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Welsberger Windpark: Bürger kommen zu Wort


Autor: Berthold Köhler

Welsberg, Donnerstag, 12. November 2015

Beim umstrittenen Des Windparks "Bürgerwald" in Welsberg (Gemeinde Itzgrund, Landkreis Coburg) ist noch lange nicht alles in trockenen Tüchern. Der Investor geht aber davon aus, dass er alle vier Windräder errichten darf, und lehnt deshalb die Alternativvorschläge der Windpark-Gegner ab.
Streitfall "Bürgerwald": Die Plakate gegen das Windpark-Projekt in Welsberg hängen zwar nicht mehr, wohl aber tun die Gegner weiter ihren Unmut kund. Am 25. November können sie dies auch bei einer Informationsveranstaltung in der "Holzwurm-Halle" tun. Foto: Berthold Köhler


Für die Einwohner des Itzgrundes wird es am Mittwoch, 25. November, 17 Uhr, eine Informationsveranstaltung in der "Holzwurm-Halle" zum geplanten Windpark "Bürgerwald" geben. Das hat Martin Demmeler, der beim Windpark-Betreiber "Green City Energy" verantwortliche Projektleiter, dem Tageblatt auf Nachfrage bestätigt. Allzu große Hoffnungen, bei dieser Veranstaltung mit ihrem Alternativ-Vorschlag - dem Bau von drei statt vier Windrädern - Gehör zu finden, sollten die Windpark-Gegner allerdings nicht haben. "Wir planen mit allen vier Standorten", stellte Demmeler klar.
In Welsberg selbst stößt die Vorgehensweise von "Green City Energy" (GCE) unvermindert auf Kritik. "Das Unternehmen tritt hier auf, als sei alles in trockenen Tüchern", sagte der Schottensteiner Reinhard Ehrlich, der so etwas wie der Sprecher der Bürgerinitiative (BI) gegen den Windpark ist. Dass GCE schon loslegen könne, sei aber mitnichten der Fall.
Da hat Ehrlich recht: Schließlich läuft eine Klage gegen den Vorbescheid für den Bau der Anlage. Die Klage wurde vom Bayreuther Verwaltungsgericht zwar abgewiesen, aber noch liegt den Beteiligten nicht einmal die schriftliche Urteilsbegründung vor. Es kann durchaus sein, dass diese erst in der Adventszeit in Welsberg eintrifft. "Danach hat der Kläger sechs Wochen Zeit, um einen Antrag auf eine Berufungsverhandlung vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof zu stellen", erklärte Daniel Hartung, der Vorsitzende der BI "Sturmwind". So lange geht auf jeden Fall gar nichts.


Weit weg von den Grenzwerten

GCE ist indes davon überzeugt, dass seine Pläne für den Windpark auch weiteren juristischen Überprüfungen standhalten werden. Deshalb rückt Martin Demmeler auch nicht vom Bau der geplanten vier Windräder ab. "Schatten, Schall, Naturschutz - bei all diesen Aspekten sind wir weit weg von jedweden Grenzwerten", versicherte der Projektleiter. Stattdessen verwies Demmeler auf den hohen finanziellen und technischen Aufwand, den "Green City" unter anderem für die Strom-Anbindung des Windparks nach Seßlach betreibt. Dieser rechne sich bei den Welsberger Wind-Werten (Demmeler: "Diese sind für einen Binnenland-Standort ausreichend bis gut.") nur bei vier großen Anlagen. Insofern ist die von der "Sturmwind"-BI ins Gespräch gebrachte Alternative (das ortsnahe Windrad IV nur 160 Meter hoch zu machen) für Demmeler "eben keine Alternative". Reinhard Ehrlich nahm diese Argumentation kopfschüttelnd zur Kenntnis. "Die wollen hier mit dem Kopf durch die Wand." Die Welsberger hingegen seien auf die Gemeinde und GCE zugegangen - unter anderen, indem sie die aggressiven Plakate gegen den Windpark abhängten.
Sollte der Vorbescheid Rechtskraft erlangen, könnte GCE umgehend mit dem Bau von drei der vier Windenergieanlagen beginnen. Das bestätigte Dieter Pillmann, der Pressesprecher des Coburger Landratsamtes. Die fehlenden Unterlagen zum Bauantrag seien inzwischen nachgereicht worden. Um auch das vierte Windrad und damit das gesamte Projekt auf "planungsrechtlich ganz sichere Füße" (Demmeler) zu stellen, läuft derzeit ein Bebbauungsplan-Verfahren bei der Gemeinde Itzgrund. Dieses wurde notwendig, weil GCE die umstrittene Anlage IV um 18 Meter verschieben möchte - nach Ansicht von Daniel Hartung damit auch über die Grenzen des festgelegten Vorranggebietes für den Windparks hinaus.


Es kann wieder geklagt werden

Wie Dieter Pillmann erklärte, bestehe für Betroffene die Möglichkeit, rechtlich auch gegen den Bauleitplan vorzugehen: in einem Normenkontrollverfahren. Martin Demmeler blickt einem weiteren drohenden Streit vor Gericht gelassen entgegen: "Wir haben da nichts einzuwenden, wenn Bürger klagen." So sei es eben in einem Rechtsstaat. Dass "Green City Energy" irgendwann einmal der Geduldsfaden reiße und das Welsberger Projekt beerdig, glaubt Demmeler nicht: "Wir haben uns kein zeitliches Ende gesetzt." Das "Bürgerwald-Projekt" befinde sich auf einem "guten baye rischen Standort" - da lohne es sich, auch ein wenig zu warten.

Informationen rund um den "Bürgerwald"
Auslegung: Die Pläne für den Bebauungsplan liegen ab Montag, 16. November, vier Wochen lang im Rathaus aus. Im Verfahren haben die Bürger die Möglichkeit, ihre Bedenken zum Projekt zu äußern.

Öffnungszeiten: Das Rathaus hat montags bis mittwochs von 8 bis 15, donnerstags von 8 bis 18 und freitags von 8 bis 12 Uhr geöffnet.

Ablauf: Nach einer ersten Würdigung und Abwägung der Bedenken durch den Gemeinderat Itzgrund (voraussichtlich Mitte Januar) erfolgt im Februar/März eine erneut vier Wochen lange öffentliche Auslegung. Die Beschlussfassung des Gemeinderates zum Bebauungsplan könnte demnach frühestens Ende März stattfinden.

Ausbeute: "Green City Energy" geht nach Auswertung dreier Gutachten davon aus, dass mit der Wind-Energie aus dem "Bürgerwald" rund 16 000 Menschen mit Energie versorgt werden können.