunstraum wird
Autor: Jochen Berger
Coburg, Mittwoch, 08. Sept. 2021
Wie Elke Maier den Kirchenraum von St. Augustin zum sakralen Kunstraum werden lässt. Die entscheidende Rolle spielt ihr Material - weißes Nähgarn.
Elke Maier ist eine Verwandlungskünstlerin. Mit scheinbar einfachsten Mitteln verwandelt sie Räume in magische Räume der Begegnung. Zugleich verwandelt sie das Material, mit dem sie arbeitet, in ein faszinierendes Medium. Ihr Material - das ist weißes Nähgarn aus Baumwolle, das sie nach einem genau durchdachten Plan und in akribischer Handarbeit quer durch den Kirchenraum von St. Augustin spannt. "Der Aufbau ist höchste Präzisionsarbeit", sagt die seit einem Vierteljahrhundert in Gmünd in Kärnten lebende Künstlerin.
Jeden Faden einzeln spannen
Wer die Installation in der katholischen Pfarrkirche am Fuß des Festungsbergs in Ruhe betrachtet, wird der Beschreibung Präzisionsarbeit sicher zustimmen. Seit einer Woche hat Maier auf Einladung der Katholischen Erwachsenenbildung im Dekanat Coburg an ihrem neuen Projekt mit dem Titel "Der transparente Raum" gearbeitet. Von früh bis abends hat sie einzelne Fäden gezogen und über ein Gerüst bis hinauf zur Orgelempore gespannt. Vom Chorraum aus betrachtet fächern sich diese feinen Fäden auf. "Die Fäden müssen unter höchster Spannung stehen und dürfen auf gar keinen Fall durchhängen."
Für ihre Arbeit in St. Augustin musste sich Elke Maier nur an eine einzige Vorgabe halten - die Fäden sollten so angebracht werden, dass sie von Besuchern im Kirchenschiff nicht mit den Händen erreicht werden können.
Schon seit rund zwei Jahren bemüht sich die Katholische Erwachsenenbildung im Dekanat Coburg, ein Installations-Projekt mit Elke Maier in St. Augustin umzusetzen, erzählt Hans-Karl Kaufner: "Doch dann kam uns Corona dazwischen".
Von der Empore aus mit Blick ins Kirchenschiff betrachtet, lässt Maiers Installation ein wenig an die Saiten eines riesigen Cembalos denken. "Jeder Faden wird einzeln durch das gesamte Kirchenschiff gespannt", erklärt sie das Konzept ihre Installation in St. Augustin.
Im Wechsel des Lichts wirken die Fäden aus Nähgarn dann fast wie Gestalt gewordene einzelne Lichtstrahlen - aufgefächert durch ein unsichtbares Prisma.
Wenn das Licht dann langsam durch den hohen Kirchenraum wandert, verändert sich auch das Wechselspiel aus Fäden und Sonnenstrahlen fast unmerklich. Dieses Wechselspiel gewährt dem geduldigen Betrachter immer neue Perspektiven, neue Einblicke.