Wer von Spanien nach Kaltenbrunn geflogen ist
Autor: Berthold Köhler
Kaltenbrunn im Itzgrund, Montag, 18. Februar 2019
Eine gute Woche früher als in den vergangenen Jahren ist der Storch aus Kaltenbrunn im Itzgrund in seinen Horst bei der Brauerei Schleicher zurückgekehrt.
Es ist schon ganz schön viel los in den Storchennestern des Coburger Landes. Am Montagmorgen hat sich bei der Brauerei Schleicher im Itzgrund der erste Storch eingefunden - ein paar Tage früher als in den vergangenen Jahren. Aber das Signal ist eindeutig, sagt Hans Peter Schönecker (Storchenbeauftragter beim Coburger Kreisverband im Landesbund für Vogelschutz): "Für die Vögel ist hiermit der Winter offiziell vorbei."
Naja, nachts ist es aber schon noch frisch... "Macht nichts", weiß Schönecker und verweist auf andere große Vögel, denen Minusgrade auch nichts ausmachen. Grau- und Silberreiher bleiben schließlich den gesamten Winter über in Regionen wie dem Coburger Land und finden dort ausreichend geschützte Nachtquartiere und auch Nahrung. Da brauche man sich um den Storch keine Sorgen machen, versichert der Storchenfachmann: "Minus fünf Grad in den Nächten stellen kein großes Problem dar."
Nicht üppig, aber ausreichend, stellt sich das Nahrungsangebot für die Störche dar. Nachdem den Itzgrund hinunter bereits seit Tagen kein Schnee mehr auf den Wiesen liegt, "geht es auch mit den Mäusen schon so langsam wieder los", erklärt Hans Peter Schönecker. Zudem tauen bei zweistelligen Plusgraden die letzten zugefrorenen Entwässerungsgräben wieder auf und geben den Zugriff auf weitere Nahrungsquellen frei: Kleintiere im Wasser oder auch Aas. Wählerisch sind Störche, die nachgewiesener Maßen keinen guten Geruchssinn haben, dabei nicht: Hauptsache, die Kost ist tierisch.
Es gibt noch Fragezeichen
Dank aufwändiger Studien und mehreren mit einem Sender ausgestatteten Störchen weiß die Zentrale beim Landesbund für Vogelschutz (LBV) genau, wo die ersten Störche des Jahres ihren Winter verbracht haben: "Das ist der erste Trupp der sehr frühen Spanien-Rückkehrer", hat Oda Wieding (Diplom-Biologin und Referatsleiterin beim LBV) auf der Homepage ihres Verbandes geschrieben. Ein großer Teil der bayerischen Storchenpopulation - insbesondere der, der über die Türkei nach Afrika zieht - wird erst in ein paar Wochen in seinem Sommerquartier ankommen. Die Reiseroute, die zum Beispiel das Kaltenbrunner Storchenpaar in den vergangenen Tagen/Wochen zurückgelegt hat, geht von Spanien über das Rhonetal, den Rhein, am Schwarzwald vorbei zum Bodensee und von dort aus geradewegs Richtung Norden. Lesen Sie hier, wie viele Störche im vergangenen Jahr im Coburger Land geschlüpft sind
Hans Peter Schönecker ist überzeugt davon, dass die Vögel ein natürliches Gespür für das Wetter haben: "Sie würden nicht weiterziehen, wenn sie nicht das Gefühl hätten, sie könnten schon ohne große Probleme hier bleiben." Und falls das Wetter doch noch mal schlechter wird, stellt das für einen Storch auch kein großes Problem dar: Die vorübergehende Rückkehr in wärmere Gefilde wie etwa die Rheinebene ist für ihn nicht mehr als nur ein guter Ein-Tages-Flug.
Während der Kaltenbrunner Storch in den vergangenen Jahren stets als erster Vogel seiner Art wieder an seinem Sommersitz im Coburger Land ankam, hatten heuer einige seiner Artgenossen die Nase vorn. In Bad Rodach wurde schon am 10. Februar ein Storch auf der Nisthilfe am Kurring gesehen. Ob es der gleiche Vogel wie im vergangenen Jahr ist, konnte Hans Peter Schönecker bei einer Kontrollfahrt nicht feststellen. Der Storchenbeauftragte konnte erst bei Einbruch der Dunkelheit ein Foto machen, auf dem allerdings die Ringnummer des Bad Rodacher Weißstorchs nicht mehr zu entziffern ist. Gleiches gilt für den Horst auf dem Meschenbacher "Bräustübla", wo Schönecker am Freitag auch schon einen Weißstorch, aber nicht dessen Ringnummer, gesehen hat. Aber es könnte durchaus ein alter Bekannter gewesen sein, vermutet der LBV-Beauftragte: "Das Verhalten des Storches spricht dafür, dass es sich um den seit vielen Jahren auf dem Schlot brütenden männlichen Storch handelt."
Der LBV weiß, wo die Störche hinfliegen
Das Storchenpaar, das auf dem Horst der Familie Lessing auch den zurückliegenden Winter im Coburger Land verbracht hat, ist inzwischen kein absoluter Ausnahmefall mehr. "Rund 300 Störche verbringen mittlerweile den Winter komplett in Bayern und ziehen gar nicht mehr in den Süden", weiß Oda Wieding, Weißstorchexpertin beim Landesbund für Vogelschutz (LBV).