Druckartikel: Weitramsdorfer Waldbesitzer setzten auf Vielfalt

Weitramsdorfer Waldbesitzer setzten auf Vielfalt


Autor: Rainer Lutz

Weitramsdorf, Freitag, 25. Oktober 2013

Die Erde wird wärmer. Eine kleine Waldkorporation im Coburger Land gibt sich alle Mühe, mit geschicktem Wirtschaften darauf zu reagieren.
Günther Schelhorn und Anke Schäfer bei der Planung in einem Laubholzbestand, der vor etwa 15 Jahren angelegt wurde. Foto: Rainer Lutz


Der Klimawandel schreitet voran, und der Waldbau versucht ihm zu folgen. Doch Veränderungen sind in der Forstwirtschaft keine schnelle Sache und guter Rat ist - eben nicht teuer. Noch leistet sich der Freistaat Bayern Förster, die Waldbauern mit Rat und Tat zur Seite stehen, ohne dafür zu kassieren. Wie diese Beratung und deren Umsetzung hilft, hoffentlich zukunftsfähige Wälder zu schaffen, zeigt das Beispiel der Waldkorporation Weitramsdorf, die gemeinsam mit Försterin Anke Schäfer seit Jahren am Waldumbau arbeitet.

Fehler im Forst muss meist erst die nächste Generation ausbaden. Günther Schelhorn, der Vorsitzende der Waldkorporation Weitramsdorf, zeigt eine gezäunte Fläche in einem Tal grund. Zahllose Baumarten drängen sich als junge Pflanzen hinter dem Zaun zusammen. "Das war ein Sturmschaden", erklärt Günther Schelhorn.

Die Fichten, die hier ungeeignet für den feuchten Boden gepflanzt worden waren, fielen reihenweise um. "Wir haben dann Baumarten gepflanzt, die für diesen Standort besser geeignet sind", erklärt Anke Schäfer.

Vielfalt hinterm Zaun

Erlen zum Beispiel und Eschen, brachten die Waldbauern hier in den Boden. Wenn heute auch Lärchen (Schelhorn: "Die wachsen ganz hervorragend hier."), Birken, Fichten, Kiefern und Weiden hinter dem Zaun hochkommen, dann ohne Zutun des Menschen. Was von der bunten Mischung am Ende stehenbleiben darf, das entscheidet sich erst in fünf oder zehn Jahren. "Das Beste bleibt stehen", erklärt Schelhorn ganz einfach. Das Beste kann eine Lärche sein, eine Eiche, die gepflanzte Erle oder auch mal nicht gepflanzte Birke. "Wir wollen gerade hochwachsende Stämme", erklärt die Försterin. Denn solche Stämme bringen eben das meiste Geld, und Waldbauern pflegen ihre Forsten letztlich, um damit Geld zu verdienen - wie der Bauer auf seinem Feld.

Rund 145 Hektar bewirtschaftet die Korporation, zu der 32 Mitglieder gehören. "Die Gründung war im Jahr 1869", erzählt Schelhorn. Damals wurde der Wald aufgeteilt zwischen Kirche, Gemeinde und Landwirten, die sich damals zur Korporation zusammenschlossen. Eine häufige Form der gemeinsamen Bewirtschaftung in der Region, wie der Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg Lichtenfels, Oliver Kröner, bestätigt.

Kröner steht hinter der Idee des Waldumbaus. "Der Klimawandel ist eine Tatsache, in den vergangenen 100 Jahren hat sich die Jahresdurchschnittstemperatur auf der Erde bereits um ein Grad Celsius erhöht", hält er fest. Die Forstwirtschaft setzt diesem Phänomen Vielfalt entgegen. Eine möglichst bunte Mischung von Baumarten in einem Wald bietet dem Forstwirt Risikominimierung bei klimatischen Veränderungen, bei Schädlingsbefall - aber auch am Holzmarkt. "Natürlich bleibt daneben immer der Blick in die Stand ortkarte wichtig", betont Kröner.

Auf Boden, für den sie geeignet ist, gedeiht eine Baumart auch im Klimawandel sicher besser, als auf ungeeignetem Land. Die Fichte ist keine natürlich im Coburger Land vorkommende Baumart. Sie wurde früher häufig gepflanzt, weil sie schnell wächst und gutes Geld bringt, fühlt sich aber erst über 800 Höhenmetern wirklich wohl. Dennoch muss sie nicht verbannt werden. Ebenso wenig wie die Kiefer: "Der Standort hier auf dem Sandsteinkeuper ist nicht schlecht für die Kiefer", sagt auch Anke Schäfer und zeigt auf die beachtlichen Kiefernstämme in der Umgebung.

Viel mehr Laubholz

Trotzdem will sie mit der Waldkorporation für einen größeren Laubholzanteil auf deren Flächen sorgen. "Früher hatten wir hier vielleicht zehn Prozent Laubholzanteil, jetzt sind wir bei 25 Prozent", sagt Günther Schelhorn nicht ohne Stolz. Es könnte schon mehr sein. Doch auch eine Korporation muss aufs Geld schauen, und Zäune sind teuer. Auf sie verzichten können die Weitramsdorfer Waldbauern aber nicht ganz. "Hasen und Rehe lassen die Pflanzen sonst nicht hochkommen", weiß Schelhorn. Gerade in der Zeit des Waldumbaus werde daher von den Jägern verlangt werden müssen, dass sie die Wildbestände im Zaum halten. Die Zusammenarbeit seiner Korporation mit den örtlichen Jägern klappe aber schon gut, betont Schelhorn.

"Später, wenn der Wald umgebaut ist, dann kann er auch wieder mehr Wild vertragen", ist Weitramsdorfs Bürgermeister Christian Gunsenheimer überzeugt. Die Gemeinde ist am Thema Waldumbau sehr interessiert, immerhin gehört sie mit rund 200 Hektar Kommunalwald zu den größeren Waldbesitzern der Region.

"Die Verantwortlichen in der Waldkorporation sind wirklich mit ganzem Herzen dabei", lobt der Bürgermeister. Über die Generationen hinweg werde hier mit großem Sachverstand gearbeitet. Das zeige sich gerade jetzt, wenn es um den Umbau zu einem vielfältigen Forst geht.

Eine Garantie, dass diese Mühe wirklich dazu führt, dass der Wald dem Druck des Klimawandels trotzen kann, vermag selbst Oliver Kröner als Fachmann nicht zu garantieren. "Wir wissen nicht, wo die Reise hingeht. Wir können nur nach bestem Wissen handeln."