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Weischau: Nabel der Narrenwelt


Autor: Klaus Oelzner

Sonnefeld, Sonntag, 11. Februar 2018

Einmal im Jahr wird der sonst ruhige 50 Seelen Ort Weischau von Hunderten von Besuchern überrannt - wenn der Faschingsumzug sich durch das Dorf schlängelt.
Wacker Weischau könnte der Fußballverein der Zukunft werden, geht es nach den Narren beim Umzug in dem kleinen Ort. Fotos: Klaus Oelzner


Die "große Politik" und aktuelles Lokalgeschehen boten Ortsvereinen und Gästen reichlich Stoff. Festwagen und Fußgruppen ließen am Sonntag den närrisch-farbenfreudigen Umzug von Unter- bis Oberweischau und wieder zurück zum Treffpunkt Gemeindehaus zum Erfolg werden.
Der - weil´s so schön war - gleich drei mal seine Runde drehte. Selbst Temperaturen unter Null konnten im Sonnefelder Gemeindeteil der Festfreude keinen Abbruch tun. Hunderte begeisterte Zuschauer aller Altersstufen gesellten sich zu den lediglich rund 50 Weischauer Einwohnern; ließen sich Spaß an der Freud an der inzwischen zwölften derartigen Veranstaltung nicht verderben. Immer wieder ertönte der Schlachtruf "Weischau Helau", für den Ortsteilsprecher Jörg Faber als "Strabs"-lastiger Straßenbauarbeiter in Schutzkleidung den Takt vorgegeben hat.


Spott für die Bundesregierung

Wie geradezu selbstverständlich ließen es sich die Akteure nicht nehmen, die sich seit Wochen hinziehenden Geburtswehen um eine neue Bundesregierung gehörig aufs Korn zu nehmen. Mit Sprüchen wie "wir lindnern nicht herum"; "wir brauchen keine Groko - wir machen das selbst" schickten die Narren gute Ratschläge in Richtung Berlin. Vom Präsentationswagen des Weischauer Königreichs huldigten Königin Nina und König Daniel ihrem närrischen Volk. Nicht ohne die brandaktuelle Feststellung "Ihr braucht 138 Tage für eine Regierungsspitze - wir hätten es am ersten Tag geschafft".


Landrat mit eigener Kapelle

Für Landrat Michael Busch ist es ja fast schon ein Heimspiel, wenn er mit eigener Kapelle im jährlich wechselnden "Herrscherkostüm" auftaucht und Unmengen Süßigkeiten unters Volk bringt. Den Sonnefeldern empfahl er mit Blick auf den anstehenden Millionenaufwand zur Sicherung der Trinkwasserversorgung "spart fürs Wassergeld". Sie fixierten im Gegenzug Gedanken zum (möglichen) Neuanfang in der Bayerischen Landeshauptstadt mit der Forderung einer direkten Zugverbindung von Friesendorf über "Weischich" nach München.
Nicht enden wollenden Enthüllungen im Dieselskandal um deutsche Autobauer der Autohersteller widmete sich der AMC Hohe Aßlitz. Phantasievoll kostümiert präsentierte sich Oberweischau als "zuckersüß und niemals sauer".


Einhörner gehen immer

Ein weiterer Festwagen widmet sich der (in Sonnefeld noch nicht existierenden) Einhornstraße. Mit Flaschen gut versorgt präsentierte sich die Weischauer Weinkönigin Nicole. Sprüche wie "Frohnlach ade - Weischau ok" würdigten das nachbarschaftliche Geschehen ums runde Leder, verbunden mit Beitrittswerben zum "Wacker Weischau".
Auf seine eigene Art versuchte der CSU Ortsverband am mit Schneewittchen und seinen Zwergen besetzten Festwagen die Frage nach den Doppelsinn der "Strabs" zu erklären ... Als einzige Fußgruppe bereicherte die ASB Besuchshundegruppe Neustadt das vielfarbige Gewusel.