Wie Claudia Roth Coburgs Grüne einstimmt auf den Wahlkampf-Endspurt
Autor: Jochen Berger
Coburg, Sonntag, 08. März 2020
Beim Auftritt im "Schwarzen Bären" in Beiersdorf leistet Claudia Roth Wahlkampf-Hilfe für die Coburger OB-Kandidatin der Grünen.
Die Stimmung im großen Saal des "Schwarzen Bären" pendelt an diesem Abend zwischen Klassentreffen und großer Familienfeier. Ganz vorne in der ersten Reihe sitzt Claudia Roth, langjährige ehemalige Parteivorsitzende der Grünen und seit 2013 Vizepräsidentin des Bundestags, im angeregten Gespräch.
Gut gefüllter Saal
Der Saal ist gut gefüllt - Parteimitglieder, Sympathisanten und interessierte Bürger, aber auch kommunalpolitische Verantwortungsträger ohne Grünen-Parteibuch. Coburgs Grüne erhoffen sich vom prominenten Gast medienwirksame Unterstützung für den Endspurt zur Kommunalwahl.
Verkehr und Energiewende
Bevor Roth, die am Vortag noch bei einer großen Kundgebung gegen AfD und rechten Terror neben Bayern Ministerpräsident Markus Söder und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter auf dem Max-Joseph-Platz stand, das Wort ergreift, darf Ina Sinterhauf als Coburger OB-Kandidatin der Grünen im Schnelldurchlauf nochmals Eckpunkte ihres Wahlprogramms verkünden.
Den Verkehrssektor und die Energiewende stellt sie ins Zentrum. In einem gut zehnminütigen Stakkato verweist sie darauf, dass Coburgs Städtische Werke (SÜC) noch nicht annähernd bei 100 Prozent regenerativer Energieversorgung seien. Nachdrücklich wirbt sie für das Fahrrad als Fortbewegungsmittel und für mehr Sicherheit für Radfahrer. Weil das Fahrrad freilich nicht das Allheilmittel sei, müsse auch der ÖPNV gestärkt werden. Während sie dafür wirbt, zunächst die Taktzeiten der Stadtbus-Verbindungen auszuweiten, bevor über neue Buslinien geredet werde, studiert Roth nochmals ihre Rede.
"Die Erde brennt"
Claudida Roths mehr als einstündige Ansprache ist dann Motivationsrede, Grundsatzerklärung und Rückblick auf vier Jahrzehnte grüner Politik gleichermaßen. EU-Außenpolitik und Klimakrise, Menschenrechte und kommunale Verantwortung bei der dringlich angemahnten Klimawende - Claudia Roth packt viele Themen in ihren Auftritt. Bunt und farbenfroh ist ihr Outfit, kämpferisch der Gestus ihrer Rede. Selbstbewusst spricht sie von einem Wahlkampf auf Augenhöhe mit der CSU in Bayern.
"Kein Hollywood-Film"
Immer wieder findet sie lautstarke Zustimmung bei ihren Zuhörern - auch wenn sie von der kommunalen Verantwortung beim Kampf gegen die Klimakrise spricht. Drastisch ist das Szenario des Klimawandels, das sie beschreibt: "Die Erde brennt - wie in einem Hollywoodfilm, aber es ist kein Hollywood-Film". Vehement brandmarkt sie das Verhalten der Europäischen Union beim Thema Flüchtlingspolitik. Das Verhalten der EU sei "beschämend und nicht hinnehmbar", die "Lager auf Lesbos sind die Hölle auf Erden".
Vehement bezieht sie auch im "Schwarzen Bären" Position gegen "Hasser und Hetzer". Eindringlich fordert sie: "Wir sollten sie benennen, die Stichwortgeber, wir sollten ihnen widersprechen, selbst wenn sie nur in Nebensätzen rassistisch reden." Denn für Roth ist die Strategie dieser Hetzer klar: "Sie wollen, dass wir uns gewöhnen an ihre Sprache."