Wie der Bildhauer Gerhard Nerowski in Coburg Holz und Bronze zum Sprechen bringt
Autor: Jochen Berger
Coburg, Freitag, 09. Mai 2014
Gerhard Nerowski liebt das gestalterische Spiel mit doppeltem Boden. Der in Hamburg geborene, seit mehr als zwei Jahrzehnten in Königsberg/Bayern freischaffend lebende Bildhauer ist ein Könner im Bestreben, scheinbar Vertrautes prägnant abzubilden und zugleich durch irritierende Größe wie durch das Material zu verfremden.
Riesengroße Sicherheitsnadeln begrüßen den Besucher, der seine Studioausstellung im Coburger Kunstverein besucht. Nerowskis Sicherheitsnadeln freilich sind nicht aus Metall, sondern aus Holz. Genauso wie überdimensionale Haarspangen, riesengroße Schlüssel oder eine Klebertube. Verblüffend auch die Wirkung einer eingedrückten Getränkedose, die er übergroß in Holz nachgeformt und dadurch verwandelt hat.
Dieser Künstler jagt nicht nach dem vermeintlich schönen Schein. Er zeigt vielmehr oft ganz bewusst schroffe, gezackte Strukturen, die seine Skulpturen bisweilen archaisch erscheinen lassen. Souverän geht Nerowski mit seinem Material um - gerade auch dann, wenn er raffiniert mit der Technik der Materialverfremdung arbeitet wie bei seiner Elefanten-Skulptur - eine Arbeit in Bronze, die freilich auf den ersten Blick so aussieht, als sei sie in Holz ausgeführt.
Vom Entwurf bis zur Skulptur
Auch der Kontrast von Miniatur-Skulpturen und großformatigen Arbeiten verlockt zum genauen Hinsehen, zum erhellenden Vergleich.
Souverän beherrscht Nerowski das Material Holz. Verwendete er in früheren Jahren gerne das leichter transportable Pappelholz, so bevorzugt er heute Eiche - nicht zuletzt deshalb, weil sich Eiche auch problemlos im Außenbereich einsetzen lässt. "Das Material bestimmt die Form", sagt Nerowski. So zwingt er dem Holz nicht seinen Willen auf, sondern entlockt ihm vielmehr einfallsreich und mit kraftvoller Linienführung markante Gestalten. Die Ausstellung im Studio des Kunstvereins bietet einen aufschlussreichen Querschnitt seines Schaffens.
Durchaus erkennbar sind dabei stilistische Anklänge an seinen Lehrer Wilhelm Uhlig an der Nürnberg Akademie, wo Nerowski sein Studium absolvierte. Dabei illustrieren ausgewählte Zeichnungen den weiten Weg vom Entwurf zur fertigen Skulptur.
Aus dem Leben eines freischaffenden Künstlers
Gerhard Nerowski, 1958 in Hamburg geboren und in Nürnberg und Augsburg aufgewachsen, absolvierte zunächst eine Lehre als Schreiner und studierte an der Akademie der bildenden Künste in Nürnberg. Seit 1992 lebt er als freischaffender Bildhauer in Königsberg/Bayern. Als Dozent ist er auch der Coburger Sommerakademie verbunden.
Kunst-Tipp Gerhard Nerowski "Holzskulptur & Zeichnung" (Eröffnung: 10. Mai, 16 Uhr; bis 9. Juni). - Dienstag bis Samstag 14 bis 17 Uhr, Sonntag 10 bis 12.30 und 14 bis 17 Uhr.