Druckartikel: Wenn Hilfe auf Habgier trifft: Ein Helfer schildert schlimme Erfahrungen

Wenn Hilfe auf Habgier trifft: Ein Helfer schildert schlimme Erfahrungen


Autor: Rainer Lutz

Neustadt bei Coburg, Dienstag, 19. Dezember 2017

Die Mitglieder Tschernobyl Kinderhilfe Neustadt helfen weiter in der Ukraine - auch wenn sie dabei auf Abgründe ihrer Mitmenschen in Deutschland stoßen.
Dieter Wolf verlädt rund 40 Kartons mit Babysachen, die der Kinderhilfe gespendet wurden. Sie gehen jetzt noch vor Weihnachten auf die Reise in die Ukraine, wo sie dringend gebraucht werden.  Foto: Rainer Lutz


Advent heißt für Dieter Wolf, den Vorsitzenden der Tschernobyl Kinderhilfe Neustadt, Arbeit. Jahr für Jahr geht von Neustadt aus ein extra Transport in die Region des Reaktorunglücks in der Ukraine. Diesmal waren es 187 große Pakete, die auf die Reise geschickt wurden. Das geht alles nicht ohne Geld.


Für den guten Zweck: Die Deutschen spenden immer mehr

Geld für solche Hilfszwecke sammelt die Kinderhilfe Jahr für Jahr auch über eine Tombola beim Weihnachtsmarkt. Ausgerechnet die wurde für die Helfer in diesem Jahr zur Katastrophe, wie Wolf schildert. Zwar waren alle Lose rasch weg - schließlich gibt es dabei keine Nieten. Aber die Szenen, die sich dabei abspielten, lassen Wolf daran zweifeln ob er die Tombola weiter durchführen kann. Das Verhalten mancher Loskäufer macht den Vereinsvorsitzenden sprachlos. "Zwischenzeitlich wurde uns mitgeteilt, dass wahre Banden und Familien-Clans aus dem Umkreis kommen und viele Lose kaufen, um dann die wertvollen Preise und Gewinne postwendend ins Internet zu setzen und zu verkaufen", sagt Wolf.


Regelrecht brutal

Das Verhalten der Leute sei oftmals regelrecht brutal. "Unsere Losverkäufer werden massiv von habgierigen Menschen dermaßen bedrängt, so dass ich es nicht mehr verantworten kann, meine Helferinnen und Helfer frei herumlaufen zu lassen. Es besteht echte Verletzungsgefahr", muss Wolf feststellen. Er schildert ein persönliches Erlebnis: "Mir wurde von einer reifen Dame ein volles Eimerchen mit Losen aus der Hand gerissen, hierbei hat mich diese Frau auch noch vollgespuckt. Bei meiner nicht einfachen Rücknahme unserer Lose sind einige Lose auf dem Boden gefallen. Als ich die Lose vom Fußboden aufgehoben habe, hat mir diese ehrenwerte Dame mit den Füßen in den Rücken getreten. Ich habe gekocht vor Wut, aber man muss ja ruhig und Vorbild sein." Für Wolf ist daher klar: Am nächsten Nikolausmarkt gibt es keine Tombola mehr oder in anderer Form.


Hilfe für Christina

Doch Wolf treiben derzeit noch ganz andere Sorgen: "Ein großes Anliegen ist es gerade für mich, das Leben des sechsjährigen krebskranken Mädchens Christina in Wysotzk zu retten." Die Schwester der kleinen Christina war im Sommer mit 19 weiteren Kindern zur Erholung ins Coburger Land gekommen. Von ihr erfuhr Wolf von der Krankheit des Mädchens. Die Möglichkeiten der Familie, dem Kind eine gute medizinische Versorgung zu verschaffen, sind gering. "Sie haben einen Kredit aufgenommen für die Chemotherapie", aber jetzt fehlt das Geld für eine weitere Behandlung", erklärt Wolf und sucht nach Möglichkeiten, von Deutschland aus zu unterstützen. "Wir werden ihr helfen, bis sie den Kampf gegen den Krebs gewonnen oder eben verloren hat", verspricht der Vorsitzende der Kinderhilfe.


Nächster Aufenthalt

Währenddessen läuft bereits die Planung für den Erholungsaufenthalt der nächsten Kindergruppe im kommenden Jahr. Noch vor Weihnachten wird es eine Liste geben, mit Kindern, die Helfer des Vereins dann besuchen, um zu entscheiden, welche von ihnen mit nach Deutschland kommen dürfen. Dazu sind die deutschen Helfer mit Schulen und anderen Kontaktpersonen in der Ukraine vernetzt. Mit ihnen gemeinsam werden die Kinder beim Besuch vor Ort ausgesucht. Etwa 20 Kinder und drei Betreuerinnen kommen dann in den ukrainischen Ferien vom 3. bis 29.Juni ins Pfadfinderheim in Fornbach.


Transport zu Ostern

Der Ostertransport 2018 ist bereits in Vorbereitung und beschäftigt die Helfer zurzeit reichlich. Gerade ist eine größere Sachspende eingegangen, die eingelagert werden muss. Lagerräume sind eine Sorge des Vereins. Um die Sachen bis zum Transport unterzubringen, sucht der Verein dringend eine Halle oder Räume, die ebenerdig zu erreichen sind. Freuen würde sich Wolf über eine kostenlose Lagermöglichkeit. Das Geld des Vereins soll ja möglichst komplett in die Hilfe fließen.


Hilfskonto

Bankverbindung Wer den Verein Tschernobyl-Kinderhilfe Neustadt finanziell unterstützen möchte, kann das mit einer Spende über folgende Bankverbindung tun:
Sparkasse Coburg - Lichtenfels
IBAN: DE68 7835 0000 0000 3735 55
BIC: BYLADEM1COB.