Weihnachtsmärchen in Coburg: Umwege zum Glück - aber nicht für alle
Autor: Jochen Berger
Coburg, Donnerstag, 11. November 2021
Warum die Premiere des Familienstücks "Der kleine Lord" am Landestheater Coburg unter besonderen Vorzeichen steht.
Im Original erzählt das Kinderbuch "Der kleine Lord" eine rührende Geschichte mit einem späten Happy End. Eine Geschichte mit einem späten, dafür aber besondern berührenden glücklichen Ende sollte auch die Inszenierung des "Kleinen Lords" am Landestheater Coburg werden.
Jetzt aber wird aus der Neuinszenierung, die am Samstag (Beginn: 14 Uhr) Premiere am Landestheater feiert, ein ungetrübtes Happy End nur auf der Bühne. Denn im Zuschauerraum wird das ausdrücklich als Familienstück ins Programm genommene Produktion in der Textfassung von Ulrike Schanko ein besinnliches Theatervergnügen mit unerwünschten Einschränkungen.
Kein Einlass für ungeimpfte Kinder ab 12
Schließlich gelten seit dieser Woche auch im Landestheater die 2G-Regelungen mit den daraus resultierenden Einschränkungen. Die aber bedeuten: Kinder ab 12 Jahren, die nicht geimpft oder genesen sind, dürfen nicht ins Haus. Aus dem Weihnachtsklassiker für die gesamte Familie ohne Altersbegrenzungen wird zwangsweise ein lückenhaftes Erlebnis.
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Theaterkasse bringt die neue Regelung reichlich zusätzliche Arbeit. Denn sie müssen Familien, die den "Kleinen Lord" wirklich als Familienstück erleben wollen, erklären, was eigentlich nicht zu erklären ist - dass ungeimpfte Kinder ab 12 Jahren derzeit nicht ins Theater dürfen. Auch wenn sich die Stornierungen für die Premiere bislang noch in Grenzen gehalten haben - am Landestheater geht derweil die Sorge um, dass die strikte neue Regelung Schulklassen regelrecht spalten oder ganz vom Besuch einer Vorstellung abhalten könnte.
Rege Ticket-Nachfrage
Aus Sicht der theaterpädagogischen Arbeit fühle sich die neue Regelung "schon fast an wie ein gebrochenes Versprechen, dass kulturelle Teilhabe für Kinder zwingend erforderlich ist", erklärt Christin Schmidt, Theaterpädagogin am Landestheater: "Natürlich befinden wir uns in einer Ausnahmesituation, aber dies wird, meiner Meinung nach, auf den falschen Rücken ausgetragen." Schmidts Befürchtung: Das Problem werde in die Familien und Schulklassen hingetragen, "die in dieser Pandemie eigentlich zum Symbol des Zusammenhalts für die Kinder und Jugendlichen geworden sind".
Die Nachfragen nach Tickets für das Familienstück war nach Auskunft des Theaters bislang gut, wenn auch nicht ganz so intensiv wie in den Jahren vor der Corona-Krise. Aber auch in diesem Jahr gibt es schon einige unter den rund 50 Vorstellungen, die bereits jetzt fast ausgebucht sind - bevorzugt Aufführungen am frühen Vormittag, die bei Schulklassen beliebt sind.
"Ich bedauere sehr, dass die Ausnahmeregelungen für Theatergruppen und Sport hier keine Anwendung finden", sagt Intendant Bernhard F. Loges auf Nachfrage: "Das Weihnachtsmärchen ist für alle da und wir könnten im Theater - gegebenenfalls auch mit Masken - doch eine Form der Sicherheit finden."