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Weitere Analyse soll Bahn überzeugen


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Freitag, 06. Dezember 2013

Thomas Kreuzer, der Vorsitzende der CSU-Fraktion im bayerischen Landtag sichert, der IHK die Unterstützung bei Verkehrsprojekten im Coburger Raum zu.
Bei vielen Themen auf einer Linie: IHK-Präsident Friedrich Herdan (rechts) tauschte sich gestern mit Thomas Kreuzer (links) aus. In der Mitte Coburgs Landtagsabgeordneter Jürgen W. Heike. Foto: Oliver Schmidt


Es sind drei Großprojekte, bei denen sich Friedrich Herdan derzeit ganz besonders ins Zeug legt - und bei allen drei besteht durchaus das Risiko, dass sie am Ende trotzdem nicht klappen. Um so mehr dürfte sich der Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Coburg am Freitag gefreut haben, als mit Thomas Kreuzer einer der wichtigsten CSU-Politiker des Landes durchweg seine volle Unterstützung bei der Realisierung zusicherte. Kreuzer sprach bei einem Empfang im Anschluss an die IHK-Vollversammlung.

Erstes Thema - der Schienen-Lückenschluss nach Südthüringen, der als "Zubringer" langfristig helfen soll, einen ICE-Halt in Coburg im Zwei-Stunden-Takt zu sichern. Friedrich Herdan beschrieb die Verhandlungen mit der Bahn als "zäh". Doch der Präsident lässt nicht locker: Ein Gutachten der Bahn, das angeblich aufzeigt, dass sich ein Halt im Zwei-Stunden-Takt in Coburg nicht lohne, wird von Herdan angezweifelt.

"Die Bahn hat ein viel zu niedriges Fahrgastpotenzial zugrunde gelegt!" Deshalb werde die IHK nun eine weitere Potenzialanalyse in Auftrag geben. Bei der Finanzierung dieser "Argumentationshilfe" greift unter anderem auch der Feistaat Thüringen unter die Arme - "und hoffentlich auch der Freistaat Bayern?"

Thomas Kreuzer, Vorsitzender der CSU-Landtagsfraktion, ging auf diese konkrete Frage zwar nicht ein, sagte aber sehr wohl seine grundsätzliche Hilfe zu. Denn: "Bei diesem ICE-Halt geht es nicht nur um Coburg, sondern um einen ganzen Raum." Die Bahn habe viel investiert, um Coburg auf ICE-Gleisen anfahren zu können. Deshalb müsse nun auch ein solcher Systemhalt durchgesetzt werden. Bei einem Halt nur in Tagesrandlagen hingegen - bei gleichzeitigem Wegfall des jetzigen ICE-Halts in Lichtenfels - würde sich die verkehrliche Situation der Region verschlechtern. "Und das können wir uns nicht gefallen lassen", betonte Thomas Kreuzer.

Zweites Thema - ein neuer Verkehrslandeplatz. "Ich unterstütze solche Projekte, weil die Region das braucht", sagte Kreuzer und nannte eine solche Infrastrukturmaßnahme "unabdingbar für die Geschäftswelt".

Drittes Thema - die Energiewende und die damit verbundenen Sorgen der Wirtschaft. Kreuzer drängt ebenso wie die IHK auf einen schnellen Bau der 380-kV-Leitung. Und er stellte klar: "Die Stromversorgung muss sicher und bezahlbar sein." Unter anderem plädiert Kreuzer für den Bau eines Gaskraftwerkes als Ersatz für das Atomkraftwerk in Grafenrheinfeld, das 2015 abgeschaltet wird. Kreuzer hält es zwar für möglich, dass bis 2015 die 380-kV-Stromtrasse steht - doch sicher sei dies zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.


ZITATE VOM EMPFANG


"Ländlicher Raum? Wir nennen uns lieber Entfaltungsraum! Denn wir wollen uns entwickeln."
Friedrich Herdan, Präsident der IHK zu Coburg

"Die Verhandlungen mit der Bahn sind zäh. Aber einen ICE-Halt nur in Tagesrandlage wollen wir uns nicht gefallen lassen."
Friedrich Herdan

"Das ist kein elitärer Wunsch einzelner Unternehmer, sondern ein unverzichtbarer Faktor in einem globalen Wettbewerb."
Friedrich Herdan zum Bau eines richtlinienkonformen Verkehrslandeplatzes

"Die Maut wird kommen! Es gibt Modelle, wie nur im Ausland zugelassene Pkw eine Belastung erfahren."
Thomas Kreuzer, Chef der CSU-Landtagsfraktion

"Die Investition in Forschung und Bildung ist der Schlüssel für die regionale Entwicklung. Durch starke Hochschulen können wir Hightech-Arbeitsplätze in der Region halten."
Thomas Kreuzer

"Bei der Energie müssen wir die Versorgungssicherheit und die Preiswürdigkeit garantieren. Sonst schnüren wir unsere Wirtschaft ab."
Thomas Kreuzer

"Den Bau der 380-kV-Trasse müssen wir mit Hochdruck umsetzen. Die Zeit drängt, aber bis 2015 ist das zu schaffen."
Thomas Kreuzer

"Ohne Versorgungssicherheit bei der Energie gehen bei uns zwar nicht die Lichter aus, weil dann ja zunächst bei der Wirtschaft der Strom angestellt wird. Aber wenn hier Produktion eingestellt werden müssen, dann werden wir zu dem ,ländlichen Raum‘, der wir nicht sein wollen. Wir sind dann nur noch Schlafstätte für übermüdete Manager aus den Ballungsräumen."
Friedrich Herdan